Dead Beautiful - Deine Seele in mir
und ewig sich wandelnd, wie Sternenstaub.
Zur Sperrstunde war Eleanor immer noch nicht zurück. Das war ungewöhnlich: Sie kam immer wieder, bevor die Gaslampen ausgingen, aber in meiner Aufregung über das Treffen mit Dante dachte ich nicht länger darüber nach. Wahrscheinlich war sie in der Bibliothek und schlief über einem Buch oder arbeitete für die Literaturabteilung an der Theateraufführung mit. Wenn ich heute Nacht zurückkam, würde ich sie sehen, und dann würde ich ihr alles erzählen.
Ich saß auf meinem Bett über meine Bücher gebeugt, ohne eine Zeile zu lesen. Stattdessen blickte ich permanent auf die Uhr und zählte die Minuten bis zum Treffen mit Dante. Als die Zeiger endlich auf Viertel vor elf standen, öffnete ich den Rauchfang, zog mich in den Kamin und begann den Abstieg zum Keller. Ich trug noch immer die Schulkleidung – einen Fischgrätrock, schwarze Strumpfhosen und eine Bluse, darüber einen Mantel, um den Ruß abzuhalten.
Jetzt, wo am Ende etwas Schönes auf mich wartete, kam mir der Abstieg nicht so schlimm vor. Ich war so wild auf das Treffen mit Dante, dass mir Spinnweben, Staub und bröckelnde Steine kaum auffielen. Aber als ich den Fuß des Schachtes erreicht hatte, fühlte sich etwas falsch an.
Der Rauchfang war nur teilweise geöffnet, gerade weit genug, dass ich mich hindurchquetschen konnte. Doch statt der üblichen Zischlaute des Heizkessels herrschte völlige Stille. In der Ferne konnte ich Wasser tröpfeln hören. Dann schwere Tropfen, wie aus einem undichten Wasserhahn über einer gefüllten Badewanne.
Ich kletterte noch eine Sprosse hinab, und dann noch eine, bis ich fast aus dem Kamin draußen war. Aber als ich meinen Fuß zu schnell von der letzten Sprosse absetzte, versank mein Bein im Wasser. Ich zog es zurück und beugte mich zum Schachtende, um nachzusehen.
Der gesamte Keller war überflutet; das Wasser stand kaum einen Meter unter der Decke. Ich stöhnte, als mir einfiel, was die Techniker vor dem Mädchenwohnheim zu Mrs Lynch gesagt hatten. Das Wasser war schwarz und ruhig und ließ sich auch von meinem Fuß kaum in Bewegungversetzen. Die Hängelampen spiegelten sich als kleine, gelbe Kugeln auf der Wasseroberfläche, als ob von unten kleine Taschenlampen herausleuchteten.
Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich von dem Raum angezogen, als ob mich eine unsichtbare Kraft an einem Seil hinabzöge. Ich sah mich um nach einem Weg hinaus, doch es war hoffnungslos. Unwillig stieg ich den Kamin wieder hinauf. Mein linker Schuh war klitschnass und quietschte beim Klettern – und jede Sprosse trug mich weiter von Dante fort. Zurück in meinem Zimmer rief ich auf seinem Festnetz an, aber das Telefon klingelte und klingelte, und ich ging zu Bett mit der Vorstellung, wie er vor der Kapelle auf mich wartete, an die Steinwand unter den Wasserspeiern gelehnt, während die Schatten sein Gesicht verschlangen.
Es dauerte zehn Tage, bis das Wasser aus dem Keller abgelassen war. Der Winter von Maine hatte uns früh erwischt und das ganze Schulgelände mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Jetzt, Anfang Dezember, war der Boden so hart und undurchdringlich, dass sie das überschüssige Wasser in den See pumpten. Die langen Schläuche hingen über den Wegen wie die Tentakel einer Qualle. Jeden Morgen, wenn ich zum Unterricht ging, stieg ich über sie drüber und begriff nicht, dass das Wasser darin gefror und so das Ablaufen verzögerte. Wären es nur acht Tage gewesen, oder vielleicht auch neun, wäre vielleicht alles anders gekommen. Aber Zahlen sind eine merkwürdige, unkontrollierbare Angelegenheit; sie folgen ihren eigenen Regeln. Und wie ich bald herausfinden sollte, war die Zehn eine ganz eigene Regel für sich.
In der Zwischenzeit benutzten wir den Jungenwaschraum täglich um acht Uhr früh und acht Uhr abends. Aber das Problem mit dem Keller war mehr als nur eine reine Unannehmlichkeit. Es bedeutete auch, dass ich Dante nur im Unterricht sehen konnte. Der Keller war die einzige Möglichkeit, abends aus dem Wohnheim herauszukommen, oder zumindest der einzige Weg, den ich kannte.
Aber ich will von vorn anfangen. In der Nacht, als ich die Überschwemmung entdeckte, konnte ich nicht einschlafen. Ich tigerte im Zimmer umher, starrte auf den Kamin und wartete darauf, dass Eleanor hindurchgeklettert kam. Aber sie tat es nicht. Schließlich gab ich es auf und fiel ins Bett. Die Decke bis über die Ohren, schlief ich ein, träumte von Dante und unserer gemeinsamen Nacht und
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