Dead Cat Bounce
»Fehlanzeige. Ich hab immer noch ein Signal«, informierte er sie. »Könnte es etwas anderes sein?«
Jonah nahm den neuen iPod in die Hand. Trotz der Hitze lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. »Den Laptop überwacht er nicht. Er überwacht mich« ,flüsterte er. »Das hier hat er mir am Freitag geschenkt.« Jonah spürte ein flaues Gefühl in der Magengrube. Okay, er hatte auf den Baron schießen müssen. Okay, inzwischen war ihm klar, dass der Mann zu einer üblen, gefährlichen Organisation gehörte. Aber die Vorstellung, dass er ihre Freundschaft benutzt hatte, dass das letzte Geschenk, das er vom Baron bekommen hatte, ein GPS-Peilsender war, gab ihm den Rest. Er drückte auf die Taste zum Ausschalten und sah zu, wie das Display schwarz wurde.
Im Camp war es still, als Jonah und David wortlos Chippy anstarrten und hofften, dass man sie jetzt nicht mehr orten konnte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Chippy den Kopf hob. »Das Signal ist weg«, sagte er. Dann herrschte wieder Stille.
Angeekelt warf Jonah den iPod auf den Tisch. Wut und Hass stiegen in ihm auf. Warum hatte der Baron ihn eigentlich in den Bunker geholt? Er hatte ihm einen Peilsender angehängt, damit er ihn überwachen konnte; er steckte in dieser Apollyon-Sache mit drin. Jonah verstand es einfach nicht … es sei denn … es sei denn … der Baron bildete ihn aus, damit auch er Teil von Apollyon wurde!
Je länger er darüber nachdachte, desto mehr Sinn ergab es. Und jetzt fügten sich auch die vielen Puzzleteilchen aus der Vergangenheit zusammen – warum der Baron ihn an dem Tag, an dem ihn sein Vater in die Bank mitgenommen hatte, in den Bunker geholt hatte, warum auf dem Etikett des Trainingsprogramms, das er vom Baron bekommen hatte, der Buchstabe »A« stand, warum der Baron ihn nach Amsterdam mitgenommen hatte und sie dort ganz zufällig seinen Mentor getroffen hatten.
»Wir müssen einen Plan ausarbeiten«, hörte er die Stimme seines Vaters, die seine Gedanken unterbrach. »Was meinst du, Chippy?«
»Sie wissen es«, antwortete Chippy rätselhaft. »Und sie werden kommen. Vielleicht schon morgen.«
»Gibt es noch ein anderes Camp?«, erkundigte sich David.
Jonah hob den Kopf. »Nein! Auf keinen Fall!«, brach es aus ihm heraus. »Wir werden nicht schon wieder weglaufen. Sie werden uns immer wieder finden.« Er konnte David und Chippy ansehen, wie überrascht sie von seiner Reaktion waren. »Dad, wir sind doch nur deshalb hergekommen, weil wir dachten, dass sie uns hier nicht finden können. Und wir haben Schutz. Wir haben die Anti-Wilderer-Trupps und wir haben dich und Chippy.« Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Was war das noch mal gewesen, das ihm sein Vater über die Vorgehensweise der Selous Scouts erzählt hatte? »Wir könnten doch genau das Gegenteil tun«, schlug Jonah vor.
»Was meinst du damit?«, fragte David mit verwirrtem Gesichtsausdruck.
»Er meint, er will sie herlocken«, erklärte Chippy. Seine Leopardenaugen glühten.
»Genau«, sagte Jonah, der sich dadurch bestätigt sah, dass Chippy sofort begriffen hatte, was er vorhatte. »Sie glauben, dass sie die Jäger sind. Wir sind vor Hellcat davongerannt und in Amsterdam sind wir ein zweites Mal davongerannt. Sie gehen davon aus, dass wir wieder davonrennen. Also tun wir genau das Gegenteil. Wir machen die Jäger zu Gejagten. Das habt ihr früher bei den Selous Scouts doch auch so gemacht, oder nicht?« Er sah Chippy an, der sich mit der Hand über das Kinn strich. Dann ging sein Blick zu seinem Vater, dessen Gesichtsausdruck von verwirrt zu nachdenklich gewechselt hatte.
»Der Baron ist ein Stadtmensch«, fuhr Jonah fort. »Das hier ist aber keine Stadt. Hier sind wir im Vorteil. Ihr kennt diese Welt. Er nicht. Wir bitten Chippys Kontakt am Flughafen, nach ihm Ausschau zu halten, und wenn er kommt, folgen wir ihm. Und wenn er hier ist …«
»Nehmen wir ihn gefangen«, fuhr Chippy fort.
»Und verhören ihn«, beendete David seinen Satz.
Das war allerdings nicht das, was Jonah im Sinn hatte. »Ich wollte sagen, wir schnappen ihn uns, damit er jetzt, wo wir Beweise dafür haben, dass man dir die Schuld an der Sache in die Schuhe schieben will, nicht entkommen kann«, widersprach Jonah. »Und dann bringen wir ihn vor Gericht.«
»Nein.« David wurde immer aufgeregter. »Wir müssen an ihn rankommen, bevor er sich hinter teuren Anwälten verstecken kann. Wir müssen ihn zum Reden bringen. Wir müssen herausfinden, was hinter diesem
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