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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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warten«, sagte die Rektorin. »Und behalt ihn im Auge.« Mrs Lynch nickte und Gideon schüttelte Romulus und Remus von seinen Beinen ab, als er zur Tür ging. Die Rektorin schnalzte mahnend mit der Zunge, aber die Katzen reagierten nicht. Ärgerlich stand sie auf und wiederholte das Geräusch, doch die Tiere waren ganz auf Gideon fixiert. »Machen Sie bitte die Tür hinter sich zu«, rief sie ihm nach. »Lassen Sie sie nicht raus.« Gideon blickte auf und lächelte. Er schlüpfte aus dem Zimmer und ließ die Tür mit voller Absicht offen stehen. Ihm folgten die Katzen, deren Schwänze im Flur verschwanden.
    Mit mühsam beherrschter Wut zerrte die Rektorin eine Schreibtischschublade auf und zog eine Leine und zwei winzige Maulkörbe hervor. »Machen Sie weiter. Ich bin gleich zurück.« Und weg war sie.
    Ohne zu zögern rannte ich zu ihrem Tisch und schnappte mir die Schlüssel. Ich probierte alle durch, bis ich den gefunden hatte, der zum Schränkchen passte. Ich zog die Schubladen auf und blätterte durch die Akten. Ich suchte unter M wie Millet , aber Cassandras Akte war nicht da. Verwirrt suchte ich G wie Gallow und dann B für Benjamin , aber auch seine Akte fehlte.
    Panisch ging ich den Rest der Papiere durch, um irgendwas zu finden. Minnie Roberts’ Akte war ebenfalls verschwunden,genau wie die von Dante und Eleanor. Und, zu meiner Überraschung, auch meine eigene. Von der Tür her hustete Dante laut und schaute auf mich und dann zur Tür. Schnell schloss ich das Schränkchen und verriegelte es, bevor ich den Schlüssel auf den Schreibtisch zurücklegte. Nichts. Da war einfach nichts.

Zehntes Kapitel
    Aktenschwund
    D ie Suche nach Eleanor ging noch die ganze Woche weiter, aber es gab keine Spur. Ihre Tasche, ihre Bücher, all ihre Sachen waren noch in unserem Wohnheimzimmer. Ab und zu flackerte das Licht einer Taschenlampe durch mein Fenster und ich beobachtete, wie es über die Wände tanzte, als suchten sie Eleanor in ihrem Bett. Es war ein merkwürdiger Zufall, dass die Überschwemmung des Kellers und ihr Verschwinden so eng zusammenfielen, aber niemand kam darauf, da einen Zusammenhang zu sehen – ich hatte ja jedem erzählt, dass Eleanor an jenem Abend noch wohlbehalten in ihrem Zimmer gewesen war. Außerdem war der Wasserpegel noch viel zu hoch, als dass irgendjemand den Keller hätte betreten können. Also hängte man stattdessen Plakate auf dem Schulgelände und in Attica Falls auf und bald war die ganze Gegend mit Eleanors Gesicht zugepflastert. Darunter stand nur ein Wort: VERMISST.
    Ihre Eltern kamen getrennt angeflogen. Die Mutter war eine hochgewachsene, elegante Blondine in Reitstiefelnund schmalem schwarzem Jäckchen; ihr Vater ein Firmenanwalt im dunklen Anzug, der mit jedem sprach, als säße er im Kreuzverhör. Sie stritten sich wie die Kinder und schoben sich gegenseitig die Schuld an Eleanors Verschwinden zu, aber zu mir waren sie erstaunlich freundlich. »Eleanor hat viel Gutes von dir erzählt«, sagte Mr Bell. »Sie sagte, du seist eine ihrer engsten Freundinnen. Gehe ich recht in der Annahme, dass du geholfen hast, ihre Noten in Gartenbau zu verbessern?«
    Ich schaute ihn verwirrt an. »Ich … äh, nein, ich hab ihr nur ein paar Tipps gegeben. Sie brauchte gar nicht viel Hilfe.«
    »Bescheiden auch noch«, sagte er und musterte mich von oben bis unten. »Wenn du die Suche leiten würdest, wo würdest du nachschauen?«
    »Im Keller«, brach es aus mir heraus.
    Lange Zeit sagte er nichts, dann setzte er wieder seinen Hut auf und knöpfte sich den Mantel zu. »Die haben mir gesagt, dass sie im Keller unmöglich sein kann.«
    Ich zuckte die Achseln. »Ist nur so ein Gefühl.«
    »Eleanor hatte recht.«
    Ich sah ihn fragend an.
    »Du nimmst kein Blatt vor den Mund.«
    Aber ich schien eine der wenigen zu sein, auf die er nicht herabsah. Er stampfte über den Campus, neben sich seinen Sohn Brandon, dahinter seine Exfrau Cindy und seine beiden Assistenten, und scheuchte die Wildhüter herum, genau wie die Dorfbewohner, die Lehrer und sogar die Rektorin, denen er durch die Bank Unfähigkeit und Faulheit vorwarf. Doch auch mit aufgestocktem Personal ergabdie Suche rein gar nichts. Die Suchgrüppchen lösten sich langsam auf.
    Nach und nach kehrte wieder Normalität ins Campusleben ein oder das, was man so Normalität nennen kann, wenn ein sechzehnjähriges Mädchen vermisst wird. Alle hatten Angst, und obwohl es keinerlei Beweise gab, war es schwer, keinen Zusammenhang zwischen Benjamins Tod

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