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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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säte, drückten auf die Stimmung im Wohnheim.
    Schließlich war ich an der Reihe.
    »Winters!«, hallte Mrs Lynchs Stimme von unten. Auf dem Weg hinab begegnete ich Minnie Roberts, die vor mir drinnen gewesen war. Ich versuchte, sie zu grüßen, aber sie hielt den Kopf gesenkt.
    Mrs Lynchs Zimmer war strategisch günstig neben dem Eingang gelegen, damit sie jeden hören konnte, der hinaus-oder hineinschlich. Die Tür war angelehnt. Ich klopfte an. Als die Antwort ausblieb, schob ich die Tür auf.
    Mrs Lynch saß in einem dick gepolsterten karierten Ohrensessel, ihre stämmigen Füße auf dem passenden Hocker. Sie notierte sich etwas auf einen gelben Notizblock.
    »Schließen Sie die Tür hinter sich«, sagte sie, ohne aufzublicken.
    Das Zimmer sah aus, als würde eine Großmutter darin leben. Die Decke war abgehängt und es gab schäbige Blümchengardinen und einen Zottelteppich. Es roch nach Trockenblumen und Mottenkugeln. Die Wände zierten Bilder von Leuchttürmen, die sich bei genauerem Hinsehen als Stickerei entpuppten.
    Endlich hatte Mrs Lynch ihre Niederschrift beendet und richtete das Wort an mich. »Miss Winters.«
    Mangels Sitzgelegenheit blieb ich mitten im Zimmer stehen.
    »Eleanor Bell scheint jetzt seit zwei Tagen verschwunden zu sein. Sie sind ihre Mitbewohnerin, richtig?«
    Ich nickte.
    »Eleanor ist am Wandertag nicht mit nach Attica Falls gegangen.«
    »Sie hat gesagt, sie will in die Bibliothek.«
    »Und ist sie am Abend zurück ins Zimmer gekommen?«
    »Nein«, sagte ich. »Warten Sie, doch. Ja, ist sie.«
    Mrs Lynchs Blick war voller Misstrauen. »In Ihrer kurzen Zeit hier am Institut haben Sie es geschafft, ziemlich viel Ärger zu bekommen.«
    Verwirrt sah ich sie an. »Bitte?«
    »Dreimal sind Sie zur Rektorin geschickt worden.«
    »Aber das erste Mal habe ich gar nichts –«, versuchte ich mich zu rechtfertigen, aber sie redete weiter.
    »Sie haben die Kleiderordnung missachtet, sich nach der Sperrstunde mit einem Jungen getroffen; die Autorität der Lehrer unverhohlen ignoriert …«
    »Aber das war alles nur ein Mal –«
    »Und Sie sprechen ohne Aufforderung«, sagte sie verächtlich. »Was haben Sie am Wandertag gemacht?«
    »Ich war in Attica Falls. Da haben mich Leute gesehen; Sie können Nathaniel Weltsch fragen. Ich war mit ihm dort.«
    »Und wo waren Sie am Abend?«
    Ich zögerte. »Auf meinem Zimmer und hab gelernt.«
    »Und was haben Sie gelernt?«
    »Latein«, antwortete ich rasch.
    »Und Eleanor war an diesem Abend anwesend?«
    »Ja«, log ich.
    »Und Sie haben keine anderen Zeugen für Ihren Aufenthalt an jenem Abend?«
    »Das war nach der Sperrstunde. Wir waren allein in unserem Zimmer.«
    Sie legte ihren Stift ab und faltete die Hände in ihrem Schoß.
    »Miss Winters, wo ist Eleanor Bell?«
    »Ich … ich weiß es nicht.«
    Sie seufzte und schrieb dann etwas auf ihren Block. »Ich denke, das tun Sie sehr wohl.«
    »Aber ich weiß –« Wieder ließ sie mich nicht ausreden.
    »Und Sie sagten, dass sie an diesem Abend nicht« – sie schaute auf ihre Notizen –, »nein, pardon, dass sie doch in Ihrem Zimmer war?«
    Schwer schluckend nickte ich.
    »Aber praktischerweise hat sie sonst keiner gesehen. Und Sie auch nicht.«
    Unruhig trat ich auf der Stelle und starrte auf eine Perserkatze,die sich ins Zimmer geschlichen hatte und mich jetzt vom Fensterbrett aus böse anschaute.
    »Also haben Sie, genau genommen, kein Alibi für den Abend des Wandertags?«
    »Hab ich schon, aber –«
    »Und Sie haben ihr Verschwinden bis heute nicht gemeldet, weil Sie sich nicht sicher waren, dass sie wirklich weg war.«
    »Hätte ich schon, aber –«
    Sie machte sich eine letzte Notiz und klappte den Block zu. »Das genügt.«
    Mit der Dämmerung kamen die Suchtrupps. Die Lehrer und die Schulverwalter versammelten sich mit Taschenlampen im Park. Außerhalb des Unterrichts schienen sie fehl am Platz. Ihre Freizeitkleidung, Stiefel und Regenmäntel ließen sie unbeholfen und alt wirken und es wurde deutlich, dass sie einem Campus voller Teenager zahlenmäßig völlig unterlegen waren.
    Das Wächterkomitee sollte die Schüler im Zaum halten, die Wohnheime überwachen und sicherstellen, dass die Sperrstunde eingehalten wurde, aber sie waren nicht ganz bei der Sache. Nach dem Abendessen hing ich noch etwas vor dem Speisesaal herum, bis alle ihn verlassen hatten. Als die Luft rein war, machte ich mich auf in Richtung Wohnheim, änderte jedoch meine Richtung und joggte auf den Park zu.
    Schülern war

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