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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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sind nah«, sagte ich. »Aber nicht hier.«
    Wir nickten Collette noch einmal zu, dann schlüpften Noah und ich aus dem Auto und verschwanden durch die Gasse Richtung St. Clément.
    Als wir in den Innenhof kamen, ging in einem Zimmer ein Licht an, in einem anderen ging es aus. In irgendeinem von ihnen musste der erste Teil der Botschaft verborgen sein, das wussten wir   – nur in welchem? Die Schule war riesig, voll merkwürdig geschnittener Räume und einem endlosen Labyrinth enger Gänge und dunkler Ecken. Es konnte überall sein.
    »Wo hätte sie es wohl versteckt?«, fragte Noah, als wir im Mondschatten eines Gebäudes stehen blieben.
    In meiner Tasche spürte ich den Brief, den Collette mir mitgegeben hatte. Ophelia hatte ihr Zuhause verlassen, um am St. Clément zur Schule zu gehen. Sie war mit einem Geheimnis hergeschickt worden, genau wie ich.
    Wenn ich Ophelia Hart wäre, wo hätte ich also den ersten Rätselteil untergebracht? Es musste ein privater Ort sein, damit mich beim Verstecken niemand beobachtete, aber auch nicht zu privat, damit es nicht womöglich ewig unauffindbar blieb. Aber vor allem hätte ich mein tiefstes Geheimnis nur an einem Ort verborgen, der in meiner Zeit am St. Clément von besonderer Bedeutung für mich gewesen war.
    Wie angewurzelt blieb ich stehen und brachte Noah ins Stolpern, der mir auf den Fersen gefolgt war. »Ihr Zimmer«, sagte ich, während er sich aufrappelte. »Es ist in ihrem alten Wohnheimzimmer.«
    Wir nahmen Kurs auf die Bibliothek. Dort durchforsteten wir den Zettelkatalog, bis wir den Standort der alten Schulakten gefunden hatten: oben auf der vierten Galerie in einer finsteren, verstaubten Ecke, in die sich offensichtlich seit Jahrzehnten keiner mehr gewagt hatte.
    Ich begann von rechts, Noah von links, und so bewegten wir uns langsam aufeinander zu, während wir alle Bücher durchblätterten. Wir waren auf der Suche nach dem Band mit den alten Quartierlisten. Jeder Band war mehrere Zentimeter stark, voll mit eingehefteten Schuldokumenten, und die Rückenbeschriftung ließ meist schwer zu wünschen übrig. Ich hatte die obere Reihe halb durch, als Noah nach mir rief.
    »Ich hab’s!«
    Ich stopfte den Band mit alten Aufnahmetests zurück insRegal, sprang von der Trittleiter und eilte zu ihm. Noah versuchte gerade, einen zwischen den Nachbarbänden eingekeilten Wälzer freizubekommen. Er zog fester daran, stolperte rückwärts und das Buch schlug dumpf auf den Boden auf.
    Wir legten den Band auf ein Fensterbrett und blätterten ihn durch. Das Papier war dick und brüchig, randvoll mit Einträgen in einer winzigen, steilen Handschrift. Jede Seite enthielt nichts als endlose Namenslisten und die entsprechenden Zimmernummern. Und so ging es weiter, Hunderte von Seiten lang. Kein Wunder, dass dieser Teil der Bibliothek gemieden wurde wie die Pest.
    Und dann entdeckten wir es. Das Jahr 1732, das Jahr, das auch auf dem Brief in meiner Tasche stand. Mit dem Finger fuhr ich die Liste hinab, bis ich sie gefunden hatte:
Hart Ophelia. Zimmer 22.
    »Zimmer 22.   Weißt du, wo das ist?«, fragte Noah.
    Es war auf meinem Stockwerk. Ich schloss die Augen und zählte im Geiste die Türen ab, erst die neben der Treppe und dann eins weniger, eins weniger   … und dann unterbrach ich. Das konnte nicht sein.
    Ich zählte noch einmal, diesmal aufwärts, aber ich hatte mich nicht geirrt. »Ja«, sagte ich und schlug die Augen auf. Noah stand neben mir über das Buch gebeugt, sein Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt.
    »Wer hat das Zimmer jetzt?«
    »Niemand«, sagte ich, fassungslos, dass mir das vorher nie aufgefallen war. Anyas Zimmer war die Nummer 21.   Und Arielles Zimmer war 23.   Das Zimmer zwischen den beiden war Ophelias. Immer wieder war ich dieses Jahr an ihm vorbeigekommen, ohne es eines zweiten Blicks zu würdigen.Ohne zu wissen, dass es einmal ein Zimmer gewesen war. »Es ist eine Besenkammer.«
    Um ganz sicherzugehen, blätterte ich zum nächsten Jahr vor und fand ihren Namen. Und dann zum übernächsten. Ophelia hatte ihre ganze Zeit am St. Clément hindurch im selben Zimmer gewohnt.
    Aber merkwürdigerweise war in allen darauffolgenden Jahren das Zimmer 22 überhaupt nicht aufgeführt.
    »Sie hat als Letzte dort gewohnt«, wandte ich mich an Noah. Und als hätte er meine Gedanken gelesen, sagte er leise: »Dann haben wir es gefunden.«
    Wir rafften unsere Sachen zusammen und eilten die Treppen hinunter, aus der Doppeltür hinaus in die kalte

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