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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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Februarnacht.
    Die warme Beleuchtung und rosa Tapete des Mädchenwohnheims begrüßten uns, als wir durch die Tür hineinpreschten. Eine Mädchengruppe auf dem Flur glotzte uns an, woraufhin wir unser Tempo etwas drosselten. Kaum waren wir oben, spähte ich um die Ecke, um sicherzustellen, dass nicht Clementine oder eine ihrer Freundinnen im Flur herumlungerte. Wir warteten noch ab, bis ein Mädchen in ihrem Zimmer verschwunden war, und dann huschten Noah und ich durch die Gänge, bis wir vor Anyas Zimmer standen, der Nummer 21.
    Genau daneben lag die Besenkammer.
    Ich hatte recht gehabt. Unter den vielen dicken Farbschichten der Tür konnte ich gerade noch das erhabene Metall der Nummer 22 ausmachen. Noah fuhr mit den Fingern darüber. »Unglaublich«, sagte er. »Nie im Leben wär mir das aufgefallen.«
    Die Farbe war so dick, dass sie den Spalt zwischen Türund Rahmen gefüllt und den Knauf fixiert hatte. Trotzdem versuchte Noah sein Glück und drehte daran. Ich sah zu, wie er es noch ein paarmal probierte und schließlich fest und frustriert dagegenhämmerte. Ich griff nach seinem Arm   – so ein Lärm fehlte uns gerade noch.
    »Da tut sich nichts«, sagte ich. »Wir müssten die Tür einschlagen, aber das ist wohl ein bisschen auffällig.«
    Noah wischte sich die Stirn ab und sah zum ersten Mal an diesem Tag geschlagen aus. »Und was jetzt?«
    Ich kaute auf meiner Unterlippe und versuchte, mir irgendwas einfallen zu lassen, doch mein Kreativitätsvorrat war für heute erschöpft. Das Zimmer war offensichtlich mit Bedacht versiegelt worden, damit ja niemand hineinkam.
    Irgendwo hinter uns hörte ich plötzlich etwas krachend zu Boden fallen. Noah und ich wechselten einen verwirrten Blick und drehten uns um. Das musste aus Anyas Zimmer gekommen sein. Durch die Wand hörte ich sie auf Russisch fluchen.
    Ich ließ die Besenkammer Besenkammer sein und klopfte bei ihr an. Im Zimmer schlurfte es, dann wurde es still. Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit und ein großes Auge mit viel Wimperntusche spähte mir entgegen.
    »Ach, Renée!«, sagte Anya.
    »Dir geht’s gut«, sagte ich erleichtert.
    »Ich hab ihnen ihre Namen entlockt und wo sie wohnen«, erklärte Anya stolz. »Ich glaube, einer von ihnen fand mich sogar gut   …«   – hier entdeckte sie Noah hinter mir und verkniff sich den Rest.
    »Können wir reinkommen?«, fragte er. »Wir müssen mal dein Bad benutzen.«
    Im Zimmer brannten Dutzende von Kerzen, was eine äußerst schummrige Atmosphäre schuf. Noah stolperte über eine Schachtel Räucherstäbchen und warf ein paar Metallglücksbringer um, bevor er sich am Bettrahmen abfing.
    »Was wollt ihr in meinem Bad?«, fragte Anya und raffte einen Stapel Schmutzwäsche zusammen.
    »Ophelia Hart hat den ersten Teil des Rätsels in ihrem Wohnheimzimmer ver-«, holte ich aus, als ich Anyas offene Schranktür bemerkte. Ein abgenutzter Holzgriff ragte aus ihren Kleidern heraus.
    »Was ist das?« Ich starrte auf den Griff, dann auf Anya.
    Sie wurde käsebleich. »Nur ein Besen«, sagte sie hastig und wollte rasch die Tür zuschlagen, aber ich war schneller. Ich schnappte mir den Griff und zog ihn aus dem Schrank, wobei ich noch ein paar Kleiderhaken mitnahm.
    »Das ist meine Schaufel«, sagte ich und untersuchte die rostige Spitze. Wie vom Donner gerührt drehte ich mich zu Anya. »Hast du sie aus meinem Zimmer genommen? Hast du meine Sachen durchwühlt?«
    Anya wich zurück an die Wand, während ich die Schaufel hochhielt und sie damit bedrohte, ohne es eigentlich zu wollen. »Hast du   – hast du diese Pastinake unter meine Heizung gelegt?«
    »Das war doch nur zu deinem Besten«, sagte Anya schnell und starrte auf das Schaufelblatt, das direkt vor ihrer Nase schwebte. »Wenn man die unters Fenster legt, soll das die Untoten fernhalten. Beim Rausgehen hab ich aus Versehen deinen Wasserkrug umgeworfen«, gab sie zu. »Und es bringt Unglück, die Schaufel von jemandem zu verwenden, dessen Seele genommen wurde. Ich konnte einfach nicht zulassen,dass du die Schaufel von deiner Mutter nimmst, aber ich hab genau gewusst, wenn ich dir das sage, dann glaubst du mir nicht. Deshalb hab ich sie einfach mitgenommen, als ich schon mal da war.«
    Ich spürte, wie mein Mund Worte zu formen versuchte, die ausdrückten, wie erschüttert ich war und zugleich heilfroh, dass Anya der Eindringling gewesen war.
    »Du bist sauer«, sagte Anya und zauste das Ende ihres Zopfs. »Ich weiß, ich hätte dich nicht anlü-«
    Doch

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