Dead End: Thriller (German Edition)
schloss die Augen. Immer noch da, als ich sie wieder öffnete. Echt. Ich machte kehrte und rannte in die Schwärze.
Gleich darauf blieb ich wie angewurzelt stehen. Ein weiterer Spot war in der Decke erschienen, und eine zweite dunkel gekleidete Gestalt stand mitten im Tunnel. Alles an ihm war in Schatten gehüllt, bis auf den Stahl der Messerklinge, die in seiner rechten Hand funkelte. Wieder drehte ich mich um, gerade als es abermals dunkel wurde.
Ich rannte weiter, die Arme vorgestreckt, und wusste, dass ich überhaupt nicht mehr daran dachte, irgendwie hier rauszufinden. Es war mir egal. Ich wollte einfach nur weg von den Männern mit den Messern.
Plötzlich konnte ich mein Zimmer sehen. Zu beiden Seiten der Tür waren Backsteinwände – von denen ich wusste, dass sie nicht echt waren. Ich drückte kräftig gegen eine davon und schob sie zurück, bis eine Lücke entstand, die groß genug war, dass ich mich hindurchquetschen konnte.
Das Erste, was ich auf der anderen Seite erblickte, war das Karussell. Dicht daneben stand das Wahrsagerzelt. Der Hau-den-Lukas war auseinandergenommen worden und lag zerlegt auf dem Boden. Dies hier war definitiv ein Ort, wo ich nicht sein sollte.
»Laura!«, rief eine Stimme, männlich, aber hoch und kieksig. »Lacey-Laura! Wo steckst du?« Dann ging das schwache Licht von Neuem aus.
Mein Instinkt drängte mich loszurennen, der gesunde Menschenverstand wies mich an, es langsam anzugehen, mich zur Wand vorzutasten und ihr zu folgen. Das Fenster, das ich heute Vormittag eingeschlagen hatte, war vielleicht noch nicht repariert. Wenn ich es finden konnte, war ich hier raus.
Langsam tappte ich vorwärts. Zu meiner Rechten glaubte ich einen der gruseligen Clowns erkennen zu können. Er war nach hinten gekippt, als lehne er an … ja, ich hatte die Wand erreicht.
Als ich mich an der Seite des Gebäudes entlangtastete, fragte ich mich, wieso sie die großen Lagerhauslampen nicht eingeschaltet hatten. Darauf gefasst, jeden Augenblick im grellen Licht zu stehen, schaffte ich es bis zur nächsten Ecke. Geh weiter. Solange das Licht aus war, hatte ich eine Chance. Ein Türrahmen. Die Tür ging auf, ich schlüpfte hindurch und konnte mein Glück gar nicht fassen.
Ich befand mich wieder in dem Lagerraum, in den ich vorhin eingestiegen war. Licht schimmerte von den Straßenlaternen draußen herein. Vor dem Fenster, das ich eingeschlagen hatte, war ein dickes Stück Pappe befestigt, und ich brauchte weniger als eine Sekunde, um es von der Wand zu reißen.
Draußen war es dunkel. Ich landete auf dem Plattenweg, gerade als Scott Thornton an der Ecke des Gebäudes erschien und mir den Fluchtweg abschnitt. Er war genauso gekleidet wie vor ein paar Tagen, als er in mein Zimmer gestürmt gekommen war, nackt bis zur Taille, die Ninja-Maske über den Augen, die langen Locken unverwechselbar. Ich schaute in die andere Richtung, mehr hoffnungs- als erwartungsvoll, und erblickte einen der anderen, ganz ähnlich gekleidet, an der anderen Hausecke. Zurück hinein konnte ich nicht mehr. Es blieb mir nichts anderes übrig, als über den Zaun zu klettern und in den Wald zu laufen.
Ich konnte nicht schnell rennen. Das Sedativum, das sie mir verabreicht hatten, hatte mich zu fest im Griff. Und in der frischen Luft begann das Halluzinogen erst richtig zu wirken. Überall um mich herum leuchteten Farben, die Sterne waren große Laternen, die tief genug hingen, dass ich sie hätte berühren können, und fantastische Kreaturen beobachteten mich mit riesigen Augen. Die Bäume nahmen verdrehte, gemarterte Formen an, Äste griffen nach mir, wenn ich vorbeikam. Und mit jedem Schritt, den ich in diesen Wald hinein machte, schien es, als bewege ich mich rückwärts durch die Zeit. Meine Jahre als Detective entglitten mir; das neue Leben, das ich mir aus den Trümmern meiner Vergangenheit aufgebaut hatte, verschwand.
Ich war nicht mehr Lacey Flint. Ich war wieder eine Sechzehnjährige in Todesangst, allein um Mitternacht auf offenem Gelände, und sie waren mir dicht auf den Fersen.
Mein letzter Gedanke, als eine Hand mein Haar packte, war, dass sie, obwohl ich wusste, dass das völlig unmöglich war, irgendwie doch wussten, wovor ich am meisten Angst hatte. Irgendwie war es ihnen gelungen, die eine Erinnerung zutage zu fördern, die ich niemals an die Oberfläche kommen lassen durfte, weil dann alles Gute und Normale und Sichere, an dem ich mich festklammerte, verloren wäre.
Ich schrie einmal auf, ein schriller
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