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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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angerichtet, als drei der vier Stabilisierungsbögen aufzuschlitzen – der vierte stand da wie ein Fragezeichen, weil er das Gewicht der anderen drei tragen musste –, aber der Stachelschwanz hatte die Backbordseite getroffen, deren Luftkammern sich langsam entleerten.
    George hielt sich den blutüberströmten Arm. »Alles okay«, sagte er. »Ich bin okay.«
    Und verglichen mit Soltz war er das auch.
    Die Klauen der Kreatur hatten dem anderen Gesicht, Schultern und Bauch aufgerissen. Er blutete stark, wies schwere Verbrennungen auf. Und sein linkes Auge, über das die Zunge geleckt hatte – blutrot und angeschwollen wie ein Golfball sonderte es eine gallige gelbe Flüssigkeit ab.
    Und als ob das alles noch nicht schlimm genug war, bekam er auch noch einen Krampfanfall.
    8
    Eigentlich stammte der Einfall von Fabrini, aber Cook stimmte ihm zu. Crycek erklärte ihnen, dass sie damit den Tod einluden, und Menhaus meinte, es wäre so, als wohnten sie in einem Sarg. Saks fand es amüsant und versprach Fabrini, wenn er ihn losmachte, überließe er ihm sogar seine Schwester.
    Also gingen die fünf an Bord der Cyclops und begaben sich nach achtern zum dortigen Deckhaus und den daruntergelegenen Kabinen – den Mannschaftsquartieren, wie Saks ihnen erklärte. Einfach, spartanisch, effektiv. Sie wählten zwei der Kabinen aus und reinigten sie oberflächlich, indem sie den Staub entfernten und die Bullaugen öffneten, um zu lüften. Die Matratzen und Kissen der Kojen waren schimmelig und verrottet, also schleppten sie diese hinaus und warfen sie in die Gänge. Danach erinnerten die Kabinen zwar nicht gerade an das Holiday Inn, wirkten aber immerhin bewohnbar.
    Weder Cook noch Fabrini waren besonders begeistert davon, Saks die Fesseln abzunehmen, aber früher oder später hätten sie es ohnehin machen müssen.
    »Ich werde euch sogar einen Gefallen tun«, grinste Saks. Er deutete mit dem Daumen auf Crycek. »Ich ziehe mit dem Bekloppten zusammen, dann könnt ihr Mädels euch in aller Ruhe gegenseitig abschlabbern.«
    Fabrini starrte ihn kalt an. »Fängst du wieder mit dieser Scheiße an, Saks?«
    Aber Saks grinste nur, breit, gemein und voll heimlicher Freude. Und man konnte lesen, was in seinen Augen stand, was in seinem Kopf tanzte: eine offene Rechnung. Er hatte mit Fabrini noch eine Rechnung offen. Und wenn er erneut Zeit für ein Tänzchen fand, dann nicht in der Enge des Rettungsboots.
    Menhaus, der jetzt, wo sie endlich aus dem Wasser heraus waren, wieder etwas Farbe im Gesicht hatte, sagte: »Ich teile mir mit den beiden die Kabine, damit es keinen Ärger gibt.« Ein grimmiger Unterton lag in seiner Stimme. »Es wird keinen Ärger geben.«
    Saks fand das lustig. »Nicht von mir, nicht von mir. Aber du solltest vielleicht ein Auge auf Crycek werfen.«
    »Oh«, meinte Cook, »Crycek steht mit beiden Beinen wieder fest auf dem Boden, denke ich.«
    »Mehr oder weniger«, bestätigte Crycek.
    Im Grunde gefiel keinem von ihnen die unheilvolle Atmosphäre dieses Schiffs, aber sie stimmten alle überein: Es war um Längen besser als das Rettungsboot. Zumindest konnten sie sich hier bewegen. Hier konnten sie ihre Beine ausstrecken und sich gegenseitig aus dem Weg gehen. Und wenn etwas sie verfolgte, hatten sie wenigstens Platz, um zu kämpfen und auszuweichen. Unter den gegebenen Umständen schon eine gewaltige Verbesserung.
    Später, nachdem sie ihr Abendessen, das aus Crackern und Käse bestand, mit lauwarmem Wasser heruntergespült hatten und Cook Glukosetabletten austeilte, wie es im Überlebenshandbuch stand, hockten Fabrini und Cook in ihrer Kabine und unterhielten sich. Selbst bei geöffnetem Bullauge blieb die Luft noch feucht und klamm. Nicht unbedingt kalt, aber schwer und schal.
    »Ich möchte nicht, dass die anderen vom Logbuch erfahren«, sagte Cook. Er wusste, dass Saks oben an Deck war und Crycek das Schiff nach Dingen durchstöberte – was das für Dinge waren, hatte er allerdings nicht verraten. »Es wäre nicht gut für sie.«
    Fabrini lachte leise. »Glaubst du, dass Saks damit auch nur das geringste Problem hätte? Vergiss es. Es würde ihn nicht mal die Bohne stören, an Bord eines Geisterschiffs zu gehen – solange er genug Gelegenheiten hätte, Pläne und Intrigen zu schmieden.«
    »Was er wahrscheinlich in diesem Moment gerade tut.«
    Da waren sie sich einig. Es gab bestimmte Dinge im Leben, auf die man sich verlassen konnte, und dass Saks ein mieser, hinterhältiger Dreckskerl war, gehörte dazu.

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