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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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die Sonne sowieso nicht.«
    Fabrini lachte. »Ach, wirklich? Warum gibst du’s nicht zu, Saks? Hier geht die Sonne nicht auf! Hier ist es immer dunkel und neblig, und da draußen in diesem gottverdammten Nebel lauern Viecher, die einen bei lebendigem Leibe auffressen ...«
    Menhaus versuchte, nicht zuzuhören, aber die Worte hallten durch seinen Kopf und machten sämtliche Bemühungen zunichte. »Sie wird aufgehen ... die Sonne muss doch aufgehen, oder, Saks?«
    »Sicher. Natürlich wird sie das. Sobald sie diesen Nebel vertrieben hat, werden wir auch sehen können, wo wir sind. Und die anderen können uns dann auch sehen.«
    Fabrini stieß wieder dieses zynische Lachen aus. »Genau. Und das, was das andere Boot erwischt hat, sieht uns auch ...«
    7
    Es ließ sich nicht leugnen, dass niemand wusste, wo sie sich befanden.
    Sie machten sich ihre Gedanken und spekulierten und tauschten maritime Horrorgeschichten aus, aber keiner von ihnen ahnte auch nur ansatzweise, in was für einer ernsten Lage sie steckten und wie weit sie wirklich von zu Hause entfernt waren.
    Und doch gaben sie die Hoffnung nicht auf. Jeder Einzelne von ihnen hatte seine ganz eigene Vision von einem strahlenden Schiff, das sie zurück in die Zivilisation brachte. Man würde ihnen trockene Kleidung geben. Betten. Dampfenden Kaffee und eiskaltes Wasser. Üppig gedeckte Tische mit Eiern und Pfannkuchen, Schinken und Speck, Brot und Obst, Steaks und Kartoffeln, Kuchen und Gebäck.
    Sie hofften darauf, aber eigentlich rechnete keiner von ihnen damit, dass es wirklich geschah.
    Sie rechneten mit Qualen und Tod. Sie rechneten mit Durst und Ertrinken. Sie rechneten mit Hunger. Sie rechneten mit Leid in allen Formen und Farben und, ja, sie rechneten damit, dass Schemen aus dem Nebel kamen. Schemen, die lebten und atmeten und aus Albträumen, Kellern und anderen finsteren Orten hervorkrochen.
    Und was das anging, behielten sie recht.
    8
    Cook musste eingeschlafen sein, denn als Nächstes bekam er mit, wie Crycek in den Vorratsfächern des Rettungsboots herumwühlte. Er hörte ihn leise fluchen, und dann schwankte der Kahn leicht, als er aufstand und rief: »Hier! Hier! Großer Gott, hier sind wir!«
    Er hob etwas über seinen Kopf, etwas Zylinderförmiges, dann gab es ein gedämpftes Ploppen, und über ihnen, in diesem wirbelnden Strudel aus Nebel, blitzte ein Licht in einem Schauer aus roten Funken auf. Es trieb durch den Nebel und erschuf unstete Schatten und flackernde Bänder aus rot-orangenem Licht. In dieser gespenstischen, stroboskopischen Beleuchtung konnte man erkennen, wie dicht der Nebel wirklich war. Dass er aus wabernden, übereinandergeschobenen Schichten bestand. Wie Decken aus rauchigem Äther.
    »Was ist?«, fragte Cook und sprang auf. »Ein Flugzeug? Hast du ein Flugzeug oder ein Schiff gesehen?«
    Crycek beobachtete nur, wie das Licht davonschwebte und langsam im Nebelsumpf versank. Sein Gesicht wurde von den schwächer werdenden roten Blitzen erhellt, die sich langsam gelb verfärbten.
    »Was hast du gesehen?«, bohrte Cook.
    Seufzend ließ Crycek sich zurück auf die Bank sinken. »Ich ... ich bin nicht sicher. Ein Licht, hoch oben, ein Licht, das über uns hinweggezogen ist.«
    Cook leckte sich über die Lippen. Sie fühlten sich mit einem Mal sehr trocken an. Wie Kreide. »Ein Licht? Was für ein Licht? Wie ein Scheinwerfer?«
    Aber Crycek schüttelte den Kopf und sagte, so ein Licht sei es nicht gewesen. Eher ein seltsames bläuliches Flirren, eine leuchtende Kugel aus blauem Licht. Und er habe auch keine Motorengeräusche gehört. Nichts. Nur das Licht. Das Licht.
    Cook gefiel das gar nicht, auch wenn er nicht genau sagen konnte, warum. Er wusste nur, dass es ihn beunruhigte. Ein blaues Leuchten, aber keine Motorengeräusche? Also kein Hubschrauber oder Flugzeug, denn das hätten sie in dieser Friedhofsstille auf jeden Fall wahrgenommen. Aber wenn es kein Fluggerät war – was dann? Das setzte ihm zu, kroch in seine Eingeweide und versetzte ihm einen scharfen Stich in den Darm, der sich am liebsten auf der Stelle entleert hätte.
    Etwas fliegt dort oben ... etwas Leuchtendes ... etwas, das keine Geräusche verursacht.
    »Es ist weg«, stellte Crycek fest und klang dabei, als wollte er jeden Moment in Tränen ausbrechen. »Es ist weg und wir sind noch hier, immer noch in diesem beschissenen Nebel.«
    Cook wollte ihm Mut zusprechen – aber womit hätte er ihm Mut machen können? Er hatte ja recht: Sie steckten noch immer in diesem

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