Dead Cat Bounce
Baron und Amelia befanden sich in Kloots Haus in Zürich, als sich der Peilsender wieder einschaltete. Sie waren über Nacht aus Amsterdam angereist, damit der Baron zu Kloots Leibarzt gehen konnte, der keine Fragen wegen der Schusswunde stellen würde.
Kloot war ausgerastet, als er gehört hatte, dass die Apollyon-Dateien heruntergeladen worden waren. Er hatte sein Haus in Südafrika sofort verlassen und war am Morgen in der Schweiz gelandet, um die Leitung der Operation zu übernehmen. Er wollte die beiden Lightbodys tot sehen. Niemand mehr würde die Pläne Apollyons gefährden. Es durfte keine Fehler mehr geben.
Kloot wandte sich an den Baron, der unruhig auf seinem Stuhl herumrutschte. »Du fliegst sofort nach Namibia. Der jüngere Lightbody wurde von dir angeworben. Nach den Regeln von Apollyon bist du für ihn und seinen Vater verantwortlich.«
Der Baron, der unter starken Schmerzmitteln stand, nickte nur.
»Ich habe einen Mann dort unten, der dich begleiten wird.« Kloot holte das Bild eines stämmigen Mannes auf den Bildschirm seines Computers. »Er heißt Klaasens. Er ist unter anderem Berufsjäger. Ich setzte ihn vorwiegend als meinen Chef-Leibwächter ein. Klaasens wird sie finden und dafür sorgen, dass diese Sache erledigt wird, selbst wenn du es nicht schaffen solltest. Er wird auch aus ihnen herausbekommen, wie viele Informationen sie in den Dateien gefunden haben und was sie damit gemacht haben.«
Der Baron nickte wieder. Trotz der Medikamente, die seine Sinne vernebelten, war ihm klar, dass Kloot sich selbst schützen wollte, indem er Klaasens mit der Jagd nach den beiden Lightbodys beauftragte. Wenn der Baron versagte, war Kloots Position gefährdet.
»Du wirst dich am Flughafen von Windhoek mit Klaasens treffen. Die entsprechende Ausrüstung hat er dabei. Sobald der Auftrag erledigt ist, kommst du nach Johannesburg. Nach London kannst du nicht mehr zurück.« Kloot wandte sich an seine Tochter. »Amelia, du fliegst heute mit mir nach Johannesburg zurück, in meinem Privatjet. Wir schmuggeln dich an Bord, damit du das Land unbemerkt verlassen kannst.«
Amelia nickte ergeben. Sie widersprach ihrem Vater nie. Diese Lektion hatte sie schon sehr früh in ihrem Leben gelernt.
40
Als die Sicherungskopie fertig war, rief Jonah seinen Vater zu sich. Er fragte sich, wie es ihm wohl gehen mochte. Irgendwo in diesen Dateien war der Schlüssel zu seiner Freiheit verborgen. Oder auch nicht. Er sah zu, wie sein Dad um den Tisch herumging und sich hinter ihn stellte.
David war anzumerken, wie nervös er war. Sein Gesicht war starr, der Mund nur noch ein schmaler Strich. Er legte Jonah die Hand auf die Schulter. »Also los. Finden wir es heraus.« Es schien, als hätten sie ihr ganzes Leben lang darauf gewartet, die in diesem Ordner versteckten Informationen zu finden, obwohl es in Wahrheit nur ein paar Tage gewesen waren.
Jonah ging mit dem Cursor auf den Ordner und tippte mit dem Finger auf das Touchpad. Der Desktop wurde komplett schwarz, bis auf zwei kurze Zeilen mit Text: »Roter Baron A-Fonds« und »Apollyon zwei.«
David las den Text vor.
»Was oder wer ist Apollyon?«, sagte Jonah. »Das klingt wie eine Weltraummission.«
»Keine Ahnung«, erwiderte David. »Google es.«
»Geht nicht. Wir haben kein Netz. Schon vergessen?«
»Oh, ja, stimmt. Eigentlich ist es auch egal. Fang mit dem Roten Baron an. Das muss sein privates Konto sein.«
Jonah klickte die Textzeile an. Auf dem Bildschirm wurde eine Liste mit Jahreszahlen angezeigt, die bis 1992 reichte.
»Dieses Jahr«, flüsterte David. Das einzige andere Geräusch war das Summen einer Fliege und das leise Zischen der Holzscheite im Feuer.
Jonah klickte auf das Jahr. Eine Liste mit Monaten erschien. »September.« Sein Finger ging wieder zum Touchpad.
Auf dem Bildschirm erschienen komplex aussehende Grafiken, Zahlen und Buchstaben. Jonah erkannte auf den ersten Blick, dass er die Transaktionsdaten irgendeines Investmentfonds vor sich hatte. Das Layout sah genauso aus wie das, das sie im Bunker benutzten: Performance, Transaktionen, Datumsangaben und Uhrzeiten. Jonah überflog die Seite und suchte nach einzelnen Transaktionen.
»Kommt dir irgendwas bekannt vor?«, fragte David.
Jonah nickte. »Ja. Die Transaktionen ähneln denen, die wir im Bunker durchgeführt haben, es sind Leerverkäufe von Finanzaktien, aber die Zahlen sind anders, nicht so groß. Außerdem geht es bis Freitag, aber Hellcat hat ab Mittwoch praktisch nicht mehr
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