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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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auf den letzten Drücker Bescheid gesagt. Meine alte Mitbewohnerin hat das Gottfried von einem Tag auf den anderen verlassen und ich hab mich schon drauf eingestellt, ein riesiges Einzelzimmer zu haben … bis vor ein paar Tagen.«
    Ich wand mich unbehaglich. »Tut mir leid.«
    Sie zuckte die Achseln. »Schon okay. Wird bestimmt lustig. Außerdem findet man es alleine auch irgendwann einsam.« Sie musterte meine Beine und runzelte die Stirn. »Dir ist schon klar, dass das gegen die Kleiderordnung verstößt?«
    Mein Blick streifte zuerst meine Shorts und wanderte dann zu ihrem Outfit. Sie trug einen unglaublich kurzen Wollrock, eine perfekt gebügelte Bluse und schwarze Kniestrümpfe. Wahrscheinlich waren ihre Eltern von der Sorte, die Pferde besaßen und am Wochenende erst einen riesigen Brunch auf ihrem Strandanwesen organisierten und dann noch Tennis spielen gingen. »Und dein Aufzug nicht?«
    Eleanor überging meine Bemerkung. »Keine Jeans oder Kleider mit Aufdruck«, leierte sie runter. »Nur Röcke, Blusen und Strümpfe. Und wenn du Hosen anziehen willst, musst du einen Blazer tragen.«
    Ich verdrehte die Augen. Wo lag der Sinn, sich für die Schule derart aufzubrezeln? »Also, ich finde, es passt.«
    Mit erhobener Stupsnase sagte Eleanor spöttisch: »Das passt vielleicht für den Strand. Wir sind hier auf dem Gottfried-Institut, einer der ältesten und exklusivsten Schulen im Land. Weißt du, was manche Leute geben würden, um an deiner Stelle zu sein?«
    Ich hatte noch nie vom Gottfried gehört, bis mein Großvater mir davon erzählte, und es war mir total egal, wie renommiert es war. Ich hätte alles gegeben, um wieder an meiner alten Schule zu sein. »Wahrscheinlich ist es einfach schwer, sich von einem Tag auf den anderen von all seinen Freunden zu trennen.« Ich öffnete einen der Koffer und fügte hinzu: »Ich bin neu hier.«
    »Ich weiß.« Eleanor wuchtete eine Tasche auf ihr Bett. »Über das Gottfried muss man vor allem eins wissen: Es ist klein. Irgendwie kommt alles raus.« Sie löste ihren Haarknoten und schüttelte ihre blonden Locken. Im Zimmer breitete sich ein Geruch nach Zitrone und Shampoo aus. »Und das bringt uns schon zum zweiten Punkt, den du wissen musst. Die Geheimnisse, die nicht ans Tageslicht kommen, sind gut gehütet. Wahrscheinlich nicht ohne Grund.«
    Ich nickte flüchtig, fand aber, dass sie reichlich dick auftrug. Ich war auch auf eine Highschool gegangen; ich wusste, wie die Dinge liefen, wie die Leute redeten und Geheimnisse durchsickerten.
    Eleanor hielt inne und einen Moment lang dachte ich, sie sei fertig und ich könne endlich in Ruhe auspacken. Aber dann sagte sie: »Zum Beispiel: Du heißt Renée. Du bist eins fünfundsechzig groß, hast in der Costa Rosa Highschool immer glatte Einser gehabt, bist mit mir im zweiten Jahr und magst am liebsten Geschichte und Sozialwissenschaften. Deine Eltern waren Lehrer, aber dann sind sie gestorben und dein Großvater hat dich hergeschickt. Sein Name ist« – sie dachte nach – »Brownell Winters.«
    Verblüfft schaute ich zu ihr hoch. »Wie hast du …«
    »Und jetzt bist du hier und glaubst wahrscheinlich, ich bin eine verwöhnte, egozentrische Milliardärszicke, die an nichts anderes denkt als an Make-up und Markenklamotten und es nur deshalb ins Gottfried geschafft hat, weil die Familie hier schon seit Generationen einzahlt.«
    »Das ist nicht wahr! Das ist einfach … es ist nicht … Ich denk das nicht über dich.« In meinem Kopf klang die Antwort etwas intelligenter, doch das Schlimme war, dass ichwahrscheinlich mit etwas mehr Zeit all diese Dinge sehr wohl gedacht hätte.
    »Schon in Ordnung. Das denkt jeder. Und vielleicht liegen sie nicht komplett falsch. Aber deine Familie hat hier doch auch Tradition. Deshalb bist du sogar ohne diesen lächerlichen Aufnahmetest reingekommen. Und auch wenn du nicht reich bist – kannst du wohl kaum sein, mit Lehrern als Eltern –, du bist immerhin ein Einzelkind. Und damit bist du wahrscheinlich verwöhnter als ich, denn ich hab einen älteren Bruder, und jeder weiß, dass Einzelkinder nicht teilen können.«
    Ich starrte sie entgeistert an, hin- und hergerissen zwischen Ärger und Verwirrung. Woher wusste sie das alles? Ich wollte sie fragen, ob ihr das Geld ihrer Familie das Recht gab, so mit anderen zu sprechen, aber alles, was ich ausspucken konnte, war: »Ich kann sehr wohl teilen.«
    »Ich hab’s dir gesagt«, erriet sie meine Gedanken. »Hier kommt alles raus. Meine Eltern

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