Dead Beautiful - Deine Seele in mir
Dante küsste die Innenseite meines Arms, ein Gefühl, als würden sich lauter kleine weiße Blüten darauf öffnen.
Ich sah ihn an. »Dann einen Kuss. Einen echten Kuss.«
Schwermütig ließ Dante seine Hand meine Wange hinabgleiten. »Das kann ich nicht.«
»Warum nicht?«, fragte ich. Ich zog ihn noch näher an mich heran, bis unsere Gesichter nur noch eine Handbreit voneinander entfernt waren. Seine Gegenwehr bröckelte. Ich spürte seine Hand an meinem Nacken, und dann drückte er mich an sich, bis unsere Lippen fast aufeinanderlagen. Mein Atem flatterte, ich schloss die Augen und ließ meinen Körper ganz weich werden. Doch dann entzog er sich wieder. »Ich kann nicht –«, begann er. »Ich traue mir nicht, wenn du in meiner Nähe bist. Ich schaff es einfach nicht.«
»Ich vertraue dir«, sagte ich leise.
»Renée, wenn ich dir wehtue? Das könnte ich mir nie verzeihen.«
»Du wirst mir nicht wehtun, da bin ich mir sicher.« Ich hob die Hand an sein Gesicht und er drückte sie fest an seine Wange.
»Du begreifst das nicht. Du weißt nicht, zu was ich fähigbin. Ich habe Angst, dich zu berühren, weil ich dich zerstören könnte; ich habe Angst, mit dir zu sprechen, und Angst, dass du erkennst, dass ich – monströs bin. Aber dann kommt wieder ein neuer Tag und du bist immer noch da.« Sein Blick ließ mich nicht los. »Ich kann mich kaum beherrschen, wenn ich in deiner Nähe bin. Ich muss dich haben. Ich muss dich behalten.«
»Du hast mich.«
Seine nächsten Worte kamen zögerlich. »Renée, ich muss dir sagen –«
Aber bevor er weitersprechen konnte, sah ich jemanden mit einer Laterne den Weg zur Kapelle einschlagen.
»Die Lynch«, stieß ich panisch aus. Wir rasten die Treppe hinunter und schlichen uns aus dem Hintereingang auf den Friedhof. Es blieb kaum Zeit zum Verabschieden, bevor ich zum Wohnheim rannte.
Am nächsten Morgen schien er wie ein Traum, der Zauber dieser Nacht in der Kapelle. Die Wirklichkeit mit der seit über einer Woche verschwundenen Eleanor hingegen verursachte mir solche Übelkeit, dass ich kaum etwas essen konnte. Als ich nach der Philosophiestunde gerade meine Bücher in den Rucksack stopfte, kam Miss LaBarge zu mir. »Wie wäre es mit einem Tee?«, fragte sie mich.
Ich zögerte. Mrs Lynch hatte mich schon dreimal wegen Eleanor in die Zange genommen und ich konnte einfach nicht mehr. »Ich … ich –«
»Das dachte ich mir.« Sie lächelte und hielt mir die Tür auf, als wir ihr Büro erreichten. Es befand sich im dritten Stock von Haus Horaz, im Ostflügel. Die Fußmatte, auf derich vor dem Eintreten meine Schuhe abstreifte, grüßte: WILLKOMMEN, FREUNDE. Das Zimmer war vollkommen mit Büchern zugepflastert. Sie standen in den Regalen, stapelten sich am Boden, lehnten am Fensterbrett und versteckten sich hinter der Tür. Ich setzte mich in einen viktorianischen Sessel, während Miss LaBarge sich einem Tablett mit Tassen, Untertassen, Kuchentellern und einer Teekanne widmete.
»Ich weiß nicht, wo sie steckt«, preschte ich vor, noch ehe sie überhaupt etwas gesagt hatte.
»Madeleine?«, fragte sie mit dem Rücken zu mir.
Verdutzt starrte ich sie an. »Nein. Eleanor. Aus unserem Kurs …«
Miss LaBarge drehte sich um und hielt ein Tablett mit kleinen Kuchen hoch. »Ist mir doch klar. Ich meine Madeleine, das Gebäck.«
»Oh … klar. Danke.« Ich wurde rot.
Sie lüpfte ein Kännchen. »Milch?«
Ich nickte, woraufhin sie meine Tasse füllte und sich in den Sessel mir gegenüber setzte.
»Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Im Moment scheinen alle nur mit mir über Eleanor reden zu wollen.«
Sie runzelte die Stirn. »Mich interessiert nicht, was Sie mit Eleanors Verschwinden zu tun haben, denn ich nehme an, dass da nichts ist.« Sie nippte an ihrem Tee. »Aber mich interessiert, was Sie mit einer gewissen anderen Person zu tun haben, die ebenfalls dazu neigt, sich rarzumachen.«
Sie drückte sich dermaßen verwirrend aus, dass ich ein paar Sekunden brauchte, um die Frage überhaupt zu verstehen. »Wer soll das sein?«, fragte ich hilflos.
»Der Junge vom See.«
Ich hörte auf zu kauen. »Ah … der ist nur ein Freund.«
Sie stellte ihre Tasse wieder ab. »Ach, Jungs. Immer eine problematische Angelegenheit.«
»Da gibt’s kein Problem«, beeilte ich mich zu sagen. »Es läuft nichts zwischen uns.«
»So hat es aber nicht ausgesehen.« Sie faltete die Hände über den Knien. »Aber das müssen Sie mir nicht erzählen. Ich bin eine Lehrerin, Sie eine
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