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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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würde ich hinausgehen. Gleich.
    Da drüben rann Blut an der Wand herunter.
    Ich schloss die Augen. Das ist kein echtes Blut, es ist kein echtes Blut, mit Evi haben sie dasselbe gemacht, haben sie mit unechtem Blut zu Tode erschreckt. Das ist bestimmt Farbe, Theaterblut, irgend so etwas. Ich würde hingehen, mit dem Finger hindurchfahren, mit sehr großen Buchstaben LECKT MICH an die Wand schreiben. Und wenn ich dieses Miststück Talaith Robinson in die Finger bekam, würde ich ihr ganz genau zeigen, wie Blut in großen Mengen aussah, und es würde ihr eigenes sein.
    Ich öffnete die Augen wieder und stellte fest, dass das Blut verschwunden war. Trotzdem stand ich auf und ging hin, um nachzusehen. Die Wand war weiß und sauber.
    Okay, es war ernster, als ich gedacht hatte. Sie hatten mir irgendein Halluzinogen verpasst. Noch einmal zog ich den Vorhang zurück. Das Foto von der ermordeten Frau war immer noch da. Ich streckte die Hand aus und berührte es. Es war echt. Das reale Bild hatte eine damit verbundene Halluzination ausgelöst. Nun, wenigstens wusste ich, wie das Ganze funktionieren würde.
    Großer Gott, dies alles ohne das Wissen durchzumachen, das ich besaß.
    Auf Beinen, die sich schwach und zittrig anfühlten, aber taten, was ich ihnen befahl, tappte ich durchs Zimmer, zog die Tür auf und schaute hinaus.
    Ich sah einen schwach erleuchteten schmalen Raum, der sich in Schwärze verlor. Die Wände waren aus altem Mauerwerk, die Decke war niedrig. Die bemalten Sperrholzwände, die ich in dem Lagerraum gesehen hatte, waren für mich bestimmt gewesen.
    Versucht’s ruhig, murmelte ich innerlich, als ich hinaustrat, und wusste genau, dass das dafür sorgen sollte, dass ich mich besser fühlte. Und dass es nicht wirklich klappte. Sich einzureden, dass sie ja nicht mehr tun können, als einem Angst zu machen, ist eine Sache. Aber Angst zu haben kann sich ziemlich schlimm anfühlen, wenn man ganz allein in einem dunklen Raum ist, wenn man Menschen ausgeliefert ist, von denen man weiß, dass sie Psychopathen sind, und wenn man nicht den blassesten Schimmer hat, was einem als Nächstes bevorsteht.
    Irgendwie schaffte ich es, mich zu beherrschen. Ich ging vorwärts, kam an eine Ecke und bog in eine schmale Gasse mit Seitenwänden aus Pseudobacksteinen ein. Das Ganze sah aus wie etwas, das ein Kunststudent innerhalb von ein paar Stunden zusammengeschustert hatte, und es würde mich nicht – es würde mich nicht – fertigmachen. Ebenso wenig die kleine Überraschung ein paar Meter voraus, wo ein Deckenspot etwas auf dem Boden beleuchtete. Als ich näher kam, sah ich, dass es eine menschliche Gestalt war. Noch näher, und ich wusste, dass sie nicht echt war. Das hier war eine Schaufensterpuppe, nackt ausgezogen und mit Kunstblut beschmiert. Joesbury und ich hatten damals eine ganz ähnliche gefunden, als wir an dem Fall gearbeitet hatten. Das konnte jeder wissen, der gründlich genug recherchierte, und, okay, ich hatte Angst, richtig Angst, aber damit kam ich zurecht. Ich würde jetzt von hier verschwinden.
    Dann öffnete die Schaufensterpuppe die Augen und lächelte mich an.
    Als ich wieder zu mir kam, lehnte ich an einer der Sperrholzwände und murmelte das ist nicht echt, nicht echt, nicht echt in Hände, die schweißfeucht waren.
    Scheiße, es hatte äußerst echt ausgesehen. Ich kämpfte die Angst nieder, dass die Puppe sich vom Boden erhoben haben und mir gerade jetzt über die Schulter schauen könnte, und zwang mich, erneut hinzusehen. Sie lag genau da, wo sie vorher gelegen hatte, die Augen geschlossen, die Lippen still, doch zum ersten Mal war ich mich nicht sicher, wie viel von dem hier ich noch ertragen konnte.
    In diesem Moment ging das trübe Licht aus, und ich starrte in Finsternis, die so dicht war, dass sie endlos hätte sein können. Dann schien ein Stück vor mir ein Lichtstrahl vom Dach herab. In dem Kreis, den er auf den staubigen Lagerhausboden malte, stand ein Mann in dunkler Kleidung, der ein langes, schimmerndes Messer in der Hand hielt.
    Lächerlich, sagte ich zu mir, während mir etwas Kaltes ins Kreuz rieselte. Lächerlich, lächerlich. Die Gestalt vor mir – ich konnte den Blick nicht von ihr abwenden oder auch nur blinzeln – würde nicht mehr sein als eine Sperrholzfigur, genau wie die Clowns, die ich vorhin gesehen hatte.
    Die Gestalt bewegte sich. Okay, echt oder Halluzination? Ich konnte es nicht sagen, doch ich musste mich wirklich schnell entscheiden, denn er kam auf mich zu. Ich

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