Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
Vom Netzwerk:
Öfftern wünscht Andere zu küßen, und ihre Stimmung schwebet zwischen süsser Verzükung und schwerer
Betrübnuß, in welcher sie der Welt Verdunkelung und Überdruß beklaget. Die Behandlung, so wir ihrer Art gewöhnlich angedeihen lassen, zeiget keine Würckung bei ihr, und sie giebt an, an einer Crisis Moralis zu leiden und an Liebesweh, doch wem sie in Liebe zugethan, weiß keiner zu sagen. Der Einzige, zu dem sie anscheinend ein Zutrauen hat, ist ihr Physicus, Bertrand Gottfried.
Auch zeiget sie eine ungewöhnliche Neigung zum Wasser.
Ihre Pflegerinnen sagen, sie studire es bei Tag und bei Nacht, sie starre in die Wasch-Schüssel ihres Zimmers oder sitze beym Brunnen, welches Verhalten in stärckstem Widerspruche stehet zur Krafft und Zucht, so sie ehedem als Wächterinn des Ersten Ranges an den Tag geleget. Unzweiffelhafft eine Reaction auff das Feuer. Dennoch habe ich gebeten, sie auß dem Hause Sankt Clementius zu entfernen, um der anderen Studiosi Leib und Leben nicht zu gefehrden. Doctor Gottfried drükte sein Interesse aus, sie in die Americanischen Colonien mit zu nehmen, wo er ein neues Spittal für die Untotten zu eröfnen gedenckt; ob es freilich helffen kann, erscheint mir ungewiß. Ich beschwöre dich, bedencke die sichere Bewaarung unserer Entdekung. Ophelia Hart hat sich zu starck verändert. Ihr ist nicht mehr zu trauen, und ich bitte dich, erwäge die Möglichkeyt, sie zur Ruhe zu bringen.
     
Votre Sœur
Prudence Beaufort
     
    Ich sah Noah an. »Als Ophelia Hart in das schreckliche Feuer geraten ist, war sie Schülerin am St. Clément?« Meine Gedanken überschlugen sich, als ich den Brief noch einmalüberflog.
Verdunklung und Überdruss. Wünscht andere zu küssen. Unfähig, ihre Triebe zu bezähmen. Reaktion auf das Feuer.
»Sie ist zur Untoten geworden?«, fragte ich fassungslos. »Hat sie deshalb das Geheimnis verwendet und dann bewahrt?«
    Collette nickte mir kurz zu. »Ich denke, ja. Deine Eltern haben als Erste herausgefunden, dass Ophelia die neunte Schwester war. Deine Mutter hat den Brief unter einem Vogelbad im Garten von Almas altem Haus gefunden. Sie haben Ophelias Werdegang zurückverfolgt und den zweiten Teil des Rätsels im Krankenhaus entdeckt, im gleichen Zimmer, in dem sie als Untote wiederauferstanden ist.«
    »Sie muss es versteckt haben, als sie hundert Jahre später dort als Oberschwester gearbeitet hat«, sagte Noah, der mich nicht aus den Augen gelassen hatte.
    »Und dann hat sie den Grabstein gemacht«, ergänzte ich. »Vielleicht im Andenken an ihre Jugend. Sie hat den letzten Teil des Rätsels drauf eingraviert.«
    Noah nickte. Fast niedergeschlagen sah er aus.
    Meine Hand mit dem Brief zitterte bei der Vorstellung, dass meine Eltern vor kaum zwei Jahren das gleiche Blatt Papier gehalten hatten. »Und Miss LaBarge und Cindy haben weitergesucht. Sie sind davon ausgegangen, dass die nächsten Rätsel irgendwas mit ihren Gewässerforschungen zu tun haben müssen«, murmelte ich. »Deshalb hat man sie in der Nähe der Seen gefunden.«
    Collette nickte. »Jetzt bin nur noch ich übrig. Ich muss ihre Suche zu Ende führen, aber bisher habe ich den letzten Teil noch nicht gefunden.«
    Ophelia Hart war aufs St. Clément gegangen, genau wie ich, und irgendwann während dieser Zeit war sie gestorben.Was könnte bedeutungsvoller sein für sie? »Aber alle haben sich geirrt«, erklärte ich. »Der Rätselteil, der uns fehlt, ist der erste, nicht der letzte. Und bevor Ophelia Wissenschaftlerin, bevor sie Krankenschwester wurde, da war sie Schülerin am St. Clément. Dort könnte sie sogar umgekommen sein.« Ich wandte mich an Noah. »Hat dein Vater nicht gemeint, dass sie dort kurz als Krankenschwester tätig war?«
    Noah hatte es vor Verblüffung die Sprache verschlagen, aber er nickte schwach.
    »Was, wenn sie ans St. Clément zurück ist, weil sie dort etwas verstecken wollte?«, fragte ich.
    »Den ersten Teil des Rätsels«, führte Noah meinen Gedanken zu Ende.
    Und gemeinsam drehten wir uns nach Collette um. »Wir müssen zurück zur Schule.«

Fünfzehntes Kapitel

Die Besenkammer
     
     
    W ir legten uns flach auf den Rücksitz von Collettes Auto und versteckten uns unter einer Decke, während sie uns zurück zur Schule fuhr. »Ich glaube, die Luft ist rein«, sagte Collette und zog den Zündschlüssel ab. Sie hatte in einer Gasse ein paar Straßen vom Eingang entfernt geparkt.
    Ich schloss die Augen und versuchte, die leere Anwesenheit der Untoten zu erspüren. »Sie

Weitere Kostenlose Bücher