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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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und Neugier.
    »Du musst Kevin sein«, sagte ich.
    »Der bin ich.« Er lächelte und beugte sich zu mir, um hinzuzufügen: »Ich kann mich hoffentlich drauf verlassen, dass du das Geheimnis meiner Identität für dich behältst. Ein Name wie Kevin wäre Gift für meine dunkle und geheimnisvolle Aura.«
    Ich spürte, wie ich rot wurde, als ich meine Worte aus seinem Mund hörte. Er wirkte überhaupt nicht wie derjenige, den Eleanor beschrieben hatte.
    »Und du bist –«
    »Renée«, fiel ich ihm ins Wort.
    »Ich wollte sagen, ›auf meinem Platz‹, aber Renée tut’s auch.«
    Mein Kopf war jetzt knallrot. »Oh, klar. Tut mir leid.«
    »Renée wie der Philosoph René Descartes? Wie tiefsinnig. Kein Wunder, dass du dich für allwissend hältst. Wahrscheinlich hast du dir den Namen zugelegt, um deine überanalytische Art zu betonen.«
    Ich funkelte ihn an. »Nett, dich kennengelernt zu haben«, sagte ich kurz und drückte mich an ihm vorbei, bevor er antworten konnte. Als ich Eleanor zum Abschied rasch zuwinkte, wirkte sie zu geschockt, um zu reagieren.
    Ich drehte mich um und ging zur letzten Reihe. Ich musste meine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht zurückzuschauen.
    »Entschuldigung«, sagte ich, als ich mich durch die Reihenam Ende des Alphabets zwängte, auf Füße trat und mich an Knien vorbeischob. Vor dem blonden Jungen, den ich von vorne schon gesehen hatte, blieb ich stehen. Er schaute durch seine Brille zu mir hoch und wandte sich dann rasch ab, als ob er irgendetwas falsch gemacht hätte.
    »Ist das hier W ?«, fragte ich.
    Er brauchte ein paar Sekunden, um zu kapieren, dass ich mit ihm sprach. Endlich nickte er. »Weltsch, wie der Weltschmerz«, sagte er und deutete auf sich selbst, »und Wurst«, er senkte seine Stimme zu einem Flüstern, als er auf das Mädchen zu seiner Linken deutete, »wie Salami.«
    Überrascht lachte ich auf. »Ich heiße Renée. Winters, wie Sommers.« Ich setzte mich neben ihn.
    Er war ein richtiges Würmchen und blond bis zu den Wimpern. Seine Arme waren übermäßig dünn und es hatte den Anschein, als habe er den Großteil seines Lebens im elterlichen Hobbykeller mit der Playstation zugebracht. Trotzdem war an ihm etwas merkwürdig Interessantes, das ich nicht festmachen konnte. War es die Tatsache, dass er seit Beginn unseres Gesprächs kein einziges Mal geblinzelt hatte, oder die Art, wie er einem ein bisschen zu nahe rückte, wenn er etwas sagte? Nein, da war mehr.
    »Ich bin Nathaniel. Ich meine, das ist mein Vorname.« Er schob seine Brille zurück. Sein zotteliges Haar sah aus, als sei es seit Wochen nicht mehr mit Shampoo oder einem Kamm in Berührung gekommen, und seine Haut war ungewöhnlich blass.
    Ich lächelte. »Hab’s schon kapiert.«
    »Du bist neu, oder?«
    Ich nickte.
    »Ich auch. Also, ich war’s letztes Jahr. Jetzt bin ich’s nicht mehr.«
    Es wurde still in der Menge. Von hinten schritten in einer langen Reihe Leute auf den Rasen.
    »Da kommen die Lehrer«, erklärte Nathaniel.
    Sie hatten einen steifen Gang und trugen alle den gleichen blau-goldenen Schal um den Hals. Die fransigen Enden baumelten lose herunter, als sie sich in der ersten Reihe niederließen.
    In der Mitte des Rasens stand eine uralte Eiche. Ihr knorriger Stamm war so dick, dass er aussah, als hätten sich drei Stämme zu einem verwunden. Von ihren Ästen hingen zwei Fahnen. Sie waren tiefblau und trugen das Bild eines Bären mit dem Gottfried-Wappen in gelber Stickerei. Dazwischen stand ein kleines Podest.
    Und da trat aus der Dunkelheit die größte Frau, die ich jemals gesehen hatte. Sie schritt durch den Wald wie die Nebelfahne eines Geistes.
    »Die Rektorin, Calysta van Laark«, sagte Nathaniel.
    Sie war deutlich über eins achtzig groß, mit weißem, welligem Haar, das locker aufgesteckt war. Sie hatte blaue Augen, große Hände und eine hagere, beinahe männliche Figur.
    Sie ging zum Rednerpult und wartete, bis es ruhiger wurde.
    »Schüler, Lehrkörper, willkommen zu einem weiteren glanzvollen Jahr am Gottfried-Institut.« Gedämpft und samtig hallte ihre Stimme von den Gebäuden rund um den Park wider.
    »Ich hoffe, Sie hatten alle erhellende Ferien und konnten die Zeit abseits Ihrer Studien dazu nutzen, sich in den warmen Wassern dessen zu tummeln, was uns der Sommer zu bieten hat. Unseren neuen Schülern: willkommen. Im Verhaltenskodex des Gottfried, den Sie mit Ihren Büchern und Stundenplänen erhalten haben, finden Sie eine Aufstellung sämtlicher Grundsätze

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