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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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eines Mannes gefunden, der an etwas Unglaublichem dran war.«

Kapitel 36
    09. September 2005
    02:24 Uhr
    Mary Petrie fuhr auf einer Nebenstraße in Maine; der Vollmond, dem sie folgte, warf seinen himmlischen Schein über die Fläche von rauschenden Weizenfeldern, die sie umgaben. Ihr neuentdecktes Bewusstsein hatte den Kampf gegen ihre alte, antriebslose Art gewonnen und wieder einmal die totale Kontrolle über die Situation übernommen.
    Sie warf Ed durch den Rückspiegel einen Blick zu. Die Mütze auf seinem Kopf war heruntergerutscht und bedeckte jetzt seine Sonnenbrillen-Augen. Der Rollstuhl, immer noch am Boden verankert, quietschte bei jeder Kurve, was Mary dazu ermahnte, die scharfen Kurven langsam zu nehmen.
    Sie bog rechts in die Flower King Road ab, die in wenigen Kilometern dem Meer aus Weizenfeldern entkommen und auf die Farland Avenue wechseln würde, dem Herzblut von Wellfields Geschäftsviertel. In ihrer rechten Hand hielt sie immer noch die Feder, deren seidige Oberfläche mit Schweiß beschichtet war. Johnny braucht mich , dachte sie und starrte auf die Feder. Ed braucht mich auch. Und ich werde alles Nötige tun, um ihnen zu helfen, um sie zu retten.
    Rette ihre sterbenden Seelen.
    Sie fuhr langsam weiter und ließ die ganzen nichtssagenden Eindrücke, die vor 17 Jahren die Umgebung ihres Lebens ausgemacht hatten, auf sich wirken: Den Weizen, die rissige Straße, die krummen Straßenpfosten, die an jeder Nebenstraßenkreuzung herausragten.
    Erneut warf sie einen Blick in den Rückspiegel.
    Ed war nicht mehr da.
    Plötzlich ertönte ein heftiger Knall, und der Rollstuhl prallte an die hintere Wand des Vans. Mary schrie sofort entsetzt auf, ihr neuentdecktes Bewusstsein war augenblicklich verschwunden, nicht einmal eine Spur oder ein Hauch davon übrig, um gegen die jetzt enthüllte, verletzliche Schwäche anzukämpfen, die früher ihr Leben dominiert hatte.
    Und sie konnte nicht Autofahren.
    Panisch stemmte Mary den Fuß auf das Gaspedal. Der Van raste davon. Sie schrie erneut, dann zog sie den Fuß nach links und trat auf die Bremse. Die Reifen des Vans quietschten. Staubwolken stiegen auf, blockierten ihr die Sicht. Der Rollstuhl rollte vorwärts und krachte ihr von hinten in den Sitz. Sie kämpfte mit dem Lenkrad, aber konnte es nicht unter Kontrolle bekommen. Der Van geriet ins Schleudern, dann schlitterte er von der Straße und krachte in die sechs Fuß hohen Weizenhalme, wo er nach zehn Fuß gummiverbrennend zum Stillstand kam.
    Hier blieb sie, keuchend, vor Schock zitternd. Sie zählte still die Sekunden und bemerkte, dass sie etwas in ihren schwitzenden Händen hielt: Eine Feder. Mary wusste nicht, woher sie gekommen war, und sie schüttelte sie angewidert und angeekelt weg, als wäre sie eine große Spinne oder Kakerlake.
    Ihr gestresster Verstand betete, dass es sich um irgendeinen verrückten Albtraum handelte, aus dem sie bald schweißgebadet aufwachen würde. Aber der permanente Gesang von Wellfields Grillen, der tief in ihr verletztes Bewusstsein eindrang, stellte eine solche Möglichkeit als undenkbar dar. Wo bin ich und wie bin ich hierhergekommen?
    Ein Knall hinten im Van versetzte sie in eine niedrige Bewusstseinsstufe. Sie hörte ein lautes, pfeifendes Atmen, das Geräusch, das eine Person vielleicht machte, während sie einen Herzinfarkt erlitt. Schnell warf sie einen Blick in den Rückspiegel.
    Zwei Hände – aufgebläht, schwarz, blutig – fassten von hinten über den Sitz.
    Mary löste sich aus ihrer Untätigkeit und packte den Türgriff. Er ließ sich öffnen, aber die Tür bewegte sich wegen der einsperrenden Weizenwand nicht. Sie blickte über ihre Schulter, sah die schrecklich fleckigen Todeshände; die fummelnden Finger knarzten wie erdenverkrustete Scharniere, als sie versuchten, das Kopfteil des Sitzes hinter ihr zu packen.
    Sie schrie erneut, ihr Herz klopfte nicht nur vor Nervosität, sondern zum ersten Mal in ihrem Leben vor echter Angst . Sie streckte sich über den Sitz zur Beifahrertür und schaute wieder die Hände an, die weiter über den Sitz gekrochen kamen, jetzt waren die Unterarme sichtbar. Sie waren ebenfalls schwammig und schwarz wie der Tod, mit dichten braunen Haaren bedeckt, die wie Borsten abstanden.
    Mary schaute aus dem Beifahrerfenster. Hier war das schwankende Getreide teilweise zerdrückt, was ihr etwas Platz bot, die Tür zu öffnen. Sie packte den Türgriff, zog daran, aber die Tür war abgeschlossen. Sie fasste mit einem Arm nach oben und

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