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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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Lachen aus. »Ja, bestimmt. Eher ein Fluch. Ein Gottfried-Fluch.«
    Ich beobachtete seine Reaktion, um herauszufinden, ob ihm der Begriff etwas sagte, aber er schien ihn nicht zu kennen.
    »Wie auch immer, ich wollte eigentlich nur sagen, dass es mir leidtut«, sagte Brett. »Das mit Eleanor.«
    Ich lächelte und fühlte mich unerwartet beruhigt, so ein normales Gespräch zu führen. »Danke.«
    »Wie geht’s ihr denn?« Seine Stirn war voller Sorgenfalten.
    Wie sollte ich darauf bloß antworten. »Sie ist – anders. Stiller. Ich glaub, sie ist traumatisiert«, sagte ich, was ja auch zum Teil der Wahrheit entsprach.
    »Wie waren ihre Ferien? War sie zu Hause bei ihrer Mutter? Oder im Krankenhaus?«
    »Ich glaube, sie war bei ihrer Mom. Hat geklungen, als ob ihre Ferien nicht so toll waren. Sich erholen und so. Warum fragst du sie nicht einfach selbst?«
    »Ach, nein. Lieber nicht. Ist ihr Bruder oft bei ihr?«
    Brandon war jetzt tatsächlich viel bei ihr und sah ernster und zorniger aus als je zuvor. Und wer konnte es ihm verdenken? Seine Schwester war wohl tot, und den Blicken, mit denen er jeden durchbohrte, der auch nur das Wort an sie richtete, konnte man eines entnehmen: Er war sich sicher, dass es einen Schuldigen gab, und den wollte er finden und zur Rechenschaft ziehen. »Ist er.«
    Brett zuckte die Achseln. »Hab ich mir schon gedacht. Hat sie irgendwas davon erzählt, wie es passiert ist?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie weiß es nicht.«
    Am Waldrain hielten wir an. Professor Mumm räusperte sich. »Heute werden wir lernen, wie man den Schnee deutet. Wie beim Boden auch können uns Beschaffenheit und örtliche Gegebenheiten von Schnee und Eis verraten, was darunterliegt. Eine Düne, eine Gletscherspalte; ob der Schnee pulverig oder kompakt ist, blau oder cremefarben oder reinweiß – aus all diesen Eigenschaften können wir erschließen, was darunter verborgen ist« – hier hob sie einen warnenden Zeigefinger –, »wenn wir gelernt haben, sie zu lesen. Nun möchte ich, dass Sie sich einen Partner suchen.«
    Brett knuffte mich mit dem Ellbogen in die Seite. »Wir beide?«
    Ich lächelte.Als ich vom Unterricht kam, lehnte Dante an einem Stein am Eingang von Haus Horaz und wartete auf mich, wunderschön wie eh und je. Er sah zu mir auf, als ich näher kam, sein Gesicht jung und irgendwie geheimnisvoll, sein Haar zurückgebunden. Hätte ich nicht ganz genau Bescheid gewusst, was er war, ich hätte mich wieder Hals über Kopf in ihn verliebt. Er trug ein frisch gebügeltes blaues Hemd mit Krawatte. Nur einen dünnen Mantel, keinen Schal. In seinem Haar sammelten sich Schneeflocken. Alles an ihm erinnerte mich daran, wie verschieden wir doch waren.
    »Renée«, rief er, aber ich ging weiter. »Renée, warte. Warum sprichst du nicht mit mir?« Er streckte die Hand aus und griff mich am Arm.
    Die Kälte seiner Haut traf mich unvorbereitet und ich riss meinen Arm weg und starrte ihn an, als wäre er ein Fremder. Einen winzigen Augenblick lang trafen sich unsere Augen, und da flackerte zwischen uns ein Funke des Verstehens auf, bevor ich den Blick abwandte.
    Wie fühlt es sich an, herauszufinden, dass dein Freund ein Untoter ist? Schockierend. Ungerecht. Aber hauptsächlich verstörend. Wie war es möglich, dass ich so viel Zeit mit Dante verbracht hatte, ohne zu merken, was er wirklich war? Schwer zu sagen, was mich mehr beunruhigte – dass er vor sich hin starb oder dass ein Mörder in ihm schlummerte. Hungerte er insgeheim nach meiner Seele? Ich dachte schaudernd zurück an die vielen Gelegenheiten, als wir uns beinahe geküsst hatten; wie knapp er davor gewesen war, mir das Leben zu nehmen. War er dazu fähig? Fragen wollte ich ihn nicht danach und auch sonst nicht darüber reden. Was sollte das bringen? Ich war lebendig, erwar tot, und alle Worte der Welt konnten nichts daran ändern.
    »Renée, bitte«, sagte er, als er mich gehen sah. »Hör mir doch zu. Sprich mit mir. Ich habe versucht, dich anzurufen –« Aber ich war schon weg.
    »Wie war Gartenbau?«, fragte Eleanor, als wir in Philosophie saßen und auf den Unterrichtsbeginn warteten.
    »Diesmal waren wir im Wald«, antwortete ich.
    Eleanor machte große Augen. »Wie war das? Was habt ihr gemacht?«
    »Schneetopografie. In Zweiergruppen.«
    Nathaniel runzelte die Stirn. »Was hat das mit Gartenbau zu tun?« Er schaute zu Eleanor. »Warst du nicht dabei?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ist schon ganz nützlich. Man kann rausfinden, wie der Boden

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