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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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weiß ich, Erster. Das wusste ich auch, bevor ich meine Seele vor dir ausgequetscht hab. Du bist eben so ein Kerl. Jeder an Bord der Mara hat das gewusst.«
    Gosling rang sich ein Lächeln ab, wie immer peinlich berührt von allem, was nach einem Lob klang. Er schluckte und fragte: »Was ist Pollard zugestoßen?«
    Aber Marx schüttelte nur den Kopf. »Weiß ich nicht genau. Wie ich dir schon erzählt habe: Als das Schiff unterging, habe ich eine Weile Wasser getreten – und dann kommt dieses Rettungsboot mit Chesbro an Bord. Auf Pollard sind wir erst gestoßen, als wir in den Seetang gerieten. Er hat was gesehen, so viel weiß ich – etwas, das ihm den Verstand geröstet hat. Aber er will nicht verraten, was es ist.«
    Gosling konnte es sich gut vorstellen. Er erinnerte sich, wie Pollard, kurz nachdem der Nebel die Mara Corday verschluckt hatte, völlig kopflos angerannt kam und schrie, dass etwas Burky – den Mann auf Wache – gepackt und in den Nebel gezogen habe. Schon zu diesem Zeitpunkt befand sich Pollard in keinem guten Zustand mehr ... aber was mochte er seitdem noch gesehen haben?
    »Ich hab versucht, den kleinen Scheißer dazu zu bringen, dass er auspackt«, meinte Marx. »Aber er will nur seine Mami, und ich bin nicht seine Scheißmami.«
    Gosling lachte. »Ich liebe dich wie einen Bruder, Chief, aber du bist nicht gerade besonders feinfühlig.«
    »Hab ich auch nie behauptet.«
    »Was Pollard braucht, ist jemand, mit dem man gut reden kann. Jemand, der ihm ein bisschen Mitgefühl entgegenbringt.«
    »Scheiße, dich etwa?«
    »Nein, nicht mich. Aber ich weiß schon jemanden.«
    Beide sahen George an, und George erwiderte ihren Blick und fragte sich, was um alles in der Welt er falsch gemacht hatte, dass die beiden raubeinigen Teerjacken ihn so anstarrten.
    Marx löste Pollard am Ruder ab, schimpfte ihn dafür aus, dass er sich so bekloppt und hosenscheißerisch verhielt, und sagte, dass er dem ersten Seeungeheuer, dem sie über den Weg ruderten, seinen zitternden Arsch vorwerfen wollte. Vorher würde er ihn erst noch ein bisschen einsalzen, damit er besser schmeckte.
    Gosling lächelte, als er George am Ruder ablöste.
    Marx. Der war schon eine Sorte für sich.
    21
    Saks hatte Menhaus und Makowski nicht verraten, wohin er mit Cook wollte. Er hatte gar nichts dazu gesagt, nur dass sie etwas Privates zu besprechen hätten. Aber Menhaus entging nicht, wie Saks aussah, als er zurückkam. Als sei er völlig verkrampft, als müsse er etwas ausscheißen, könnte aber nicht die richtige Öffnung finden.
    Danach saß Saks lange Zeit nur da, im flackernden orangefarbenen Kerzenlicht, spielte mit seinem Messer und hatte einen gefährlichen Blick in den Augen. Hin und wieder legte er den Kopf auf die Seite, als lauschte er auf etwas, das er eigentlich nicht hören wollte.
    »Ratten«, sagte er schließlich, »das Schiff ist voller Ratten.«
    »Ratten?«, fragte Menhaus.
    Saks nickte.
    Allmählich glaubte Menhaus, dass Saks »Ratten« als Codewort für alles verwendete, das er nicht genau benennen konnte oder wollte. Eine Metapher für alles Unerklärliche an Bord der Cyclops .
    »Habe ich dir jemals von den Ratten in Vietnam erzählt, Menhaus? Verflucht, da gab’s Ratten. Millionen von den Mistviechern. So groß wie Katzen, manchmal noch größer. Sie standen auf unseren Müll. Kamen nachts ins Lager.«
    Saks machte einen missmutigen Eindruck, während er davon erzählte. Als sähe er sie vor seinem geistigen Auge herumrennen. Als könne er sie riechen und ihr Quieken hören.
    »Habt ihr sie vergiftet?«
    Aber Saks überhörte die Frage. »Ich war bei einem der Pionier-Bataillone. Wir bauten Landebahnen und Häfen und Straßen, zimmerten Lager an den gottverlassensten Stellen zusammen.« Er schüttelte den Kopf. »Meine erste Einstufung war Artilleriemaat. Und als die Wasserratten, die Jungs von der Flusspatrouille, ein paar üble Verluste erlitten und unter Sollstärke abrutschten, haben sie Leute von anderen Einheiten abgezogen, um die Flusstruppen zu verstärken. Also haben sie meinen Arsch vom Bulldozer geholt und mich ins Heck eines PBR-Patrouillenboots an eine Kaliber-50-Kanone gesetzt.
    Diesen Mist musste ich einen Monat lang machen, bis es die Verstärkung endlich ins Landesinnere schaffte. Sind die ganze Zeit in diesem stinkenden braunen Wasser im Delta rumgeschippert und haben kleine Dörfer in Grund und Boden gebombt. Kamen immer wieder unter Feuer und haben es auch erwidert. Mussten ständig die

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