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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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anfangen? Sollte ich mit der Siebten Meditation beginnen oder einfach zu den Untoten vorspringen und erzählen, wie alles, das in dem Buch stand, auf Dante zutraf ? »Du weißt doch, dass Dante diese ganzen unerklärlichen Eigenschaften hat – diese kalte Haut und dass er nie … er nie …« Mein Blick fiel auf Eleanors Teller und meine Stimme verlor sich.
    »Renée?«, fragte sie. »Hallo? Wolltest du mir nicht gerade was erzählen?«
    »Was gegessen hat«, beendete ich den Satz ausdruckslos. Eleanor hatte sich praktisch nichts auf den Teller getan. Ich setzte meine Tasse ab und musterte sie noch einmal. Konnte das sein?
    »Du isst ja gar nichts«, sagte ich leise und versuchte mich zu erinnern, wie viele Tage Eleanor im Keller gewesen war. Zehn?
    Eleanor schaute auf ihren Teller. »Seit der Überschwemmung hab ich irgendwie den Appetit verloren.«
    »Und du hast keinen Mantel angehabt, als wir hier rübergegangen sind.«
    Eleanor war das gar nicht bewusst gewesen, bis ich sie darauf aufmerksam machte. »Ich glaube, du hast recht«, sagte sie und sah erstaunt auf ihre Arme in dem dünnen Pulli. »Ich hab’s noch nicht mal gemerkt. Egal, du wolltest gerade was erzählen über Dante und irgendein Buch?«
    Sollte ich sie einweihen? Ich war mir nicht sicher, ob Eleanor überhaupt schon die leiseste Ahnung davon hatte, was sie war, und ich war definitiv nicht diejenige, die sie aufklären sollte. Aber ich wollte auch nicht versehentlich umgebracht werden. »Ah ja, äh, nichts. Gar nichts.«
    In dieser Nacht schlief sie nicht. Sie warf sich in ihrem Bett umher, während ich in meinen Albträumen von rasenden Zombies umzingelt war, mit leeren, gefühllosen Gesichtern. Mehrmals wachte ich auf und fand meinen Schlafanzug schweißgetränkt. Ich strampelte mich frei und setzte mich auf; in meinem Kopf kreisten die Dinge, die mir mein Großvater über das Gottfried erzählt hatte, ich wurde sie einfach nicht los. Und dann sah ich hinüber zu Eleanor und fragte mich, ob sie wohl den Drang verspürte, sich meine Seele zu holen.
    Auf einmal stand sie auf und begann, im Zimmer herumzuwandern.
    »Geht’s dir nicht gut?«, fragte ich mit zitternder Stimme.
    Erstaunt drehte sie sich zu mir um. »Keine Ahnung. Muss ich drüber nachdenken«, murmelte sie mit der Stimme einer Schlafwandlerin und der Saum ihres Nachthemds flatterte im Mondlicht um ihre Knöchel.
    Am nächsten Morgen stand ich früh auf, um zu Gartenbau zu gehen. Es war unser erster Schultag nach den Ferien. Eleanor lag zusammengerollt im Bett, das Gesicht zurWand. Ich stupste sie sachte an. »Eleanor, steh auf. Wir haben um sechs Gartenbau.«
    Eleanor drehte sich nicht zu mir um. »Da geh ich nicht hin«, sagte sie jämmerlich. »Ich bin nicht mehr in dem Kurs.«
    »Wie bitte?«
    »Die haben meinen Stundenplan geändert. Geh einfach ohne mich.«
    Ich wartete noch einen Moment, aber sie rührte sich nicht. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich allein auf den Weg zum Unterricht zu machen.
    An diesem Morgen versammelten wir uns wieder bei der Kapelle, aber als Professor Mumm erschien, führte sie uns durch die Tore des Schulgeländes hinaus.
    »Renée«, rief Brett mir zu.
    Ich hielt an und betrachtete ihn in einem neuen Licht. »Oh – hallo, Brett.«
    Er kam herübergejoggt wie ein kerniger Skilehrer, in Wintermantel und gelb-blauem Gottfried-Schal. Seine braunen Locken quollen unter einer Strickmütze hervor. »Wie läuft’s?«
    »Ganz okay«, sagte ich. »Ging schon mal besser.«
    »Ferien nicht ganz so prickelnd?«
    Lachend schüttelte ich den Kopf. »Das ist die Untertreibung des Jahres. Aber ich hab mir einen Haufen Filme angeschaut.«
    »Miese Horrorfilme, schätz ich mal.«
    Ich sah ihn erstaunt an.
    Selbstzufrieden zuckte er die Achseln. »Würde passen.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Na ja, du scheinst ja hier jedes Mal im Unterricht was Totes zu finden.«
    Ich nagte an meiner Lippe und erinnerte mich an den ersten Tag dieses Kurses, als ich das tote Kitz gefunden hatte. Oder an später, als ich eigentlich auf der Suche nach kleinen Setzlingen gewesen war und dabei den Kadaver eines Vogels entdeckt hatte. Oder als ich über das erfrorene Eichhörnchen gestolpert war, als wir eigentlich etwas über saisonale Moose lernen sollten. »Wahrscheinlich hast du recht.«
    Brett stopfte die Hände in die Taschen. »Ist ja nicht schlimm. Professor Mumm liebt dich, du bist so was wie ihr Wunderkind. Vielleicht eine Art besondere Begabung.«
    Ich stieß ein

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