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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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beschissenen Nebel fest.
    Aber wenigstens, dachte er, haben die uns noch nicht gesehen.
    Wieder war er sich nicht ganz sicher, warum er so etwas dachte, warum er der hartnäckig klopfenden Paranoia die Tür öffnete. Aber hier, in dieser Welt aus Nebel und Gestank und eklig dampfendem Meer, schien es ihm vernünftiger zu sein, den Kopf unten zu lassen, sich versteckt zu halten und nicht gesehen zu werden – das war womöglich das Beste, worauf sie hoffen konnten.
    Cook knickte einen weiteren Leuchtstab, um nach Hupps Verletzungen zu sehen. Crycek hatte Hupps Kopf auf seinen Schoß gelegt und streichelte ihm die Stirn. Ihre Blicke trafen sich und tauschten eine wortlose Diagnose aus – nicht sonderlich ermutigend. Das meiste Haar an Hupps Kopf war versengt, auch seine linke Augenbraue. Sein Gesicht verfärbte sich dunkellila. Getrocknetes Blut klebte an seinem Mund, auch um Nase und Ohren. Die Haut an Brust und Armen sah roh und empfindlich aus. Und wo sie nicht roh aussah, war sie versengt und verkokelt. Schweiß lief ihm in Strömen über das Gesicht. Er zitterte und bebte. Hin und wieder stöhnte er. Eine Hitze ging von ihm aus, fiebrig und widerwärtig – und ein Geruch, ein heißer, saurer Gestank wie der Atem eines Sterbenden.
    »Keine Chance?«, fragte Cook.
    »Nicht, wenn wir nicht sehr bald aufgefischt werden.«
    Cook befeuchtete seine Lippen. »Wie stehen die Chancen dafür?«
    Crycek starrte ihn an. »Was meinst du denn?«
    »Ich frage nur, weil du der Seemann bist.«
    Crycek zuckte die Schultern. »Gut, schätze ich, wenn jemand unser Notsignal empfangen hat. In dem Fall kommt bald jemand. Sollte eigentlich schon längst hier sein. Und dann sind da noch die Funkbaken. Alle Flöße und Boote haben eine. Sie beginnen zu senden, sobald sie mit dem Wasser in Berührung kommen.«
    Aber das hatte Crycek ihm schon früher erklärt. EPIRB, Emergency Position-Indicating Radio Beacon, wurden sie genannt. Sie sendeten auf den Notfrequenzen der Schiff- und Luftfahrt. Class-A-EPIRBs sendeten zudem ein Signal aus, das von SARSAT-Satelliten empfangen werden konnte. Das Rettungsboot verfügte über eine solche Funkbake, die in dem Moment zu senden begann, als das Boot ins Wasser fiel. Darüber hinaus hatte Cook selbst das manuelle Gerät, das sie in der Notfallausrüstung gefunden hatten, aktiviert, indem er die Anweisungen auf dem Behälter befolgte.
    »Und dann ist da natürlich noch das Funkgerät«, fuhr Crycek fort, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Die ganzen Notrufe, die wir ausgesandt haben – wenn da draußen jemand ist, dann hört er die auch.«
    In Cooks Ohren klang das eher wie: Wenn da jemand ist, dann haben wir ihn oder es praktisch eingeladen, nicht wahr? Nein, Cook gefiel das überhaupt nicht. Ihm gefiel der Gedanke nicht, dass man sie belauschte, sie beobachtete, dass jemand dort draußen sie finden konnte, indem er einfach ihren Signalen folgte. Diese Vorstellung erfüllte seinen Geist mit einer tiefen, formlosen Schwärze, die ihn bis in sein Innerstes erschütterte.
    Er dachte: Aber ist das nicht genau das, was du wolltest? Dass uns jemand hört? Uns findet?
    Nun wollte er das nicht mehr unterschreiben. Er folgte zwar lediglich seinem Instinkt, gefärbt durch etwas Fantasie, aber der sagte ihm, dass es an diesem Ort das Beste war, sich bedeckt zu halten. Er wusste nicht, was er erwartete, aber er hatte ein verdammt ungutes Gefühl. Und Stunde um Stunde wurde es schlimmer. Wie eine Art sechster Sinn, der ihn vor einer drohenden Gefahr warnen wollte.
    Worauf es im Endeffekt hinauslief, was Cook nicht einmal gegenüber sich selbst eingestehen mochte: Er wusste nicht, wo sie sich befanden, hatte aber das unangenehme Gefühl, dass sich ihr momentaner Aufenthaltsort auf keiner Karte finden ließ – jedenfalls auf keiner Karte, die ein geistig Gesunder gezeichnet hatte. Nichts schien hier so, wie es sein sollte. Laut seiner inneren Uhr hätte die Sonne vor mindestens einer Stunde aufgehen müssen, aber es zeigte sich nicht mal ein Klecks Helligkeit am Himmel. Alles schien in einer Art endloser Mittsommerdämmerung gefangen zu sein. Da stimmte etwas nicht. An diesem brütenden, erstickenden Nebel war etwas faul, genau wie an dem schlürfenden, gallertartigen Meer. Und mit diesem durchdringenden gasartigen Gestank – also, mit dem stimmte ganz entschieden etwas nicht. Angesichts all dessen glaubte Cook ziemlich sicher zu wissen, dass eine Intelligenz, wenn es sie hier gab und sie in der Lage

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