Dead Cat Bounce
jemandem, der so groß ist wie ihr?«, knurrte er.
Jonah hob den Kopf und stellte fest, dass jetzt die beiden hässlichen Männer diejenigen waren, die die Köpfe einzogen und hinter den Glaswänden in Deckung gingen.
»Jetzt klar, was ich meine? Weicheier durch und durch. Man braucht nur Buh zu sagen, dann rennen sie einen Kilometer weit. Diese Typen sind wie ein kräftiger Pups, der nicht stinkt, laut, aber alles andere als gefährlich.« Der Mann unterbrach sich für eine Sekunde und amüsierte sich köstlich über seinen Vergleich.
Jonah unterdrückte ein Kichern und sah wieder zu seinem Vater, als er plötzlich ein lautes »BUUH!!« hinter sich hörte.
Schnell drehte er den Stuhl wieder herum.
Der Dicke brüllte vor Lachen und wies auf Rock und Gravel. »Hast du den Ausdruck auf ihren Gesichtern gesehen?!«
Als Jonah zu den Kollegen seines Vaters blickte, stellte er fest, dass sie tatsächlich zitterten. Er konnte sich nicht mehr beherrschen und brach jetzt selbst in lautes Gelächter aus.
»Sehr gut, mein Sohn.« Der Mann war jetzt wieder ernst. »Du bist nicht mal zusammengezuckt. Beeindruckend. Es gibt nicht viele Jungen in deinem Alter, die bei dem Trubel hier ruhig bleiben würden. Und das ist dann ganz bestimmt nicht jemand, der bei diesem Haufen bleiben will. Was hältst du davon, mit mir zu den Überfliegern zu kommen?«
Jonah hatte keine Ahnung, was ein Überflieger war, doch wenn sie genauso waren wie der Mann vor ihm, machte es bestimmt Spaß, den Tag mit ihnen zu verbringen. Sein Blick ging zu seinem Vater, der jedoch mit seinem Telefonat beschäftigt war, daher musterte Jonah den Mann, der seine Peiniger so mühelos zum Schweigen gebracht hatte, etwas genauer. Dieser hatte jetzt ein breites Grinsen im Gesicht und unter dem Schnurrbart kamen zwei Zahnreihen zum Vorschein. Sie waren blendend weiß, und als das Lächeln noch breiter wurde, blitzte auf beiden Seiten Gold. Darunter befanden sich ein glattes Kinn und ein riesiger Krawattenknoten, der zwischen einem weißen Hemdkragen saß. Den Kragen umgab ein dunkelblaues Jackett mit breiten weißen Nadelstreifen. Der Mann hatte einen dicken Hals, breite Schultern und einen mächtigen Brustkorb.
Jonahs kleine zwölfjährige Hand hob sich von ganz allein nach oben und schüttelte die Pratze des Mannes. Als er die Hand zurückzog, fiel der Blick des Jungen auf einen Ring mit einem Totenkopf am kleinen Finger des Mannes. Ein Piratenring! Jonah wollte ihn darauf ansprechen, doch ehe er sich’s versah, nannte er seinen Namen. »Ich bin Jonah. Lightbody. Davids Sohn.«
»Hallo, Jonah. Lightbody. Davids Sohn. Ich bin der Baron«, erwiderte der Mann.
»Der Baron?« Im Vergleich zu dem tiefen, einschmeichelnden Bass des außergewöhnlichen Menschen vor ihm musste Jonahs Stimme klingen wie das Piepsen einer Maus in der Falle. Sein Blick wanderte wieder nach oben, zu den Goldzähnen, dem Schnurrbart und den dunklen Augen.
»Das ist nur ein Spitzname«, warf David ein, der sein Telefongespräch beendet hatte. »Was willst du, Baron?«
Für einen Moment wurden die auf Jonah gerichteten Augen des Barons noch dunkler. Dann kehrte ihre normale Farbe zurück und der Mann griff zu seinem Schnurrbart und zwirbelte ihn ausgiebig.
Schließlich ging sein Blick zu David. »Ganz richtig, Biff. ›Baron‹ ist ein Spitzname, genau wie Biff. Aber meinen habe ich für etwas bekommen, das ich getan habe, nicht für etwas, das ich nicht getan habe.« Er wandte sich wieder an Jonah. »Meinen Spitznamen habe ich von dem Roten Baron, Kleiner. Das beste Fliegerass im Ersten Weltkrieg. Mehr Abschüsse als jeder andere Pilot.«
Der Totenkopfring des Mannes war jetzt in seiner ganzen goldenen Pracht zu sehen und die Augen des Barons funkelten, als würde er andeuten wollen, dass mehr hinter der Geschichte steckte, als er sagte.
»Aber Sie haben doch niemanden getötet, oder doch?«, fragte Jonah ganz atemlos.
Der Baron grinste vielsagend. »Abschüsse bei Börsengeschäften, mein Sohn. Deshalb werde ich vom Markt ›der Baron‹ genannt.
Mehr Abschüsse bei Börsengeschäften als jeder andere am Markt. Nichts Gewalttätiges. Von Gewalt halten wir hier gar nichts, stimmt’s, Biff?« Erst jetzt drehte er sich um und starrte David mit einem herausfordernden Blick an.
David machte den Mund auf, um zu antworten, doch bevor er etwas sagen konnte, redete der Baron auch schon weiter.
»Genug gescherzt, Biff. Du hast gefragt, was ich will. Na ja, ich hab deinen Jungen da
Weitere Kostenlose Bücher