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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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dass man sie alle im seichten Ende des Genpools gezeugt hatte – und in Fabrinis Fall an dem Ende mit den Rüschenvorhängen und eingeölten, braun gebrannten Strandbubis, die sich gegenseitig den Rücken massierten und Bonbons aus dem Mund lutschten.
    Wie in einer beschissenen Reality-Show.
    Cook behauptete natürlich, der Anführer zu sein. Aber, dachte sich Saks, Elton John behauptet ja auch, ein Mann zu sein.
    Und wen führte er als Anführer eigentlich an?
    Das war die eigentliche Frage. Denn sein Team hatte keine Chancen, in irgendeiner Top-Ten-Liste aufzutauchen. Crycek war verrückt, Menhaus ein gottverdammtes Muttersöhnchen. Und Fabrini? Scheiße, Saks hatte ja schon einige Schwuchteln gesehen, aber Fabrini war die Königin der Tunten. Und dann dieser Neue, Slim Klapsmühle, der mehr Knicke im Seil hatte als ein Kreuzknoten.
    Und dann gab es da natürlich noch Cook selbst, der wie ein Musterbeispiel für Inzucht mitten auf seinem kleinen Haufen hockte wie ein Zirkusaffe, der mit seiner eigenen Scheiße spielte.
    Letztlich lief doch alles darauf hinaus, dass jeder Mann für sich allein stand, und in einer Situation wie dieser, in der es ums Überleben ging, bedeutete das den Tod am Spieß. Als Saks in Norfolk diese tauben Nüsse für den Job ausgewählt hatte, hätte er im Traum nicht gedacht, dass sie sich als solche gottverdammt nutzlosen, stinkenden Kanalratten herausstellten. Die größte Ansammlung von Warmduschern seit dem Comeback der Village People.
    Über die konnte er doch nur lachen.
    Über alles.
    Und die hielten ihn für verrückt.
    Sie dachten, von ihm gehe die wahre Gefahr aus. Ausgerechnet. Saks wusste, dass er ihre einzige Chance war. Ihre einzige Hoffnung, den Aufenthalt hier zu überleben. Denn so wie es aussah, waren sie alle tote Männer auf der Suche nach einem Grab. Cook besaß absolut keine Führungsqualitäten. Genau wie die anderen. Mit der Zeit – und davon hatten sie ja nun wirklich genug, nicht wahr? – flog ihnen das alles hier um die Ohren, solange Cook das Sagen hatte. Er gehörte zu der Sorte, die ganz gut zum Schuheputzen und Kloschrubben zu gebrauchen waren, aber man wollte ihn nicht am Ruder haben. No, Sir.
    Wenn Cook auch nur den rudimentären Grips besessen hätte, den Gott dem Pimmel eines Hundes verliehen hatte, würde er sie organisieren und Pläne aufstellen, sich um Waffen für sie alle kümmern. Denn Saks mochte ja nüchtern und pragmatisch sein, aber eins wusste er ganz sicher: Sie waren nicht allein auf dem Schiff. Etwas war hier bei ihnen. Definitiv nicht nur ein weiterer Bekloppter wie Slim Klapsmühle, sondern etwas anderes, etwas Gefährliches.
    Etwas Böses.
    So wie Saks die Sache sah, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie ihn darum baten, wieder die Führung zu übernehmen. Er fragte sich nur, wie viele von ihnen dann noch lebten.
    16
    Crycek erwachte von einem kratzenden Geräusch.
    Sofort dachte er an Ratten. An große Ratten. Denn was er da an der Tür hörte, war kein leises Geräusch, sondern ein lautes. Die Sorte Kratzen, die sich das Rückgrat hinaufschlich und dann im Kopf herumwühlte. Die Kabine lag im Düsteren, aber nicht ganz in der Dunkelheit. Cook und Fabrini schliefen. Alle schliefen. Außer Crycek und dem, was sich vor der Tür befand.
    Saks hatte gesagt, es gebe Ratten auf dem Schiff, und auch, dass das gut sei, denn wenn ihnen die Verpflegung ausging – und das tat sie irgendwann –, konnten sie sich von den Ratten ernähren. In einigen Teilen der Welt, sagte er, galten Ratten als Delikatesse. Aber als Crycek diesem Kratzen dort draußen lauschte, das wie billige Nägel auf rostigem Eisen klang, war er sich gar nicht mehr so sicher mit den Ratten.
    Du weißt besser als jeder andere, dass dieses Schiff nicht leer ist, flüsterte eine kalte Stimme in seinem Kopf. Etwas ist hier und lauscht und lauert und wartet. Nicht das andere aus dem Nebel, dieses Teufelswesen ... nein, das nicht. Das ist groß, gigantisch, kosmisch ... Dieses hier ist räumlich begrenzt. Was hier wartet, ist ... ist ... eher ein Echo, ein fühlendes, wahnsinniges Echo ... etwas, das sich verzweifelt nach Gesellschaft sehnt ...
    Jetzt gab es kein Kratzen an der Tür mehr.
    Sondern ein leises Klopfen. Ein leises, sanftes Klopfen wie in dem Text von Poe, den Crycek in der zehnten Klasse auswendig lernen musste. Tapp, tapp, tapp. Ja. Und wer war es, der dort klopfte an die Zimmertür? Crycek wollte es nicht wissen, ganz und gar nicht, aber er schwang

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