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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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eindringlich, als versuchte sie etwas zu entdecken, das ihr vorher entgangen war. »Winters? Lydias und Roberts Tochter?«
    Mir fiel beinahe die Tasche hinunter. »Ja«, bestätigte ich verwirrt. »Sie haben sie gekannt.«
    Ohne Vorwarnung zog sie sich in die Dunkelheit zurück.
    »Warten Sie!«, brüllte ich, doch es war zu spät. Die Tür war schon zu.
    Wieder läutete ich und ließ mich dann seufzend auf dem Rand eines Blumenkübels beim Geländer nieder. Dabei schreckte ich eine schwarze Katze aus ihrem Schläfchen auf. Sie sprang heraus und fauchte mich an. »Das begreif ich nicht«, murmelte ich und sah zu Noah empor.
    Er legte einen Finger auf die Lippen. Von der anderen Seite der Tür hörte ich ein Klicken und dann ging sie genauso unvermittelt wieder auf, wie sie zugefallen war.
    »Rein mit euch«, befahl sie, und während wir hineintaumelten, jagten ihre Augen auf der dunklen Straße hin und her.
    Im Kloster war es zugig und finster. Nachdem sie die Tür verrammelt hatte, warf uns Miss LaBarge noch einen kurzen Blick zu. Sie führte uns durch mehrere Räume; in keinem stand viel mehr als ein Tisch mit ein paar Stühlen. Überall waren die Katzen   – ums Geländer gerollt, ausgestreckt auf den Fensterbrettern oder gähnend unter den Heizkörpern. Eine Perserkatze sprang von einem Kaminsims und folgte uns bis in die Küche. Miss LaBarge schaltetedie Deckenglühbirne ein, die den Raum in ein schmutziges gelbes Licht tauchte.
    Und da war sie: das braune Haar, die kleine Nase und die vollen Wangen, mit denen sie wie ein Bauernmädchen aussah. Sie stützte sich auf eine Stuhllehne und schien etwas sagen zu wollen, doch dann überlegte sie es sich anders und ging zum Herd.
    Ich war wie gebannt von ihrem Anblick, doch dann durchfuhr mich ein Schauer und Kälte kroch in mir hoch. Irgendetwas stimmte nicht.
    Die Frau sah genauso aus wie Miss LaBarge und dann auch wieder nicht. Ihre Gesichtszüge waren gleich, das schon, aber die Verhältnisse stimmten nicht. Die Wangenknochen wirkten etwas höher, die Fältchen um ihre Augen etwas weniger auffällig, als wäre sie eine schlechte Kopie der echten Annette.
    Sie entfernte den Deckel von einem verbeulten Kessel, ging hinüber zur Spüle und füllte ihn unter dem Hahn. »Tee?«
    Ich musste sie wohl angegafft haben, denn Noah stupste mich mit dem Ellbogen.
    »Ja, danke«, sagte ich.
    Miss LaBarge bewegte sich viel zu leichtfüßig durch den Raum. Entgeistert sah ich, wie sie eine Zitrone aufschnitt und sich den Saft in ihren Tee drückte. Miss LaBarge hatte immer Milch genommen.
    »Sie   – Sie sind gar nicht Miss LaBarge.«
    Die Hochstaplerin legte die Zitrone ab und sah mich traurig an, als bemitleide sie mich. Sie wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und zog zwei Stühle unter einem groben Holztisch hervor. »Bitte, setzt euch.«
    Noah nahm am Ende des Tisches Platz, aber ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich konnte es nicht. Ich war wie gelähmt, verwirrt und wütend, so schrecklich wütend. Wer war diese Frau, die so tat, als wäre sie Miss LaBarge?
    Sie stellte zwei Becher Tee vor uns auf den Tisch und ließ sich Noah gegenüber nieder. »Mein Name ist Collette LaBarge«, sagte sie. »Ich bin Annettes kleine Schwester.«
    Ich verschüttete beinahe meinen Tee. »Was?«
    »Annette ist tot. Sie ist im August gestorben. Ich bin ihre jüngere Schwester.«
    Auf einmal ergab alles Sinn. Das ganze Jahr über hatte ich nicht Miss LaBarge gesehen, sondern ihre Schwester. Es schien zu einfach, zu trostlos, um wahr zu sein.
    Sie zog die Stirn kraus. »Du wirkst enttäuscht.«
    »Ich dachte   –«
    »Du dachtest, sie wäre noch am Leben. Du wünschst dir, ich wäre jemand anderes.« Collettes Augen hatten einen kalten Ausdruck angenommen und ihre Hände waren wie zum Kampf zu Fäusten geballt. Sie sackte in ihren Stuhl zurück. »Tut mir leid.«
    »Also gibt es keine Möglichkeit, dass sie noch lebt?«, stieß ich hervor. Erst jetzt wurde mir klar, dass das Fünkchen Hoffnung, dass Miss LaBarge überlebt hatte, nie völlig in mir erloschen war.
    Collette senkte den Blick. »Nein.«
    »Aber warum sind Sie dann hier?«, fragte ich. »Warum verstecken Sie sich? Keiner weiß von Ihnen. Sie waren ja noch nicht mal bei ihrer Trauerfeier.«
    »Ich habe sehr wohl teilgenommen.«
    »Dann hab ich Sie gesehen.« Jetzt wurde mir klar, dass es Collette gewesen war, die ich beim Wegsegeln an der Küstestehen gesehen hatte. »Aber auf dem Boot waren Sie nicht. Sie standen an

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