Dead Souls: Horror (German Edition)
Nein, diese Leute waren bereits tot. Und sie sind wie in einer Farce von dem großartigen Mythos Christi von den Toten auferstanden.«
Johnny nickte und blickte den alten Mann verloren an, der von seinen dunklen Erinnerungen gequält wurde. »Wie Judson und der Psycho.«
»Und ich kann nur annehmen, dass es etwas mit dem okkultistischen Gemälde am Boden zu tun hat. Jesus, sie stöhnen alle, diese zur Hölle verdammten Monster, sie bluten … und bluten und hängen dort wie Fleischbrocken in einem Schlachthaus. Jesus, ich kann die Szene unmöglich plausibel beschreiben, mit dem Blut und den menschlichen Innereien, die sich am Boden unter jedem einzelnen anhäufen. Ich beginne mich zu fragen, wer ihnen das angetan haben könnte, aber meine Spekulationen dauern nur einen Augenblick, weil Benjamin Conroy etwas sagt … «
»Was, Henry? Was hat er gesag t?«
» Ich starre nach vorn und sehe, dass mich der alte Conroy mit seinem einzigen, sehenden Auge anstiert, und er verzieht das Gesicht, und ich trete zu ihm und sehe, dass er anders als die anderen ist. Er … er ist noch nicht gestorben. Seine Verletzungen sind verheerend, aber im Vergleich zu den anderen hebt sich seine Brust, und ich kann hören, wie ein schwächliches Keuchen seinen Lungen entweicht. Irgendwie hat er das alles überlebt. Mit einem obszönen Reißen schafft er es, einen Arm von dem Kruzifix wegzuzerren; der Nagel, der durch seine Handfläche geschlagen worden war, steckt noch tief im Holz. Aus seiner zerfetzten Handfläche spritzt Blut auf den Boden. Aber es scheint ihm keine Schmerzen zu bereiten. Benommen nähere ich mich ihm ein Stück und frage: ›Was ist hier passiert, Benjamin?‹ Und er antwortet mit einem blutdurchtränkten Krächzen: ›Ich hatte unrecht‹, und dann fängt er zu schluchzen an, und in diesem Augenblick kann ich nicht anders als zu starren und langsam zurückzuweichen, da ich mich frage, ob mich das irgendwie beeinflussen kann, nicht nur psychisch, sondern auch gesundheitlich. Und dann heult Benjamin: ›Lass sie nicht zurückkommen! Ich wurde betrogen! Es war nicht Osiris! Es war nicht Osiris! ‹«
»Osiris …« Johnny schaute Henry weiterhin an, fasste in seine Tasche und holte die Plastiktüte mit Eds Abschiedsbrief darin heraus. Er zog die Nachricht aus der Tasche, aber bevor er die Chance hatte, sie Henry zu zeigen, fuhr der Mann fort …
» ›Wer?‹, habe ich über das lauter werdende Stöhnen der anderen hinweg gefragt, denen meine Anwesenheit jetzt bewusst ist. Benjamin Conroy schaut zu seiner Familie hinüber: Faith, Elizabeth und Daniel, alle stöhnen wie verrückt, und er wird von unermesslicher Trauer geplagt. Er streckt seinen freien Arm nach ihnen aus, aber er ist unfähig, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. ›Benjamin, wer ist dieser Osiris, von dem du sprichst?‹, frage ich erneut, aber der Mann stirbt rasch, sein Körper sackt zusammen, ein Arm ist immer noch sicher ans Kreuz genagelt, der andere baumelt schlaff herunter. Ich beuge mich nach vorn und höre ihn krächzen: ›Ich hatte unrecht … das Böse hat mich … lass sie nicht zurückkommen‹, aber es gibt scheinbar keine Möglichkeit, seiner Anweisung nachzugehen. Oder … doch? Instinktiv ziele ich mit der Waffe, bin 30 Zentimeter von Faith Conroys Kopf entfernt. ›Ist es das, was du willst, Conroy?‹, brülle ich, und mit dem letzten bisschen Kraft, die noch in seinem sterbenden Körper steckt, nickt er. Also drücke ich ab, ohne zu zögern oder mir über den Ernst meiner Handlungen Gedanken zu machen. Der Kopf der Frau explodiert. Ein Kreischen, so etwas hatte ich noch nie gehört, wie das Heulen eines Schakals, dessen Bein in einem Tellereisen steckt, und dann steigt ein Schwall fauliger Luft auf und trifft mich mit einer spürbaren Kraft, die mich fast umhaut. Ich taumle nach hinten, schaue schnell zu dem sterbenden Benjamin hinüber, der erneut schwach nickt und mir damit sagt, die schaurige Handlung an seinen Kindern durchzuführen … seine Kinder, mit ihren durchgeschnittenen Kehlen und ihren ausgeweideten Oberkörpern und mit ihrer vor Blut glitzernden Haut; seine Kinder, die in ihrem Untoten-Dasein sehen und irgendwie verstehen können, dass ihr Untergang naht, und die jetzt wie verrückt an den Kruzifixen herumzappeln, schreien und versuchen, von dort herunterzukommen. Ohne zu denken, schieße ich ihnen schnell hintereinander Kugeln in die Köpfe, und es folgt ein Sturm aus gespensterhaftem Heulen und schwarzem Wind, der nach
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