DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
große grüne Augen haben, die im Dunklen leuchten, dann ist das kein Floß gewesen.«
6
»He, Fabrini«, grinste Saks, »was ist der Unterschied zwischen deiner Mutter und einem Kühlschrank?«
»Fick dich selber«, grummelte Fabrini.
»Falsch. Der Unterschied ist, dass dein Würstchen nicht furzt, wenn du’s aus einem Kühlschrank ziehst.«
Menhaus kicherte. »Der ist gut, Saks. Den muss ich mir merken.«
»Ja, merk ihn dir, Schwachkopf.«
Aufgrund der Leuchtanzeige seiner Digitaluhr ging Saks davon aus, dass die Sonne ungefähr in einer Stunde aufgehen musste. Und dann vertrieb sie hoffentlich diesen Scheißnebel. Aber er hatte seine Zweifel. Er zweifelte momentan an vielem, aber das behielt er für sich. Diese beiden – Menhaus und Fabrini – waren Flaschen. Sie hatten beide eine Scheißangst, und Saks hatte die insgeheim auch. Aber er ließ sich das nicht anmerken. So wie er die Sache sah, trug er hier die Verantwortung und musste den beiden Bettnässern mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn er ihnen sagte, was er wirklich über all das hier dachte, nämlich dass es der tiefste Griff ins Klo war, den er je erlebt hatte, würden sich die beiden Pussys anpissen und nach ihren Mamis schreien.
Nein, einer musste hier zeigen, dass er Eier in der Hose hatte, und wie es aussah, fiel diese Rolle wohl ihm zu.
Was er tatsächlich über diesen Schlamassel dachte, war nichts Gutes. Denkbar, dass sie sich noch im Atlantik befanden, aber vermutlich hatte sie die dicke Suppe ganz woanders ausgekotzt. Es spielte im Endeffekt keine große Rolle. Wichtig war nur, wie sie damit klarkamen und es schafften, am Leben zu bleiben.
Fabrini war hierbei das größte Problem. Er laberte ständig Zeug, das Menhaus unruhig machte. Und das konnte Saks nicht zulassen. Er konnte ihn nicht über Seeungeheuer und ähnliche Scheiße quatschen lassen. Sicher, sie hatten alle diese Geräusche aus dem Nebel gehört, potenziell von Männern, die bei lebendigem Leibe aufgefressen wurden, aber wenn sie lebend aus diesem Mist rauskommen wollten, durften sie nicht über so was nachdenken.
Deshalb hackte Saks andauernd auf Fabrini herum – um ihn bei der Stange zu halten, ihn zu beschäftigen, damit er die Zeit nicht damit vergeudete, seine Autorität zu untergraben. Na ja, und weil er Fabrini nicht ausstehen konnte, ihn und seinen mediterranen Adoniskörper. Genau die Art von Typ, auf den die Frauen abfuhren. Die Art Typ, von der sich Saks möglicherweise instinktiv bedroht fühlte.
Fabrini murmelte etwas in sich hinein. Saks konnte ihn hören. Schnappte er über? Wenn das geschah, würde Saks seinen dämlichen Spaghettiarsch an die Fische verfüttern – oder was hier draußen sonst herumschwamm.
»Fabrini? Was zur Hölle machst du da? Flüsterst du Menhaus süße Liebesschwüre zu oder was?«
»Ich glaube, er betet«, sagte Menhaus.
»Betest du, Fabrini?«
»Was geht dich das an?«
»Ich denke«, begann Menhaus mit erstickter Stimme, »wir sollten ihn einfach in Ruhe lassen, Saks. Man sollte einen Mann nicht stören, wenn er ...«
»Yeah, hast vielleicht recht, Menhaus. Ich will auf keinen Fall Johannes den verfickten Täufer bei seiner täglichen Andacht stören.«
Fabrini murmelte weiter. Er bemühte sich verbissen, Saks und den Rest der Welt zu ignorieren. Nicht dass Saks es darauf beruhen lassen würde.
»Vielleicht sollten wir auch beten, Menhaus. Was meinst du?«
»Ist nicht so mein Ding.«
»Ach, komm schon. Du und ich und die Hackfresse hier könnten ein bisschen Händchen halten und zu Gott beten und ein paar Ave Maria grölen und uns anschließend gegenseitig einen runterholen.« Er lachte flach. »He, wie klingt das, Fuckbrini? Lass uns auf diese Kiste raufkraxeln und einen Rudelbums veranstalten.«
Fabrini betete weiter, die Augen fest zugepresst, die Ohren gegen die ständigen Beleidigungen abgeschottet. Er hatte zuletzt als kleiner Junge gebetet. Gott und Religion betrachtete er schon seit langer Zeit als Blödsinn und Sedativum für die Massen. Aber wie jeder Mensch in einer Krisensituation wollte er nichts unversucht lassen.
Saks behielt Menhaus aufmerksam im Auge. Die beiden Trottel hatten nach den Schreien im Nebel angefangen, ziemlich durchzudrehen, Menhaus noch mehr als Fabrini, denn Fabrini hatte wenigstens ein bisschen Mumm, und Menhaus war einer, der Führung brauchte. Der Typ, der einen brauchte, der seinen Pimmel für ihn festhielt, der ihm zeigte, wohin er pissen und was er abwischen musste. Er
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