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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troll Trollson
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habe es einfach ignoriert.«
    »Und jetzt ist sie tot«, sagte Brown und fixierte ihn.
    »Ich weiß«, sagte Palmer. »Ich habe die Meldung in einem Ihrer Klatschblätter gelesen.«
    Diesmal keine großen blauen Augen. Kein überraschter Blick. Wenn überhaupt, dann war da ein Ausdruck übertriebener Sorge. Mehr und mehr gelangte Carella zu der Überzeugung, daß der Mann ihnen etwas vorspielte, daß er tat, als sei er viel gescheiter, viel raffinierter und erfahrener als der unterbezahlte Hauspostbote, der er in Wirklichkeit war.
    »Was empfanden Sie, als Sie die Meldung gelesen haben?« fragte Carella.
    »Nun, ich habe der Frau nicht den Tod gewünscht«, sagte Palmer. »Aber ich muß zugeben, daß unsere Lage sich dadurch erheblich verbesserte.« Und er hob wieder die Augenbrauen und weitete die Augen, diesmal kein Grinsen, sondern nur ein Blick, der zu sagen schien: Finden Sie nicht auch? Er klappte den Deckel des Koffers zu, verdrehte die Ziffern des Zahlenschlosses und wischte sich die Hände ab. Das wäre erledigt. »Das war’s«, sagte er.
    »Wann genau fliegen Sie am Sonntag?« fragte Brown. »Um acht Uhr.«
    »Demnach haben wir noch ein wenig Zeit.«
    »Ach? Wofür?«
    Um dich festzunageln, dachte Brown. »Um eine Matineevorstellung anzusehen«, sagte er. »Hier gibt es sonntags eine Menge Matineen.«
    »In London auch«, sagte Palmer beinahe sehnsüchtig.
     
    Die Schlüssel zum Freizeitraum der Wohnanlage verwaltete ein alter Schwarzer, der sich einfach als Michael vorstellte, kein Nachname. Die Leute schienen heute keine Nachnamen mehr zu haben, stellte Ollie fest - nicht daß ihn das sonderlich interessierte. Aber er dachte, ein Mensch sollte stolz sein auf seinen Nachnamen, der, verdammt noch mal, sein ganz persönliches Erbe war. Statt dessen hörte man nur Vornamen von jedem Idioten in jeder Arztpraxis und in jeder Bank. Und nun sagte ihm auch dieser Hüter der Schlüssel, daß er nur Michael hieße. Es geschah ihm nur recht, daß er als armseliger Schwarzer auf die Welt gekommen war.
    »Ich suche einen Jamaikaner mit einer Messernarbe im Gesicht und einem tätowierten Stern auf seinem Schwanz, der Saxophon spielt«, sagte Ollie.
    Der Alte brach in schallendes Gelächter aus.
    »Das ist nicht lustig«, sagte Ollie. »Er hat möglicherweise zwei Menschen getötet.«
    »Das ist wirklich nicht lustig, okay«, gab Michael zu und wurde ernst.
    »Haben Sie ihn hier mal gesehen? Eine Lady hat mir erzählt, daß er hier drin mal Saxophon gespielt hat.«
    »Meinen Sie den Typ aus London?« fragte Michael.
    Sie saßen im Dienstraum um Carellas Schreibtisch und tranken den Kaffee, den Alf Miscolo im Schreibzimmer zubereitet hatte. Ollie war der einzige, dem der Kaffee ekelhaft schmeckte. Im Lauf der Jahre waren die anderen zu der Überzeugung gelangt, daß der Kaffee gar nicht so schlecht schmeckte, sondern in Wirklichkeit einer dieser Feinschmeckerkaffees war, wie man sie in kleinen Straßencafes in Paris oder Seattle vorgesetzt bekam. Ollie hätte den ersten Schluck beinahe ausgespuckt.
    Er wollte den anderen erzählen, was er in der Stadt im Rockfort erfahren hatte. Die vier Detectives, die sich seinen Bericht anhörten, waren Carella, Brown, Meyer und Kling, die verschiedene Aspekte des Falles seit, wie es ihnen vorkam, einer Ewigkeit untersuchten - dabei waren sie erst seit dem 9. Oktober an der Sache dran. Ollie kam sich vor wie der Gast einer Talk-Show. Carella war der Gastgeber, und die anderen waren frühere Gäste, die zur Seite gerutscht waren, um für Ollie Platz zu machen, der unter tobendem Applaus und lauten Begeisterungsrufen auf die Bühne gekommen war. Brown und Meyer saßen auf Stühlen, die sie von ihren Schreibtischen mitgebracht hatten. Kling begnügte sich mit einem Platz auf einer Ecke von Carellas Schreibtisch.
    Es war eine gemütliche kleine Talk-Show, während die Temperaturen draußen bei etwa sechs bis sieben Grad unter Null lagen und es auf jeden Fall besser war, an einem solchen Abend unter Dach und Fach zu bleiben. Die Uhr an der Wand des Dienstraums verkündete Viertel nach fünf. Ollie hatte gleich nach dem Gespräch mit Mr. Michael und einem zweiten mit der Lady, die ihm eine weitere Banane angeboten hatte, angerufen und Carella gebeten, auf ihn zu warten, er wäre gleich da. Das war um zehn vor vier gewesen. Der Schnee hatte Ollie aufgehalten, aber was kann man dagegen tun, das war höhere Gewait, hatte er sich entschuldigt. Es schneite noch immer, und die Flocken prasselten

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