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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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zusammen über Bord gegangen«, erzählte George. »Wir sind in unseren Schwimmwesten durch die Gegend getrieben, stundenlang, fast den ganzen Tag lang – also, was wir zu Hause einen Tag nennen würden – und dann sind wir, Gott sei Dank, auf das Floß gestoßen.«
    Er hoffte, damit einen Zugang zu Pollard zu finden, aber der sagte immer noch nichts. Er starrte nur hinaus in den Nebel, ab und an kniff er die Augen zusammen, als halte er misstrauisch nach etwas Ausschau.
    »Was auch immer du suchst«, sagte George, »da draußen wirst du’s nicht finden.«
    Das entlockte Pollard zumindest ein mageres Lächeln. Davon abgesehen schien sein Gesicht so tot wie Friedhofsmarmor. Seine Augen glichen hohlen, leeren Kugeln, die nicht mehr Emotionen zum Ausdruck bringen konnten als Einschusslöcher in Treibholz. Hin und wieder bebten seine Lippen, als gäbe es etwas, das er dringend sagen wollte – aber dabei blieb es.
    George nahm einen neuen Anlauf. »Was hoffst du in dieser Suppe zu sehen?«
    Pollard schwieg.
    Gott, was für ein Typ! In seinen Kopf zu kommen, glich dem Versuch, ein Schloss mit einer Haarbürste zu knacken.
    »Weißt du, warum ich hier bei dir sitze?«
    Pollard sah ihn an. »Weil sie dich geschickt haben.«
    »Du hast recht«, gab George zu. Vermutlich kam er hier mit der Wahrheit am weitesten. »Versteh mich nicht falsch, ich hätte mich wahrscheinlich auch so mit dir unterhalten ... aber, na ja, sie machen sich Sorgen um dich.«
    Das schien Pollard nicht weiter zu beeindrucken.
    Also sagte George: »Ich weiß, dass Marx dich geritten hat wie ein ... wie würde er es nennen? Wie eine verlauste Schindmähre? Wie ein Fünf-Dollar-Maultier?«
    Darüber musste Pollard fast lächeln.
    »Marx ist ein harter Bursche, das weiß ich«, fuhr George fort. »Gosling hat auch so seine Momente. Aber ich würde die beiden nicht vorschnell verurteilen oder als Arschlöcher abschreiben. Sie gehen mit dieser Situation so um, wie sie es am besten können, und das ist mit Härte. Schwäche bei sich selbst oder anderen lassen sie nicht zu. Gosling hat mir erzählt, dass du bei der Küstenwache gewesen bist. Du weißt ja selbst, wie es da so ist, der raue Umgangston bei den Küstis. Genau wie hier.«
    Pollard sah ihn an.
    »Doch, denk mal drüber nach. Marx ist ein harter Bursche; das erkennt man gleich, wenn man ihn nur ansieht. Sieht aus, als sollte er eigentlich mit den Hells Angels oder einer anderen Rockerbande unterwegs sein. Das ist keiner, dem ich freiwillig an die Karre pissen würde. Aber weißt du was? Weißt du, warum er so auf dir rumreitet? Weil er ’ne Scheißangst hat. Er hat genauso Angst wie du und ich. Er zeigt’s nur anders, das ist alles.«
    Pollard blinzelte. »Ich weiß.«
    Na, das war doch was. George schaffte es. Wenn er nach Hause kam – falls er nach Hause kam –, sollte er den Job im Baugewerbe an den Nagel hängen und Therapeut werden. George Ryan, der Therapeut im Blaumann. Der Dr. Phil der Arbeiterklasse. »Ich weiß, dass du es weißt. Aber weißt du auch, warum Marx sich so über dich aufregt?«
    »Weil er Angst hat?«
    George schüttelte den Kopf. »Zum Teil ... aber hauptsächlich, weil wir nur eine Handvoll sind. Und du, ich, Cushing und Chesbro – wir sind die Substanz ihres Kommandos, Marx’ und Goslings Kommandos. Sie brauchen uns genauso, wie wir sie brauchen. Sie haben ein paar Ideen, was wir hier unternehmen können, und ich glaube, es sind ganz gute Ideen, aber ohne uns sind sie am Arsch, und das wissen sie auch. Sie brauchen uns. Und der Gedanke, dass ihr Kommando, ihr Team um sie herum in Stücke bricht, nun, das reicht aus, um sie ein bisschen laut werden zu lassen. Verstehst du?«
    George ließ sich von seinen Worten mitreißen. Er wusste nicht mal, ob er selbst glaubte, was er da sagte, aber er wollte verdammt sein, wenn es nicht ziemlich überzeugend klang. Zumindest reichte es, um Pollard ein bisschen aufzutauen. Und das schien ihm schon einiges wert zu sein.
    Einige Sekunden schwieg Pollard, dann sagte er: »Ich suche nach ... ich halte Ausschau nach Mike.«
    »Mike?«
    Pollard nickte. »Mike Makowyz. Wir haben ihn ›Macky‹ genannt.« Bei der Erinnerung lächelte Pollard. »Macky. Er und ich und noch einer, wir teilten uns eine Kabine.«
    »Ist er mit dem Schiff untergegangen?«
    »Nein. Wir sind beide runtergekommen ... Mikes Arm war, glaube ich, gebrochen, aber sonst war er okay.«
    Pollard öffnete sich jetzt, wie eine Blume öffnete er seine Blüte und ließ das

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