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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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bevor sie aussprechen konnte, sprang ich auf sie zu und zog sie an mich, ihre knochigen Schultern entspannten sich unter meinem Griff. »Danke«, sagte ich und lächelte sie verständnisvoll an, als ich wieder zurücktrat. »Aber bitte tu mir das nie wieder an.«
    »Keine Sorge«, sagte Anya. Sie begann, an ihrem Ohrring zu zwirbeln. »Da ist noch etwas.«
    Mein Lächeln verschwand.
    »Ich hab dir nie erzählt, was Zinya mir vorhergesagt hat.«
    Erwartungsvoll ließ ich die Schaufel sinken.
    »Über meine Vergangenheit hat sie mir gesagt, dass ich mich immer wertlos gefühlt hätte, weil ich nie das Zeug zum Wächter hatte. Zu meiner Gegenwart meinte sie, dass ich gerade eine neue, seltene Begabung entwickelte, die ein Freund in mir erwecken würde.«
    »Du bist ein Flüsterer«, murmelte ich.
    Anya nickte, aber sie sah mich nicht an. Ihr Ausdruck wurde düster.
    »Und deine Zukunft?«, fragte ich. »Was hat sie dazu gesagt?«
    Anya zupfte an ihren Fingernägeln und mied meinen Blick. »Dass ich diesen Freund verlieren würde.«
    Ich senkte das Schaufelblatt zu Boden und ihre Worte hingen zwischen uns in der Luft. Ich stand da wie eine Salzsäule, unfähig zu jeder Bewegung. »Hat sie mich gemeint?«
    Anyas Lider senkten sich. »Ich hab sonst keine Freunde.«
    »Aber das kann es nicht bedeuten«, sagte ich. »Zinya hat gemeint, ich würde am Ende meiner Suche das Leben
und
den Tod finden.« Und dann dämmerte es mir: Vielleicht würde ich sterben und Dante würde leben. »Vielleicht hat sie auch gemeint, dass ich einfach weggehe«, sagte ich. »Verlieren heißt ja nicht zwangsläufig sterben.«
    Anya nickte. »Das stimmt. So ist es wahrscheinlich.«
    Doch ich hörte sie kaum. »Warum hast du mir das nicht vorher erzählt?«
    »Weil das Unglück bringt. Ich hab gehofft, dass es nicht wahr ist. Dass aus mir kein Flüsterer wird. Dass du die Hinweise zu den Rätseln nicht findest, oder die neunte Schwester. Aber all das ist eingetreten.«
    Ich blinzelte.
    »Renée!«, rief Noah aus dem Badezimmer. »Ich glaub, ich hab’s!«
    Ich lugte über meine Schulter nach Noahs Beinen im Bad.
    Anya fing meinen Blick ein. »Wenn Zinya gesehen hätte, dass du stirbst, dann hätte sie dir das gesagt. Stattdessen hat sie Leben
und
Tod gesagt. Sicher ist da noch gar nichts.«
    Ich biss mir auf die Lippe. Schwer einzuschätzen, ob sie das wirklich glaubte oder mich nur aufmuntern wollte. Wie auch immer   – jetzt blieb nur noch die Flucht nach vorn. Ich ließ die Schaufel fallen und eilte ins Badezimmer.
    Noah stand vor dem Ganzkörperspiegel, der genau dort hing, wo in meinem Badezimmer die Tür zu Clementines Zimmer führte. »Ich glaub, das ist es«, erklärte er meinem Spiegelbild. »Fühl mal.«
    Er führte meine Hand an ein winziges Loch in der Spiegelecke. Dann zog er Anyas Badschubladen auf und wühlte darin herum, bis er schließlich eine Pinzette hervorzog. »Such dir auch eine«, trug er mir auf, kniete sich vor den Spiegel und steckte die Pinzette ins Loch. Er drehte sie leicht nach links und sah grinsend zu mir hoch. »Es klappt. Er ist festgeschraubt.«
    Während Noah sich am Rand des Spiegels entlangarbeitete, durchforstete ich die übrigen Schubladen.
    »Unten links«, sagte Anya aus dem Türrahmen und ich ging ihre Toilettenartikel durch, bis ich eine zweite Pinzette gefunden hatte. Ich spähte in eines der Löcher und begann, den winzigen Bolzen darin aufzuschrauben.
    Noah war bereits mit der vorletzten Schraube fertig und legte sie gerade in eine Seifenschale auf dem Waschbecken, als die letzte Schraube im Loch zu wackeln begann. Ich zog die Pinzette heraus und ein Stückchen Metall fiel durch meine Finger auf den Boden.
    Der Spiegel begann zu beben.
    Noah schnappte meinen Arm und zog mich an sich. Anya kreischte.
    Und mit plötzlicher Wucht stürzte der Spiegel zu Boden und zersplitterte auf den Fliesen.
    Als alles wieder ruhig war, kauerte Anya bei der Tür und hielt sich die Hände über den Kopf. Noah kniete neben mir und fragte, ob ich verletzt sei. Und wo eben noch der Spiegel gehangen hatte, war nun eine alte Holztür.
    »Nichts passiert«, sagte ich und trat über die Scherben, die unter meinen Schuhen knirschten.
    Die Tür war dunkelbraun, überzogen mit abblätterndem Lack und verstärkt mit dicken Beschlägen wie auf der Psychiatrie. In der Mitte hatte sich ein Holzwurm ausgetobt.
    Ich rüttelte am losen Knauf. Die Tür wackelte in ihrem Rahmen, aber öffnen wollte sie sich nicht.
    »Aus der Bahn«, sagte

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