DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
hinauswill?«
Aber Fabrini schüttelte nur den Kopf. »Cook, ich habe in der Zehnten die Schule geschmissen. Du musst es für mich buchstabieren.«
Cook grinste, aber nur kurz. »Radioaktivität«, sagte er.
»Scheiße.«
»Ja. Diese Verbrennungen, und dass die Besatzung krank wurde, nachdem sie auf die Korsund zurückkehrten ... das klingt doch nach Radioaktivität, oder? Strahlenkrankheit. Forbes dürfte damals, 1918, nichts über Radioaktivität gewusst haben, und dieser Dr. Asper wusste wahrscheinlich kaum mehr, aber es passt alles zusammen, findest du nicht?«
Fabrini war blass geworden. »Dieses Etwas , von dem Forbes geredet hat – er dachte, es hätte die Besatzung der Korsund erwischt und seine eigene Crew hier auf diesem Kahn ... Scheiße, glaubst du, das Schiff ist immer noch voll davon? Nachher leuchten wir auch schon im Dunkeln!«
»Wenn wir Strahlung ausgesetzt wurden, ist es eh zu spät«, meinte Cook. »Dann dürften wir längst kontaminiert sein – aber vergiss nicht, ich spekuliere hier nur, mehr nicht. Außerdem hält nicht jede radioaktive Strahlung so lange an wie die einer Atombombe. Ich hab mal gelesen, dass die meisten radioaktiven Stoffe eine Halbwertszeit – also eine Zerfallszeit – von Tagen oder Wochen besitzen. Also denke ich, dass wir nach fast 90 Jahren sicher sein müssten.«
»Bis es zurückkommt.«
»Ja.«
Cook wusste, dass er sich mit seinen Spekulationen auf dünnes Eis begab. Aber es erschien ihm durchaus plausibel, dass zu den natürlichen Eigenschaften dieses Wesens – womit auch immer sie es zu tun hatten – die Radioaktivität gehörte, genau wie das Ausatmen von Kohlendioxid untrennbar zum Menschen gehörte. Vielleicht ging es auch gar nicht um Radioaktivität, wie sie sie kannten, sondern um etwas, das dem sehr nahekam.
»Wenn es wirklich kommt, um uns zu holen«, grübelte Fabrini, »dann wünsche ich mir, dass es sich beeilt und unsere Gehirne röstet. Damit wir es hinter uns haben.«
»Wenn es überhaupt noch hier ist«, wandte Cook ein.
Fabrini schüttelte resigniert den Kopf. »Oh, es ist hier, ganz bestimmt. Crycek mag vielleicht verrückt sein – aber das heißt nicht, dass er unrecht hat.«
9
Sie taten für Soltz, was sie konnten, doch das war nicht viel.
Gosling, der einige Erfahrung mit Erster Hilfe hatte, verband seine Wunden und stoppte die Blutungen. Er gab ihm Schmerzmittel, wusch sein Auge mit einer sterilen Lösung aus und legte einen Verband an. Aber das war es auch schon. Mehr konnten sie nicht für ihn tun. Sie deckten ihn mit einer der wasserdichten Decken zu und hofften das Beste.
»Er wird es nicht schaffen, oder?«, fragte Cushing.
Gosling zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.«
Soltz war mittlerweile in eine Art Koma gefallen. Er stöhnte von Zeit zu Zeit und zitterte heftig. Er hatte Fieber und war schweißgebadet. Ein unangenehmer süßlicher Geruch, der George an verbrannte Hotdogs erinnerte, ging von ihm aus.
George betrachtete das Fledermauswesen.
Tot.
Es trieb nur noch auf dem Algenmeer, genau wie sie. Er wusste nicht genau, was es umgebracht hatte, er wusste nur, dass es ungefähr eine halbe Stunde nachdem es ins Wasser stürzte, verendet war. Der einzige Schaden, den sie ihm zugefügt hatten, waren die beiden zerschmetterten Antennen. Hatte das etwa schon gelangt? Konnte es an einem verletzten Sinnesapparat gestorben sein? George bezweifelte es. Cushing vermutete, dass es erstickt sei; dass es sich als Wasseratmer zu lange auf dem Trockenen aufgehalten habe. Einfach und simpel. Aber das erklärte nicht, warum dem Biest dieser gelbe Matsch aus dem Maul floss, als hätte es seine Innereien ausgekotzt.
George hielt einen zu hohen Druckunterschied für eine mögliche Erklärung.
Wie bei diesen Tiefseefischen, die manchmal in Schleppnetzen gefangen wurden und dann explodierten, weil der Umgebungsdruck zu niedrig für sie war.
»Ich weiß nicht«, meinte Cushing. »Das Mistvieh kam mir ziemlich munter vor. Tiefseebewohner sind normalerweise reichlich träge, wenn sie an die Oberfläche kommen – falls sie überhaupt noch leben.«
Da war etwas dran. Das Fledermausbiest hatte eine Weile hinter dem Floß in der Luft geschwebt. Wenn es kurz vor dem Ersticken stand, warum war es nicht einfach ins Wasser eingetaucht? Aus Neugier? Weil es nicht wusste, worum es sich bei diesem Floß und den rosafarbenen Kreaturen darin handelte, und es unbedingt eine Antwort finden wollte, selbst um den
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