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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Aber stellte er tatsächlich eine Gefahr dar? Da konnten sie sich nicht ganz sicher sein. Trotz des Mists, den er auf dem Rettungsboot abgezogen hatte – jetzt behauptete er, es sei ein vorübergehender Anflug von Wahnsinn gewesen, ein hysterischer Anfall oder so etwas –, konnten sie nicht sicher sein. Fabrini gefiel das alles nicht, aber Cook erklärte ihm, dass Saks ihnen sehr wahrscheinlich nichts tun würde. Denn eines wusste er mit ziemlicher Gewissheit über Saks: dass dieser große Angst davor hatte, allein zu sein.
    »Crycek scheint allmählich den Bezug zur Realität wiederzufinden«, sagte Cook. »Da will ich ihn nicht mit dem Quatsch aus dem Logbuch beunruhigen. Könnte alles ausgemachter Blödsinn sein, auch wenn ich das bezweifle.«
    Fabrini nickte. »Was Forbes da geschrieben hat – du glaubst, dass es stimmt?«
    »Ja«, sagte Cook. »Das glaube ich.«
    Angesichts der Tatsache, dass Cook jetzt mehr oder weniger den Anführer mimte – eine Idee, die ihn nach wie vor nicht sonderlich begeisterte –, fragte er sich, ob so ein Eingeständnis eine gute Idee war. Das Anführerhandbuch hätte sicherlich davon abgeraten. Wenn man die Verantwortung trug, musste man sich um die Moral seiner Leute Gedanken machen. Aber Cook schaffte es nicht, in dieser Hinsicht zu lügen. Vor allem nicht Fabrini gegenüber, der das Logbuch ebenfalls gelesen hatte und dabei gewesen war, als Forbes’ toter Geist ihn berührte – oder wie man es sonst nennen wollte. Impression. Kontemplation. Was auch immer.
    »Und was bedeutet das jetzt für uns?«, fragte Fabrini sehr ruhig.
    »Wenn ich das nur wüsste.« Cook saß auf seiner Koje und starrte seine Knie an. »Wir werden wohl akzeptieren müssen, dass wir an einem grauenvollen Ort gestrandet sind und es hier grauenvolle Dinge gibt.«
    Oh Mann, baute man so die Moral auf?
    »Ich habe darüber nachgedacht, was Forbes über dieses andere Schiff geschrieben hat«, sagte Fabrini. »Und ich glaube, dass es hier noch viel mehr Schiffe geben muss. Ich meine ... du hast doch genauso wie ich diesen ganzen Blödsinn über das Bermudadreieck gehört. Wenn auch nur die Hälfte davon stimmt, muss das hier ein Friedhof voll verlorener Schiffe sein.«
    »Und Flugzeuge.«
    »Genau. Nachdem wir ein paar Tage unsere Gedanken sortiert haben, sollten wir mal überlegen, ob wir uns nicht noch ein bisschen weiter umsehen. Wer weiß, was wir finden.«
    Ja, dachte Cook, man weiß nie, was man so findet. Oder was einen findet.
    Aber Fabrinis Vorschlag hatte etwas für sich. Die Cyclops war nur eins von Hunderten, wenn nicht Tausenden Schiffen. Seit es Schiffe und Flugzeuge gab, waren immer wieder welche in dieser Todeszone verschwunden. Und zweifellos blieb die Mara Corday nicht das letzte. Es gab dort draußen vermutlich andere Schiffe und Boote, und selbst wenn sich keine Menschen auf ihnen befanden, so doch Nahrung und Wasser, Treibstoff, Waffen ...
    »Mir gefällt deine Art zu denken, Fabrini«, nickte Cook. »Wenn es hier noch andere Schiffe gibt, stoßen wir womöglich auf Vorräte, und dann sieht alles gar nicht mehr so finster aus.«
    Und es war nicht nur Fabrinis plötzlich erwachter Pioniergeist, der ihn erfreute und ermutigte, sondern auch seine positive Einstellung. Er hatte Angst gehabt, wusste Cook. Entsetzliche Angst – aber die hatten sie alle gehabt und hatten sie nach wie vor. Aber er war daraus mit einer erfrischend pragmatischen Geisteshaltung hervorgegangen. Das konnten sie gut gebrauchen. Denn an einem Ort wie diesem vernichteten einen die eigenen Gedanken oft genauso schnell wie das, was draußen im Nebel lauerte.
    Fabrini schwieg einen Moment, dann sagte er: »Erzähl mir, was dir durch den Kopf geht, Cook. Und mach dir keine Sorgen, dass du mir die Petersilie verhagelst – die ist sowieso schon im Eimer.«
    »Wer sagt, dass mir was durch den Kopf geht?«
    »Das braucht mir niemand zu sagen.«
    Cook nickte. »Na gut. Das alles hier ist schon schlimm genug, aber es gibt noch ein kleines Sahnehäubchen oben drauf.« Er stand auf, ging zum Bullauge und schaute hinaus in den Nebel und den Seetang. »Du hast gelesen, was Forbes geschrieben hat. Über diese weiße gallertartige Masse im Inneren der Toten und dass sie Klumpen davon noch an anderen Stellen fanden ... wie hat er es formuliert? Es hatte so ein komisches Leuchten? Dass der Arzt sich die Hände verbrannte, als er es berührte? Dass die Brandwunden der Leichen wie Radiumverbrennungen aussahen? Verstehst du, worauf ich

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