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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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An dem kleinen Scheißer musste er ein Exempel statuieren. Dieser faule Apfel hatte schon Crycek auf komische Gedanken gebracht, und jetzt versuchte er es auch bei Menhaus.
    Saks wusste noch nicht, wie er es anstellen sollte, aber er plante ein eindrucksvolles Finale. Wer Fabrinis Ende miterlebte, durfte es nie wieder vergessen. Nicht in diesem Leben.
    Während er sich die wunden Stellen an Armen und Brust kratzte, schmiedete Saks einen Plan.
    13
    In der einen Minute gab es noch Leben, in der nächsten nur noch Tod.
    Man konnte sich mit Medikamenten, Desinfektionsmitteln und Heilverbänden gegen ihn zur Wehr setzen, aber damit schaffte man es lediglich, ihn in die Schatten zurückzudrängen. Und dort, in der feuchtkalten, trostlosen Dunkelheit, wuchs der Tod wie ein Tumor, streckte die Arme aus, packte zu und drückte, wurde zu etwas Riesigem, Hungrigem und Unvermeidbarem. Zu etwas, das Gift und Fieber atmete. Seine kalten Finger fühlten sich an wie Stahlklammern, sobald er einmal zugefasst hatte, und kein Mensch besaß die Kraft, sie wieder zu lösen. Man konnte es versuchen, aber der Tod packte dann nur noch fester zu. Er wusste, was ihm gehörte, und war entschlossen, es auch zu bekommen. Und er ruhte nicht, bis das Leben entkorkt und ausgegossen war und nur noch Dunkelheit zurückblieb – eine flüsternde Dunkelheit, die einen hinab- und hinab- und hinabzog ...
    Als Gosling starb, wickelten sie ihn in eine wasserdichte Plane und ließen Chesbro etwas aus der Bibel zitieren. Mehr konnten sie nicht für ihn tun. Elizabeth gelang es, ihre Tante Elsie aus der Geschichte herauszuhalten, und das schien auch gut so. Denn George nahm es sehr schwer. Als Gosling starb, fühlte er sich, als hätte man sein Inneres mit Heftzwecken und Glassplittern gefüllt. Wohin er sich auch drehte, es tat entsetzlich weh. Und hätte Tante Elsie ihn jetzt wegen seiner Pflichtvergessenheit als Kapitän des Schiffs gescholten, hätte er einen Teil dieser Schmerzen mit ihr geteilt, das wusste er. Ihre Lippen mit einigen gezielten Sätzen für immer versiegelt.
    Sie vollzogen die improvisierte Begräbnisfeier im Licht der Petroleumlampen an Deck. Eine düstere und verstörende Prozedur. Die Lampen flackerten, die Schatten tanzten, und der Nebel drängte heran wie Leichengas.
    Sie ließen Gosling in seinem mit Gewichten beschwerten Grabtuch über die Kante gleiten. Zuerst hielt er sich noch auf dem Algenteppich, und George fürchtete schon mit bangem Herzen, dass die Leiche niemals versank und ihm Tag für Tag vor Augen blieb ... Aber dann verschmolz sie langsam mit dem Tang, und die sterblichen Überreste von Paul Gosling, dem Ersten Offizier der Mara Corday, glitten in die Tiefen des toten Meeres hinab. Ein Teil von George versank mit ihnen.
    Als George zusah, wie der Leichnam verschwand, dachte er immer wieder: Wie eine Flaschenpost! Eine Flaschenpost ...
    14
    Als Cushing das Schiff sah, blieb ihm die Luft weg.
    Einen verrückten, wirren Moment lang hielt er es für ein Geisterschiff, das aus dem Tang auf sie zukam. Aber es bewegte sich nicht, lag tot und verlassen da, nur ein weiteres Wrack, gefangen in den Tangschlingen des Schiffsfriedhofs. Nebelbänder und -fäden stiegen von seinen Decks und Ladebäumen auf, als dünstete es bleiche Sumpfgase aus. Es war ein alter, hölzerner Ringnetzfischer mit einem schwarzen, ramponierten Rumpf und einem weißen Ruderhaus, vom Schimmel grau und schäbig. Das Schiff besaß einen scharf geschnittenen Bug, der aussah, als könnte er den Algenteppich wie eine Rasierklinge durchschneiden – aber darüber hinaus lag es einfach nur tot da.
    Vergessen.
    Verlassen.
    Cushing erspähte es im Nebel und erkannte sofort, dass Elizabeth nichts damit zu tun haben wollte. Die Art, wie sie erst das Schiff und dann ihn anschaute, verriet ihm, dass sie dieses Gefährt mied wie das Spukhaus nebenan. Und es sah tatsächlich so aus, als ob es darauf spukte. Es wirkte nicht einfach nur leer. Unbewohnt zwar, aber irgendwie besessen.
    Der Tag war endlich angebrochen – oder was man Tag nennen konnte auf diesem toten Meer –, und Cushing begleitete Elizabeth bei einer ihrer kleinen Expeditionen durch den Schiffsfriedhof. Sie hatte ihm die alte Schute gezeigt, auf der sie den kleinen Garten angelegt hatte, und die Frachter, die mehr frisches Wasser in ihren Tanks hatten, als man in einem ganzen Leben trinken konnte. Und nun dieses alte Fischerboot, ein 20-Meter-Schiff, das seit Jahren keine Menschenseele mehr betreten

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