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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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Lichtung stießen.
    Hier, im Zentrum des Schulgeländes, standen die Bäume dichter und umschlossen den Rasen in einem Halbrund aus Eichen und Nadelbäumen. Der immer dunkler werdende Himmel darüber sah aus, als hätte er eine offene Wunde, aus der rote und orangefarbene Strahlen wie Blut herausquollen. In der Ferne sah man die Kapelle, wo noch immer die Glocken schwangen.
    »Das«, sagte Eleanor, »ist das Herbsterwachen.«
    Die Schüler wurden auf vier Gruppen verteilt, für jedes Jahr eine, wie sie erklärte. Alle saßen bereits auf langen Holzbänken, die hufeisenförmig auf dem Rasen aufgestellt waren. Bei jeder Gruppe war die erste Reihe frei. Eleanor war schon dabei, sich auf eine Bank für den zweiten Jahrgang zu quetschen. Ich folgte ihr, aber als sie sah, wie ich mich neben sie setzen wollte, schüttelte sie den Kopf.
    »Es soll alphabetisch sein«, erklärte sie. »Das heißt, du musst nach hinten zu den anderen Ws.«
    Wir drehten die Köpfe Richtung Hinterbank. Es gab nur noch einen freien Platz, am anderen Ende, zwischen einem mageren blonden Jungen mit dicker Brille und einem rundlichen Mädchen mit krausem braunem Haar. Sie wirkte nicht gerade freundlich.
    »Oh … klar. Okay.« Ich stand zögerlich auf; mein Blick lag auf dem blonden Jungen hinten. Er schien irgendetwas zu zählen, das außer ihm niemand sehen konnte. »Wer ist das?«
    Eleanor ignorierte meine Frage. »Aber weil der Typ, der sonst neben mir sitzt, nicht da ist, kannst du wahrscheinlich ruhig bleiben«, sagte sie, als ich gerade nach hinten gehen wollte. »Du bist die deutlich angenehmere Gesellschaft. Ich hab mal versucht, mich mit ihm zu unterhalten, aber er nimmt mich praktisch nicht wahr. Manchmal glaub ich, der merkt noch nicht mal, dass ich neben ihm sitze. So ist er zu jedem. Er hat sogar aufgehört, sich mit seinen Freunden zu treffen, und macht jetzt alles allein. Er ist irgendwie der totale Außenseiter, aber heimlich sind eigentlich alle komplett besessen von ihm.«
    »Wie, besessen? Ich dachte, der spricht mit keinem.«
    »Tut er auch nicht. Er ist halt … einfach wunderschön. Einer von diesen wilden, wahnsinnig gut aussehenden Typen, die aus unerfindlichen Gründen ein Leben in Einsamkeit gewählt haben. Außerdem ist er ein Genie. Lateinwunderkind oder so. Die meisten hier wissen nicht, ob sie ihn lieben, hassen oder Angst vor ihm haben sollen. Meistens ist es eine Mischung aus allem. Besonders bei meinem Bruder. Brandon flippt aus, wenn ich nur seinen Namen erwähne – was komisch ist, weil ich nicht glaube, dass sie überhaupt mal miteinander geredet haben.«
    »Wie heißt er denn?«
    Eleanor sprach leiser; der Name glitt ihr von der Zunge wie ein dunkles Geheimnis. »Dante Berlin.«
    Ich musste lachen. »Dante? Wie der Dante, der das Inferno geschrieben hat? Hat er sich den Namen zugelegt, um seine dunkle und geheimnisvolle Aura zu betonen?«
    Missbilligend schüttelte Eleanor den Kopf. »Wart nur, bis du ihn siehst. Dann lachst du nicht mehr.«
    Ich verdrehte die Augen. »Ich wette, sein richtiger Name ist irgendwas Langweiliges, wie Jason oder Kevin.«
    Statt des erwarteten Lachers kam von Eleanor nur ein besorgter Blick, den ich überging.
    »Für mich hört sich das nach einem echten Schnösel an. Bestimmt einer dieser Typen, die genau wissen, wie gut sie aussehen. Wahrscheinlich hat er das Inferno noch nicht mal gelesen. Das Genie markieren ist leicht, wenn man eh mit niemandem redet.«
    Wieder keine Antwort von Eleanor. »Psssst …«, machte sie leise.
    Aber bevor ich »Was?« fragen konnte, hörte ich hinter mir ein Hüsteln. Oh Gott, dachte ich nur und drehte mich zögernd um.
    »Hallo«, sagte er mit einem müden Grinsen, das mich zu verspotten schien.
    So traf ich Dante Berlin.
    Wie beschreibt man jemanden, der einen sprachlos macht?
    Er war schön. Nicht schön wie ein Monet oder schön wie ein weißer Sandstrand, auch nicht schön wie der Grand Canyon. Es war überwältigender und zugleich zarter. Wie in den Nachthimmel zu starren und sich im Vergleich unglaublich klein zu fühlen. Wie eine Muschel in der Hand zu halten und sich zu fragen, wie die Natur etwas so Komplexes und doch Vollkommenes hervorbringen kann: seine Augen, dunkel und tief; seine wirren braunen Haare, die er sich hinter das Ohr gesteckt hatte; seine muskulösen Arme.
    Ich wollte etwas Lustiges oder Charmantes sagen, aberalles, was ich herausbrachte, war ein verschüchtertes »Hallo«.
    Er betrachtete mich mit einer Mischung aus Ekel

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