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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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umgebenen Rasenfläche vorbei, die wohl den Park darstellte. Direkt danach kam der See, der sich breit und ruhig über die ganze obere Hälfte des Schulgeländes erstreckte. Die Gebäude spiegelten sich im Wasser, verwandelten und verzerrten sich mit den Bewegungen der Wasseroberfläche. Am oberen Ende des Sees thronte die lebensgroße Statue eines Bären auf allen vieren, der seinen Kopf himmelwärts bog.
    Das Mädchenwohnheim war aus weichem, grauem Stein. Sogar von außen sah es sauber aus, als ob es vollständig aus Seifenblöcken errichtet wäre. Auf der anderen Seite des Sees stand ein fast identisches Gebäude aus etwas dunkleremStein. Die Sicht darauf war von einigen Eichen versperrt und es wirkte irgendwie düsterer. Ein paar Jungen spazierten darauf zu.
    Im Mädchenwohnheim war die Heizung aufgedreht und alles war in beruhigenden, warmen Farben gehalten. Eine breite Steintreppe führte nach oben und ich ließ meine Hände beim Hinaufsteigen über das Geländer streichen.
    Mein Zimmer war groß und hell, mit hohen Decken und einem Kamin. Die gelben Wände wirkten freundlich und der süße Duft von Hefe und frischem Brot hing in der Luft, fast wie zu Hause. Hinten gab es zwei große Fenster, die zum See und zum Park hinausgingen. Unter den Fenstern standen meine Koffer. Als ich mich bückte, um sie auszupacken, wehte eine kühle Brise Nordluft herein. Ich sah wieder auf und entdeckte auf dem Schreibtisch ein in braunes Papier gewickeltes Paket, in kräftigen Buchstaben an mich adressiert. Obendrauf lag ein Handbuch mit einem geprägten Gottfried-Wappen auf dem Deckel. Ich schlug es auf. Verhaltenskodex des Gottfried-Instituts. 157 Seiten war er lang. Wofür gab es hier dermaßen viele Regeln? Ich legte den Band beiseite und riss das Paket auf.
    Es enthielt einen Stapel Bücher:
    Latinvs von Evangelina Rhein
    Mythologie und Ritual von Gander McPherson
    Die verlorenen Zahlen , hrsg. von J. L. Prouty und Linus Moss
    Humus von Brenda Hardiman
    Ursprünge der Existenz von Paul F. Dabney
    Meditationen von René Descartes
    Der Staat von Platon
    Darunter lag noch eine ganze Reihe Werke von Nietzsche, Aristophanes, Aristoteles und anderen, die ich nicht mal aussprechen konnte.
    Ratlos zog ich den Umschlag aus meiner Tasche. Drinnen war ein Blatt mit der Überschrift: S tundenplan für den zweiten Jahrgang: WINTERS .
    Grundzüge des Lateinischen I
Alte Kulturen
Imaginäre Arithmetik
Gartenbau
Philosophie
Die schönen Künste
Rohwissenschaften
    Gartenbau? Imaginäre Arithmetik? In Kalifornien hatten wir normale Sachen gelernt, Englisch, Mathe, Biologie und Sprachen, die von Leuten wirklich gesprochen wurden, wie Spanisch oder Französisch. Was bitte sollten Rohwissenschaften überhaupt sein?
    Ich griff zu Mythologie und Ritual , von dem ich annahm, dass es mein Lehrbuch für Alte Kulturen war. Geschichte war in Kalifornien mein Lieblingsfach gewesen. Wahrscheinlich war es das einzige Fach in meinem Stundenplan, das mir ansatzweise Spaß machen würde. Aber ich hatte wohl keine Wahl, womit wir wieder beim Thema waren.
    Plötzlich hörte ich Schritte vor der Tür, die mich aus meinen Gedanken rissen. Erschrocken fuhr ich hoch und beobachtete, wie sich der Knauf umdrehte und die Tür sich mit einem Knarren öffnete.
    Herein kam ein Mädchen, das zwei übervolle Kleidersäcke schleppte. Ihre blonden Locken waren zu einem unordentlichen Knoten aufgetürmt, die runden Wangen vom Treppensteigen gerötet. Seufzend ließ sie einen der Säcke von ihrer Schulter gleiten. Mit einem dumpfen Geräusch plumpste er zu Boden.
    »Wer bist du?«, fragte ich verwirrt.
    »Eleanor«, sagte sie und fächelte sich mit der Hand Luft zu. »Eleanor Bell.«
    Sie war von einer nachlässigen Schönheit, die Haut rosig und das Gesicht von ein paar windzerzausten Strähnen umrahmt, als ob sie frisch von ihrer Privatjacht in Nantucket gestiegen wäre.
    »Warum … was machst du in meinem Zimmer?«
    »Was meinst du?« Sie sah mich an, als hätte ich eine Schraube locker. »Ich bin deine Mitbewohnerin.«
    »Oh.« Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Ich hatte es so eilig mit dem Auspacken gehabt, dass ich noch nicht mal das zweite Bett bemerkt hatte. Jetzt sah ich mich genauer im Zimmer um und stellte fest, dass es alles doppelt gab: zwei Schreibtische, zwei Stühle, zwei Schränke, alles durch den Kamin getrennt, der sich genau in der Mitte befand. »Die haben mir nichts von einer Mitbewohnerin erzählt.«
    »Mir haben sie auch erst

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