Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
Vom Netzwerk:
einem ermunternden Nicken.
    Ich stieg aus, die Augen voll Ehrfurcht auf das Haus gerichtet. Über dem Eingang war HAUS WINTERSHIRE eingraviert.
    »Was ist das?«
    »Danke, Dustin.« Mein Großvater hievte sich aus dem Beifahrersitz. »Wir legen hier einen kurzen Halt ein.«
    Die Gärtner drehten sich um und erhoben sich, als mein Großvater an ihnen vorbeiging.
    »Ist das dein … dein …« Wie sollte ich das bloß nennen? »Haus?«
    Mein Großvater lächelte. »Mein Zuhause, ja. Transzendental, nicht wahr?«
    Auch wenn mir die Bedeutung des Wortes noch immer nicht eingefallen war, schien es zu passen. Solche riesigen Häuser kannte ich nur aus Filmen und ich hatte immer angenommen, dass die irgendwo in der französischen Provinz oder den Mooren Englands gedreht worden waren. Niemals hätte ich geglaubt, dass es so etwas auch in Amerika gab. Dass eines davon auch noch meinem Großvater gehörte, war völlig unfassbar.
    Die große Eingangstür öffnete sich auf eine riesige Vorhalle mit schachbrettartig gemustertem Boden und schweren Kandelabern. Zwischen dicken Vorhängen drang trübes Tageslicht in den Raum. An jeder Seite führte eine Treppe nach oben, zum Ost- und zum Westflügel, wie einer in die Wand gravierten Kompassrose zu entnehmen war. Darunter stand eine hohe Standuhr, deren Messingpendel träge hin- und herschwang. Die passt hierher, dachte ich.
    »Dustin wird mit dir die große Besichtigungsrunde machen. Ich widme mich derweil einigen Angelegenheiten, die vor unserer Abreise erledigt werden müssen.«
    »Bleiben wir nicht hier?«
    Mein Großvater unterdrückte ein Lächeln. »Eine Nacht nur«, sagte er und übergab mich Dustin.
    Ich folgte ihm durch das Haus. In jedem der Zimmer hielten wir an; jedes hatte einen Namen und ein eigenes Thema.
    »Hier sehen Sie die Gingham-Bibliothek«, sagte Dustin, als wir einen achteckigen Raum mit Mahagoniparkett und endlosen Regalen voller Lederbände betraten. Ich berührte eine Rollleiter, die genau so die Wand entlangglitt, wie ich es aus Filmen kannte.
    Wir gingen weiter zum Roten Salon, einem mit Samt ausgekleideten Wohnzimmer, offensichtlich nur für Damen. Dustin stieß mir die Tür auf, wartete aber draußen. Es gab plüschige Sofas und winzige Beistelltischchen, auf denen gerade mal eine Teetasse Platz hatte.
    Danach kam das Pergamentzimmer, ein Arbeitszimmer mit einem alten Computer, der so aussah, als sei er seit zehn Jahren nicht mehr benutzt worden. Davor standen eine Schreibmaschine, eine Schachtel mit Farbbändern, ein unordentlicher Stoß Papiere und ein Gefäß mit einer Reihe von Füllfederhaltern, die aussahen, als hätten sie einiges gekostet. Und weiter ging es durch ein Labyrinth von Räumen, einer prächtiger als der andere. Ich versuchte, sie auseinanderzuhalten, aber in meinem Kopf schwirrten die Namen ebenso schnell durcheinander, wie Dustin sie verkündete:
    »Der Spielsalon.«
    »Der Hearst-Salon.«
    »Der Kristall- und Marmorsaal.«
    »Die Verlaine-Gemäldegalerie.«
    »Der Weinkeller Zur Stillen Einkehr.«
    »Der Rauchsalon der Exzellenzen.«
    Und schließlich: »Das Zweite Wohnzimmer.«
    Es war ein normales Wohnzimmer, wenn auch besonders prächtig, mit einem Perserteppich und zwei offenen Kaminen auf jeder Seite. Sitzgrüppchen mit viktorianischen Kanapees und Diwanen waren im Raum verteilt, dazu ein Flügel, eine Bücherwand und ein Kronleuchter aus Geweihen. An der Wand hingen Hirschköpfe und Porträts bedeutend aussehender Männer.
    »Warten Sie«, unterbrach ich, als Dustin die Flügeltür schloss. »Wo ist das Erste Wohnzimmer?«
    Er sah mich ausdruckslos an. »Es gibt keines.«
    Mein Großvater wartete in der Empfangshalle auf uns, als wir gerade mit dem Erdgeschoss und dem Keller fertig waren. »Danke, Dustin. Ab hier übernehme ich.« Er führte mich nach oben.
    Die Flure im ersten Stock hatten Leinentapeten und waren mit Porträts gesäumt. Immer wieder kamen wir an einem Schlafgemach vorbei, wie sie mein Großvater nannte, hauptsächlich für Besucher, obwohl ich ihn mir schlecht als Gastgeber vorstellen konnte.
    Am Ende des Ostflügels erklommen wir eine Wendeltreppe, die in den Ostturm führte. Oben gab es einen kleinen, von Fenstern durchbrochenen Gang, der auf eine einzige Tür zulief. Mein Großvater öffnete sie mir und ich trat ein.
    Es war ein Schlafzimmer, wie man es nur aus Märchen kennt. Es hatte große, bogenförmige Fenster und eine Gewölbedecke. Die Wände waren violett gestrichen undgeschmückt mit alten

Weitere Kostenlose Bücher