Dead Beautiful - Deine Seele in mir
hoffte, dass er auch von mir träumte.
Aber die Überflutung war nur der Anfang einer Kette seltsamer Ereignisse, die sich am Gottfried abspielten.
Am nächsten Morgen war Eleanor immer noch nicht da. Ich erwachte aus einem Traum und war sofort ernüchtert vom Anblick ihres unberührten Betts. Sofort ging ich nach nebenan zu Maggie und Greta. Gähnend öffnete Maggie die Tür. Sie hatte Eleanor seit dem Wandertag nicht mehr gesehen und das war jetzt auch schon zwei Tage her. Ich ging weiter zu Bonnie und dann zu Rebecca und zum Schluss zu Genevieve. Aber die hatten sie auch nicht gesehen.
Die letzte Tür, die ich ansteuerte, befand sich im Erdgeschoss des Mädchenwohnheims. Es war die allerletzte Möglichkeit und ich drückte mich ein wenig davor herum, bis ich endlich den Mut hatte, anzuklopfen. Aber gerade alsich die Faust erhob, schwang die Tür auf. Vor Schreck sprang ich zurück.
Mrs Lynchs gedrungene Gestalt empfing mich; ihr kurzes Haar ließ sie eher wie einen Mann als wie eine Heimmutter aussehen. Sie musterte mich von oben bis unten. Ich überprüfte meine Kleidung, um sicherzugehen, dass alles seine Ordnung hatte. Ich wollte nicht schon wieder wegen der Kleiderordnung ermahnt werden.
»Ja?«, fragte sie und sah mich feindselig an.
Leise berichtete ich ihr von Eleanors Verschwinden.
»Was meinen Sie mit ›ist verschwunden‹?«, fragte sie scharf, als ich fertig war.
»Sie war letzte Nacht nicht hier und heute Morgen auch nicht.«
Als sie das hörte, warf sich Mrs Lynch ihren Mantel über. »Warum sind Sie nicht früher gekommen?«
»Ich … ich dachte, sie sei in der Bibliothek.« Was ja der Wahrheit entsprach.
Mrs Lynch knallte die Tür zu. »Los, kommen Sie.« Da war sie mir schon vier Schritte voraus.
Mit mir im Schlepptau lief sie zu Haus Archebald und stellte mir eine Frage nach der anderen. Wann hatte ich sie zuletzt gesehen? Hatte sie irgendeinen Grund, wegzulaufen?
Ich wusste es nicht. Gestern vielleicht? Und weglaufen – sie hatte überhaupt nichts gepackt, und selbst wenn sie weggewollt hätte, gab es hier doch meilenweit nichts außer Attica Falls.
Unser Ziel war das Büro der Rektorin, aber die verließ gerade das Gebäude, als wir es betraten. Sie trug einen langen,luxuriösen Mantel, plüschig, blau und mit großer Kapuze. Mit ihrem weißen, windverwehten Haar sah sie aus wie eine alternde Nymphe. »Frau Rektorin van Laark«, rief Mrs Lynch, »diese junge Dame hat Ihnen etwas mitzuteilen.«
Als ich ausgeredet hatte, wandte sich die Rektorin an Mrs Lynch. »Informieren Sie umgehend die Eltern und rufen Sie die Wildhüter an. Ich werde inzwischen einen Suchtrupp losschicken.«
Dann blickte die Rektorin mich an, mit blauen, undurchdringlichen Augen.
»Ich kann doch helfen«, sagte ich beinahe flehend. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Eleanors Verschwinden irgendwie meine Schuld war. Wenn ich nicht bei Dante geblieben, wenn ich in jener Nacht nach Hause gegangen wäre oder sie früher als vermisst gemeldet hätte, wäre jetzt vielleicht alles anders. »Ich möchte mitsuchen.«
»Ganz bestimmt nicht. Sie gehen zu Ihrem Kurs und konzentrieren sich auf den Unterricht.«
»Aber sie ist doch meine Mitbe-«, versuchte ich zu protestieren, doch sie schnitt mir das Wort ab.
»Sie können gehen.«
»Wo hast du gesteckt?«, fragte Dante, der wie aus dem Nichts im Flur erschienen war und mich unter den Treppenaufgang gezogen hatte. »Ich habe gewartet.«
»Ich wollte dich anrufen, aber du hast nicht abgehoben«, sagte ich gedämpft. »Der Keller im Mädchenwohnheim ist überschwemmt. Jetzt kommt man nach der Sperrstunde nicht mehr raus.«
Dante legte die Stirn in Falten. »Ich hab mir Sorgen gemacht, dass was passiert ist. Als du nicht aufgetaucht bist, hab ich vor dem Wohnheim gewartet und versucht, dein Fenster zu finden, aber die waren alle dunkel. Als ich zurück bei mir im Zimmer war, war es so spät, dass ich nicht mehr anrufen wollte, damit Mrs Lynch nichts mitkriegt.«
Eigentlich hatte ich mich bei ihm entschuldigen und alles erklären wollen, aber stattdessen platzte ich nur heraus: »Eleanor ist weg.«
»Was meinst du damit?«, fragte Dante und stützte sich gegen die Ziegelwand, sein Körper über mich gebeugt, sein Gesicht ratlos.
»Sie ist letzte Nacht nicht wiedergekommen. Ich glaube, dass sie die Nacht davor auch nicht da war. Ich … ich weiß nicht, ob sie weggelaufen oder entführt worden ist. Wo sollte sie denn hin?«
»Du würdest staunen. An dieser
Weitere Kostenlose Bücher