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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troll Trollson
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an und trug Kleidung aus der Kommode und dem Schrank zum aufgeklappten Koffer auf dem Bett.
    Ein brauner Anzug, ein kanariengelbes Hemd mit weißem Kragen, eine frische Jockey-Unterhose, braune Socken und eine braune Seidenkrawatte lagen akkurat aufgereiht auf dem Bett. Palmer erklärte, er habe die Sachen zurechtgelegt, weil er an diesem Abend Essen und ins Theater gehen wolle. Er nannte den Titel des Stücks - von dem die Detectives noch nie gehört hatten - und erzählte, daß Norman Zimmer Logenplätze im Ferguson Theater hatte reservieren lassen. All das schilderte er mit seinem Cockneyakzent, der ihn klingen ließ wie die schlechte Karikatur eines Engländers.
    »Wem verdanke ich denn die Ehre dieses Besuchs?« fragte er.
    »Kennen Sie eine Frau namens Martha Coleridge?« stellte Brown die erste Frage.
    »Ich weiß, daß es sie gibt«, sagte Palmer, »aber ich kann nicht behaupten, das Vergnügen zu haben, sie persönlich zu kennen.«
    »Haben Sie in letzter Zeit einen Brief von ihr erhalten?«
    »Oh, das habe ich tatsächlich.«
    »Dem ein Theaterstück mit dem Titel Mein Zimmer und die Kopie eines Premierenprogramms beigelegt waren?«
    »Ja. Das auch. Richtig.«
    »Was haben Sie von alledem gehalten?« fragte Carella.
    »Ich kann nicht behaupten, daß ich das Stück gelesen habe. Aber den Brief hielt ich für recht interessant.«
    »Und was haben Sie unternommen?«
    Palmer trug gerade fünf oder sechs zusammengefaltete Oberhemden von der Kommode zum Bett. Er blieb stehen und schaute über das Bett hinweg zu den Detectives. »Was ich unternommen habe?« sagte er. »Sollte ich deswegen irgend etwas unternehmen?«
    »Kam der Brief Ihnen nicht wie eine Drohung vor?«
    »Eigentlich nicht. Ich hielt sie für eine bemitleidenswerte alte Dame«, sagte Palmer und packte die Oberhemden in den Koffer.
    »Sie fanden die Situation überhaupt nicht bedrohlich, hm?«
    »Hätte ich sie bedrohlich finden sollen?« stellte Palmer eine Gegenfrage und schaffte es, überrascht und amüsiert und gleichzeitig herausfordernd dreinzuschauen wie ein Kind, das Oma und Opa gefallen möchte. Er öffnete weit die blauen Augen, und der Mund verzog sich zu einem koboldhaften kleinen Lächeln. Erneut hatte Carella das Gefühl, als imitierte er jemanden, vielleicht einen Komiker, den er auf irgendeiner Bühne gesehen hatte, oder einen Schauspieler in einer Filmkomödie. Vielleicht war er aber auch nur dämlich.
    »Haben Sie sie angerufen oder so?« fragte Brown.
    »Lieber Himmel, nein!« sagte Palmer.
    »Sie glaubten wohl nicht, daß das Ganze einen Anruf lohnte, oder?«
    »Ganz sicher nicht.«
    »Haben Sie mit Cynthia Keating oder mit Felicia Carr darüber gesprochen?«
    »Nein. Das habe ich nicht.«
    »Haben Sie die Angelegenheit gegenüber Mr. Zimmer erwähnt? Oder seiner Partnerin?«
    »Vielleicht, ja.«
    »Wann war das?«
    »Daß ich es erwähnt habe? Während der Party, könnte ich mir denken.«
    »Sie haben aber keinen der beiden vor der Party deswegen angerufen, oder?«
    »Nein. Hätte ich das denn tun sollen?«
    »Nein, aber warum haben Sie es nicht getan?«
    »Nun, mal überlegen. Der Umschlag kam über Mr. Zimmers Büro zu mir. Daher nahm ich an, daß er längst darüber Bescheid wußte. In diesem Fall bestand keine Notwendigkeit, ihn anzurufen, oder doch?«
    Erneut dieses koboldhafte Grinsen, dieses beleidigte Heben der Augenbrauen, das besagte: Also wirklich, es geht doch hier um ziemlich einfache Dinge. Warum regen wir uns darüber auf?
    Brown hätte ihm am liebsten eins aufs Auge gegeben.
    »Hatten Sie nicht das Gefühl, daß die Frau eine Gefahr für die Produktion des Musicals war?«
    »Natürlich hatte ich das.«
    »Und für einen möglichen Geldsegen?«
    »Natürlich!« sagte Palmer. »Aber Sie wollte hunderttausend Dollar von jedem von uns! Hunderttausend! Genauso hätte sie auch gleich hundert Millionen verlangen können. Ich hätte ihr keinen der beiden Beträge geben können, verstehen Sie? Wissen Sie, wieviel ich im Postzimmer von Martins und Grenville verdiene? Siebentausend Pfund im Jahr. Das ist unendlich viel weniger als hunderttausend Dollar.«
    Erneut die gerunzelten Augenbrauen. Die großen blauen Augen. Das verschlagene Grinsen. Brown rechnete nach. Er schätzte, daß siebentausend Pfund etwa fünfzehntausend Dollar im Jahr entsprachen.
    »Also haben Sie es einfach fallenlassen«, sagte er.
    »Ich habe es einfach …« Ein Achselzucken. »Fallenlassen, ja. So wie Sie sagen.« Ein Schürzen der Lippen. »Ich

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