Dead Souls: Horror (German Edition)
passiert ist, oder?«
Henry nickte.
»Wie, Henry? Wie hat er es gemacht? Und warum mich nicht?«
Henry zögerte, dann leckte er sich die Lippen und fragte: »Zunächst einmal, Johnny, was hast du heute im Conroy-Haus gesehen?«
Kapitel 34
09. September 2005
00:03 Uhr
Mary Petrie fuhr mit etwa 140 Stundenkilometer nach Norden auf der I-95. Es war weiterhin wenig Verkehr. Sie vermied es, von der Autobahnpolizei wahrgenommen zu werden, eine glückliche Fügung dank ihrer »Glücksfeder«. Ungefähr im Minutentakt würde sie einen Blick darauf werfen, der Federkiel steckte fest in dem Riss im Sitz neben ihr, die glänzende Oberfläche bewegte sich leicht in der kühlen Brise der Klimaanlage.
Auf der George Washington Bridge fand sie heraus, dass das Radio des Vans nicht funktionierte – diese kleine Laune des Schicksals kümmerte sie ganz und gar nicht. Gott will, dass ich über die bevorstehende Aufgabe nachdenke. Rette Johnny. Rette Eds sterbende Seele. Der Vogel wurde zu mir geschickt, und ich habe sein Wort beherzigt.
Ja, Mary war sich ziemlich sicher, dass Gott in der Nähe war und sie führte.
Führe mich nach Wellfield. Und sobald wir dort sind, wird Gott mir sagen, was zu tun ist. Wird mir sagen, wie ich Johnny rette, wie ich Eds sterbende Seele rette .
Der Van raste durch die Nacht, sauste durch Connecticut und Rhode Island. Auf der Interstate um Boston verdichtete sich der Verkehr ein wenig, aber er lichtete sich, sobald sie weg von der Stadt nach Norden fuhr, wo sie in der Lage war, den Van noch mehr zu beschleunigen, manchmal über 90.
Ich werde meine Familie retten , ging es ihr durch den Kopf, als der Van über die Grenze von Maine fuhr, durch undeutliche Blaufichten-und Kieferalleen rasend. Ich werde meine Familie retten, werde meine Familie …
Und hier fing zum ersten Mal, seit sie Manhattan verlassen hatte, Marys neuentdecktes Bewusstsein an nachzulassen, sie blieb verwirrt und unsicher zurück. Sie fasste nach rechts und schnappte sich vor Angst zitternd die Feder – diese war für Mary ihre einzige Hoffnung, an der Trugwahrnehmung festzuhalten, die sie so weit geführt hatte, … die Trugwahrnehmung, die jetzt gegen den starken Schwall Realität ankämpfte, der sein hässliches Haupt erhob.
Kapitel 35
09. September 2005
01:05 Uhr
Johnny hatte fast 1,5 Stunden gebraucht, um Henry Depford sein ganzes Erlebnis zu schildern. Henry hatte sich fasziniert hingesetzt, als Johnny sprach, sich eifrig Notizen gemacht und häufig Fragen gestellt, manchmal war er aufgestanden und nervös im Zimmer herumgelaufen. Wie erwartet war Henry besonders an Johnnys Konfrontationen mit dem untoten Irren und Judson interessiert. Zweimal hatte Henry gefragt, ob sich Johnny absolut sicher wäre, aber Johnny beteuerte seine Überzeugung gegenüber Henry vehement. Henry hatte beide Male genickt, er vertraute vollkommen einem Beweismittel, das alle anderen mit gesundem Verstand als hirnverbrannte Illusion interpretieren würden.
»Du hast Glück, mich gefunden zu haben, Johnny.«
»Sie haben mich gefunden, Henry.«
Henry beugte sich nach vorn, dann flüsterte er, als versuchte er, ihre Unterhaltung vor Mrs. D. geheim zu halten: »Wie überall sonst gehen die Dinge hier in Wellfield ihren Lauf, wie die Natur es beabsichtigt. Aber … ich habe die letzten 17 Jahre damit verbracht, Benjamin Conroy zu studieren, seine Geschichte, seine Studien; und ich kann mit der gleichen Überzeugung wie du sagen, dass alles, was mit Benjamin Conroys Erbe zu tun hat, nicht auf natürliche Weise verläuft. Hier hat eine andere Macht ihre Finger im Spiel, eine, die wir nicht sehen oder fühlen oder hören können, aber sie ist mächtig und sie ist da , sie übt auf alle, die daran beteiligt sind, einen starken Einfluss aus. Johnny … die Macht beeinflusst uns jetzt gerade. Ja, wir haben uns vielleicht gefunden – und es kann sehr gut zufällig gewesen sein – aber sie weiß, dass wir im Moment gemeinsame Sache machen.«
Kurz wirkte Henry auf Johnny wie ein wahnsinniger Geistesgestörter, und wenn es im Zimmer nicht diese detaillierte Präsentation gegeben hätte, hätte Johnny ihn vielleicht für ein Opfer eines kranken und verletzten Verstandes gehalten. Aber trotz der gewaltigen Verwirrung, die Johnny überfiel, war er in der Lage, über die Oberfläche hinauszuschauen – Henry Depford war tatsächlich ein brillanter, wenn auch obsessiver Mann, der mehr über ihn wusste als jemand sonst. Mehr als Andrew Judson. Sogar mehr
Weitere Kostenlose Bücher