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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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die Beine aus der Koje und setzte sich auf. Er wünschte sich, dass er oder es verschwand. Hau ab und kratz an Saks’ Tür. Geh woandershin.
    Tapp, tapp, tapp.
    Ja, und nun klang es auch gar nicht mehr wie harmloses Klopfen, sondern eher wie ungeduldig trommelnde Finger. Und wenn es Finger gab, musste es dort auch einen Menschen geben ... oder? Aber wer war um diese Zeit da draußen? Und wenn er hereinwollte, warum sagte er dann nicht einfach was?
    Ja, trommelnde Finger. Und der, dem sie gehörten, verschwand nicht, weil er wusste, dass Crycek hier drinnen lag, und weil er wusste, dass Crycek nicht schlief. Dass er das Klopfen an der Tür hörte. Komm doch raus zum Spielen. Komm raus, komm raus, wo immer du bist ...
    Crycek leckte sich über die Lippen, und seine Zunge fühlte sich dick und unbeholfen an. »Cook«, flüsterte er. »Cook ...«
    Aber Cook schlief fest, und so sollte es auch sein, wie Crycek wusste. Denn das, was da draußen wartete, wollte es so und nicht anders. Was hinter der Tür wartete, war wegen ihm und ihm allein gekommen. Und dieser Gedanke erfüllte ihn mit einer dumpfen, weißen Stille. Das Entsetzen in ihm zitterte so extrem, so tief und allumfassend, dass er sich die Pulsadern aufgeschlitzt hätte, wenn eine Rasierklinge zur Hand gewesen wäre.
    Er dachte: Ich werde mich wieder schlafen legen, denn wahrscheinlich bin ich gar nicht wach.
    Und draußen vor der Tür tappten und trommelten die Finger weiter. Sie wurden langsam ungeduldig. Denn aus irgendeinem Grund – und Crycek hatte nicht die Spur einer Ahnung, wie der aussehen mochte – konnte der oder das da draußen nicht so ohne Weiteres eintreten, sondern musste eingeladen werden. Wie einen Vampir, der am Fensterrahmen oder an der Tür kratzte, musste man es hereinbitten. Aber warum? Crycek wusste es nicht, wahrscheinlich gehörte es bloß zu den üblichen Gepflogenheiten dieses ganz speziellen Ablegers des Wahnsinns.
    Crycek stand auf und schaute einen Moment auf Fabrini hinab, aber Fabrini war in einen tiefen, fast schon narkotischen Schlummer gesunken, aus dem es kein Erwachen gab. Cook lag da wie auf einer Betonplatte und hatte sich von der Welt verabschiedet.
    Crycek ging zur Tür.
    Er blieb einen knappen Meter davor stehen und ballte die Hände zu Fäusten, damit sie nicht ungewollt nach oben griffen und den Riegel zurückschoben, um dieses flüsternde Gewirr kriechender Schatten hereinzulassen. Denn der Drang, die Tür zu öffnen, war da. Dieses irre, selbstmörderische Verlangen, das das Säugetier Mensch manchmal verspürt, sich selbst vollständig zu vernichten, nur um des morbiden Nervenkitzels willen. Etwa eine Waffe in der Hand zu halten und darauf zu warten, den kalten Stahl der Mündung an seiner Schläfe zu spüren, oder sich zu überlegen, wie es sich anfühlen mag, im zehnten Stock aus dem Fenster zu springen. Der Drang existierte. Und in Zeiten großer Belastung oder Verwirrung wurde er aktiv, wollte sich behaupten. Solch eine Zeit schien jetzt für Crycek gekommen zu sein. Seine Fingerspitzen kribbelten und wollten den Riegel berühren und fühlen. Wollten wissen. Ebenso wie seine Ohren das Quietschen des Riegels hören und seine Augen diese grinsende Abscheulichkeit auf der anderen Seite sehen wollten, nur eine einzige bebende Sekunde lang, bevor sein Geist unter dem blanken Horror dieses Anblicks zerplatzte ...
    »Was zur Hölle machst du denn, Crycek?«, wollte eine Stimme von der anderen Seite der Tür wissen. »Warum stehst du nur da, du verdammter Idiot? Warum öffnen deine Hände nicht die Tür und lassen mich herein?«
    Diese Stimme ... vermutlich war sie nicht real, vermutlich hallte sie nur durch die stillen Korridore seines Gehirns ... menschlich, oder zumindest beinahe menschlich. Aber merkwürdig. Als spräche sie mit einem Mund voll nassem Sand. Doch Crycek erkannte die Stimme: Morse. Captain Morse. Der Skipper der Mara Corday und Cryceks Boss.
    Er wollte herein. Er klang wütend und verzweifelt.
    Aber war es wirklich Morse? Eventuell hatte Morse überlebt, eventuell auch nicht. Eventuell war es nur seine Stimme, ohne einen Körper, der sie begleitete.
    »Crycek? Crycek, was in Gottes Namen denkst du dir dabei?«, fragte Morse mit dieser schweren, undeutlichen Stimme. »Weißt du denn nicht, was ich durchgemacht habe? Verloren in der Dunkelheit, wo es nichts zu berühren und nichts zu fühlen gibt? Öffne die Tür, Junge. Öffne sie sofort. Das ist ein gottverdammter Befehl ...«
    Crycek spürte, wie

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