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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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unter dem Schnee beschaffen ist oder ob darunter was vergraben liegt.«
    »Die haben mich da rausgenommen«, erklärte Eleanor. »Dafür habe ich jetzt ›Einführung in die Gehobenen Sprachen‹. Was soll das bitte heißen, wenn etwas eine ›Einführung‹ und gleichzeitig ›gehoben‹ ist?«
    »Das hatte ich letztes Jahr«, sagte Nathaniel und sah sie forschend an, während ich ihn forschend ansah. War er etwa auch untot? Ich ging in Gedanken die Merkmale durch, während sich meine Lippen zu einem O formten. Seine Haut war kalt, seine Sinneswahrnehmungen gleich null, aber er war unwahrscheinlich schlau. »Das ist Latein. Mehr oder weniger.« Er sprach fließend Latein.
    Entnervt sank Eleanor in ihrem Stuhl zurück. »Ist ja großartig. Als die mir gesagt haben, ich brauche nicht mehrin Grundzüge des Lateinischen, dachte ich, die gönnen mir jetzt eine Pause nach der Sache im Keller.«
    Ich hatte hin und her überlegt, ob Eleanor über ihren Zustand Bescheid wusste. Bis jetzt war die Antwort Nein.
    Also versuchte ich einfach, jeden Abend so lange wie möglich mit Eleanor aufzubleiben, damit sie jemanden zum Reden hatte – in der Hoffnung, dass sie sich mir anvertrauen würde, wenn sie es erfuhr. Außerdem schlief es sich nicht gerade gut in einem Zimmer mit jemandem, von dem ich wusste, dass er den Drang hatte, mich umzubringen.
    Eleanor starrte zwischen uns hindurch. »Oder? Man sollte doch glauben, dass eine Nahtoderfahrung mich wenigstens vom langweiligsten Kurs aller Zeiten erlösen sollte.«
    Langsam begann sie zu lächeln. Nach einer Weile lächelte ich ebenfalls, und auch Nathaniel, und schnell wurde es zu Gelächter. Und auch wenn es nur für einen Moment war: Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich leicht.
    Ich sah Dante bis zur letzten Stunde nicht wieder. Als ich zu Rohwissenschaften kam, saß er schon an unserem Labortisch. Vor ihm stand ein Tablett, auf dem sich fein säuberlich medizinische Instrumente reihten: ein Skalpell, eine Pinzette, eine Nadel und ein Haken und eine Rolle mit Garn.
    Wortlos setzte ich mich neben ihn und zwang mich, meinen Blick auf der Tafel zu halten. Dante drehte sich zu mir. »Renée, ich wollte es dir sagen, aber jedes Mal, wenn ich’s versucht hab, wurden wir irgendwie unterbroch-« Passenderweiseklingelte es auch jetzt, bevor er fertig sprechen konnte, und Professor Starking kam mit einer großen Plastikwanne herein. Er stellte sie auf seinem Tisch ab.
    »Die Lebenswissenschaften«, sagte er. »Auch bekannt als Scientiae Vitae , das Gegenstück zur Disciplina Mortuorum oder der Wissenschaft vom Tode.« Er hievte die Wanne von seinem Tisch und ging damit durch die Bänke. Mit einer Greifzange fuhr er darin herum und brachte schließlich einen toten Frosch zum Vorschein.
    »Ich hab ja versucht, von dir wegzubleiben«, sagte Dante. »Am Anfang des Schuljahrs. Ich hab Abstand gehalten, weil ich dich nicht in Gefahr bringen wollte.«
    »Wir können die Lebenswissenschaften nicht studieren, wenn wir nicht auch den Tod untersuchen«, dozierte Professor Starking, während er durch die Reihen schritt. »Jeder von Ihnen hat von mir einen Frosch erhalten. Dies ist Ihr Untersuchungsobjekt.«
    »Aber ich konnte nicht wegbleiben. Ich kann immer noch nicht von dir wegbleiben. Ich wollte es dir sagen, ich hatte vor, es dir zu sagen, aber ich hatte solche Angst, dich zu verlieren.«
    Ich blinzelte meine Zornestränen zurück und starrte unseren Frosch an. Mit glasigen Augen starrte er zurück. Es war unfair. Vielleicht war es nicht Dantes Schuld, dass er tot war, aber es war seine Schuld, dass er mich da hineingezogen hatte, obwohl er wusste, was er war.
    »Renée? Sag doch was.«
    »Wer kann mir einige Merkmale des Verfalls nennen?« Professor Starking blickte im Raum um sich.
    »Kalte Haut«, flüsterte ich Dante zu und sah ihn aus denAugenwinkeln an, während meine Stimme fester wurde. »Steife Gliedmaßen. Keine Gefühle. Abgetrennt vom Rest der Welt.«
    »Lebende können genau dieselben Eigenschaften haben«, antwortete Dante.
    »Die Sache mit dem Papier? Die Séance? Du hast Bescheid gewusst und trotzdem zugelassen, dass ich das ganze Semester lang geglaubt habe, ich spinne.«
    »Ich hab versucht, dir –«
    »Bei dir fühl ich mich lebendig?« , wiederholte ich, was er mir in jener Nacht in Attica Falls gesagt hatte. »Ich fand das so romantisch. Ich hab nur nicht kapiert, dass du das wörtlich meinst.«
    »Warum soll es deshalb weniger bedeuten?«
    »Hast du jemanden

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