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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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brauchte jemanden, der für ihn die Entscheidungen traf, der ihm sagte, was er denken und was er von allem halten sollte.
    So jemanden konnte man leicht führen.
    Im Moment schien Menhaus nicht ganz bei sich. Diese Schreie und Geräusche im Nebel hatten ihn aus dem Gleichgewicht gebracht.
    »Hör dir Fabrini an – was für eine gottverdammte Zeitverschwendung. Du hast Glück, dass ich bei euch bin. Kennst du ein paar gute Witze, damit ich nicht dauernd Fuckbrini zuhören muss, wie er um einen größeren Prügel betet?«
    Normalerweise konnte Menhaus einen nach dem anderen raushauen; er war ein unerschöpflicher Quell dreckiger Witze und versauter Anekdoten. Im Moment jedoch fiel ihm nichts ein. Er starrte in den Nebel und schien mit den Gedanken ganz woanders. »Äh ... lass mal nachdenken ... ich ... ah, ja – was haben ein Kondom und ein Sarg gemeinsam?«
    »Weiß nicht.«
    »In beiden liegt ein Steifer – der eine kommt, der andere geht.«
    Saks lachte, bis er husten musste. »Ich hab noch einen besseren. Was haben ein Papagei und Fabrini gemeinsam?«
    »Keine Ahnung.«
    »Beide haben eine beschissene Stange.«
    Menhaus kicherte, hörte aber gleich wieder auf.
    »Hör zu, Arschloch«, knurrte Fabrini, herausgerissen aus seiner Andacht. »Hör endlich auf mit dieser Scheiße. Ich warne dich, Fettarsch. Ich bin nicht in der Stimmung für so einen Mist.«
    »Oh je, tut mir leid«, höhnte Saks.
    »Er verarscht dich nur«, meinte Menhaus.
    Saks seufzte. »Es tut mir leid, Fabrini. Du weißt, ich würde nie etwas tun, um deine Gefühle zu verletzen. Dafür bedeutest du mir zu viel, Süßer.«
    »Fick dich selbst.«
    »Würde ich ja, aber das regt dich zu sehr auf.«
    Fabrini begann wieder zu beten.
    »He, Menhaus«, rief Saks. »Schon gehört, wie Fuckbrini sich ’ne Geschlechtskrankheit einfing? Er geht zum Arzt und der sagt ihm, ja, Mann, du hast ’n Tripper. ›Wissen Sie, wer Sie damit angesteckt hat?‹, will der Doc wissen. Fabrini sagt: ›Nee, ich hab sein Gesicht nie gesehen, er stand die ganze Zeit hinter mir.‹«
    Darüber musste Menhaus so laut lachen, dass er gar nicht mehr aufhören konnte. Er merkte, dass Fabrini ihn anstarrte, konnte sich aber beim besten Willen nicht zusammenreißen. Er lachte und lachte, aber dann hörte er schlagartig auf, weil er dachte, dass er wohl etwas zu viel lachte. Wahrscheinlich war es gar nicht so lustig. Wahrscheinlich, wahrscheinlich ...
    »Mein Gott, Saks, was ist hier überhaupt los? Ich glaube, ich verlier den Verstand. Wo sind wir hier?«
    »Er weiß es nicht, Menhaus«, sagte Fabrini mit Grauen in der Stimme. »Niemand weiß, wo wir sind. Dieser Ort – hierher kommen die ganzen Schiffe, die verschwinden. Manchmal treiben sie wieder raus, aber dann ist niemand mehr an Bord.«
    »Halt verdammt noch mal die Fresse, du Schwachkopf!«, schnauzte Saks ihn an. »Einen Scheißdreck weißt du. Dämlicher Vollidiot.«
    Aber Fabrini lachte nur. Und dieses Lachen klang bitter und gequält, voller Zynismus und mit einer Andeutung blanken Wahnsinns. »Du glaubst immer noch, dass wir auf der Erde sind, Saks? Glaubst du das? Na, dann probier’s noch mal, denn in Wahrheit sind wir in ein dunkles Loch irgendwo auf der anderen Seite der Hölle gesaugt worden, und kommen hier nie wieder raus!«
    »Scheiße«, flüsterte Menhaus. »Oh, Scheiße ...«
    »Hör nicht auf ihn, Menhaus. Lass dich nicht drauf ein. Das ist nämlich genau das, was er will. Er will, dass du dir auch in die Hosen machst, er will dich auf sein Niveau runterziehen.« Saks bemühte sich, selbstsicher, weltgewandt und mitfühlend zu klingen, so als stehe er über dem Ganzen. »Typen wie Fabrini haben keine Eier. Sie gehen durch ihr erbärmliches, jämmerliches Leben mit ihren mickrigen kleinen Schwänzen ...«
    »Geh und fick dich selbst, Saks, du gottverdammtes Arschloch«, spuckte Fabrini, wieder einmal vom Meister aus der Bahn geworfen.
    Menhaus’ Blick wanderte in der Düsternis vom einen zum anderen, während die beiden Beleidigungen austauschten und gegenseitig ihre Männlichkeit und ihre Mütter herunterputzten. Er fühlte sich wie ein Stück Altmetall, das zwischen zwei Magneten festhing. Und allmählich fragte er sich, wer von ihnen denn wohl der Durchgeknallteste war.
    »Meine Uhr zeigt kurz vor acht Uhr morgens an«, sagte Fabrini. »Wenn du so schlau bist, Saks, dann sag uns doch mal, warum die Sonne nicht aufgeht!«
    »Deine Uhr ist im Arsch«, log er. »Außerdem sieht man in dieser Waschküche

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