Dead Souls: Horror (German Edition)
als Mary Petrie. Und für Johnny spielte jetzt nur das eine Rolle, Geistesgestörter oder nicht.
Nickend sagte Johnny: »Ich habe Ihnen alles erzählt. Jetzt sind Sie an der Reihe. Was haben Sie gefunden, als Sie am Haus angekommen sind?«
»Blut«, antwortete Henry, ohne zu zögern. »Eine Spur davon, die vom Haus bis nach hinten zur Scheune geführt hat.«
»Die Scheune …«, sagte Johnny, und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Ihm wurde schlecht. Er schloss die Augen, erinnerte sich …
Ein stinkender Luftstrom bläst von unten heraus … ein Chor flüsternder Stimmen steigt aus dem Strudel der Dunkelheit. Er berührt mich! Dringt in mich ein! Probiert meine Seele! Ihre Seelen … die jetzt frei von den geisterhaften Holzkreuzen sind, die in Blut getaucht waren, frei von den vier Körpern, die daran gekreuzigt waren, frei von den flehenden Augen, die mich verfolgen, als ich in die Finsternis treibe …
»Was ist, Johnny?«
Johnny schüttelte den Kopf. Er kniff sich in die Wangen und schaute Henry an.
»Nichts … bitte, bitte, fahren Sie fort.«
Henry betrachtete Johnny misstrauisch, dann erzählte er weiter: »Ich habe gedacht, ich hätte aus der Scheune Stimmen gehört, und in Anbetracht des Blutes, na ja, bin ich wie ein geölter Blitz hinübergerannt. Als ich die Scheune erreicht habe, habe ich mir ein paar Sekunden erlaubt, ein Gebet zu sprechen, dann habe ich meine Waffe gezogen und bin hineingestürmt.
Zuerst habe ich ein seltsames, eine Art okkultes Gemälde am Boden gesehen. In der Mitte davon lagen verkohlte Überreste, zusammen mit einem zerbrochenen Ganzkörperspiegel auf einem Drehständer. Ich habe die Blutspur entdeckt, die nach hinten in die Scheune führt. Langsam bin ich ihr nachgelaufen … und da habe ich ein Stöhnen gehört. Das einer Frau. Unter dem Speicher waren Heuballen gestapelt, die den hinteren Teil der Scheune verdeckt haben. Eine Reihe war heruntergenommen worden. Ich bin auf die Öffnung zugegangen und einen Moment stehen geblieben, um mich mental auf das Schlimmste vorzubereiten, dann bin ich hindurchgegangen.«
Henry zögerte.
»Henry?«, fragte Johnny. »Was haben Sie gefunden?«
Aber Johnny wusste es bereits. Vier menschliche Körper an Holzkreuze genagelt …
»Die Hölle …«
»Es handelt sich um die gesamte Familie, alle. Benjamin Conroy. Faith Conroy. Und ihre Kinder Daniel und Elizabeth. Sie sind … gekreuzigt worden. Oh Gott! Es gibt vier Holzkreuze, von denen jedes grob zu der Größe des jeweiligen Familienmitgliedes gepasst hat. Da ist ein fünftes Kreuz. Es ist vielleicht einen halben Meter hoch: Die perfekte Größe für ein Baby … aber an diesem Kreuz hängt kein Baby … es ist … es ist … oh Gott, mein Herz rast, mir dreht sich der Kopf, die Luft ist stickig, und ein beißender Gestank steigt mir in die Nase … lieber Gott, was geht hier vor?«
»Dieses winzige Kreuz«, meinte Johnny. »Das war für mich bestimmt, oder?«
Henry nickte. »Aber Benjamin konnte nicht zu dir, also hat er stattdessen den Familienhund gekreuzigt.«
Angewidert atmete Johnny kräftig aus.
Henry starrte Johnny an, während ihm Tränen in die Augen stiegen, und er fuhr fort …
»Ich kann mich nicht bewegen, meine Beine sind vor Angst gelähmt, und mein gequälter Verstand braucht einen Moment, um zu realisieren, dass sie alle noch am Leben sind! Benjamin. Faith. Ihre Kinder. Und auch der Hund. Ich weiß wirklich nicht, wie – sie haben Verletzungen erlitten, die kein Mensch jemals überleben könnte. Stichwunden, brutale Schläge – der verdammte Junge war ausgeweidet worden! Trotzdem sind sie hier, winden sich an diesen Holzkreuzen, stöhnen, jeder Einzelne von ihnen greift nach den Nägeln, die in ihre Hände und Füße geschlagen waren. Scheinbar haben sie keine Ahnung, dass ich hier bin und ihnen zusehe, nur ein paar Fuß entfernt, bin fast selbst vor Angst gestorben, vor Schock, vor totaler mentaler Pein. Oh lieber Herr, da … da ist so … viel … Blut …«
Tränen schossen Johnny in die Augen. Er fragte: »Wo war ich, Henry?« Aber Henry schien ihn nicht zu hören. Die traurigen Augen des Mannes waren von Tränen und widerlichen Erinnerungen geschwollen …
»Erst als endlose Minuten vergangen waren, habe ich festgestellt, dass ich immer noch meine Waffe in der Hand hatte. Ich habe gezielt, nicht auf einen Conroy speziell, da ich plötzlich durch Irrsinn wusste, dass ich sie von ihrem Leid nicht erlösen würde, wenn ich sie erschieße.
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