Dead Souls: Horror (German Edition)
genannt haben, können wir davon ausgehen, dass in ihnen die Seelen von Daniel und Elizabeth Conroy stecken. Die Seelen von Benjamin und Faith … die sind auch da draußen und suchen in dem Moment nach kürzlich verstorbenen Leute, die irgendeine Verbindung zu dir haben.«
»Aber ich kenne hier sonst niemanden.«
Henry zögerte, rieb sich die Augen. »Dann wird das Böse, das ihre Seelen antreibt, sie herlocken.«
Johnny war sofort aufgewühlt. »Wie …?«
»Das weiß ich nicht genau. Aber es ist mit Andrew Judson passiert, einem Mann, der jahrelang darauf gewartet hat, dass du 18 wirst, und dann mit David Mackey, dessen Eltern von Benjamin Conroy umgebracht wurden. Und … ich fürchte, dass es auch mit mir passieren kann.« Henry rieb sich feierlich die Wangen. »Sobald alle vier Conroy-Seelen auf Erden wandeln, können sie dich holen und das Ritual vollenden, das Benjamin vor all den Jahren nicht zu Ende bringen konnte.«
Henry griff unten in den Schrank und zog eine große schwarze Truhe heraus. Johnny lief hinüber, um zu helfen, und zusammen trugen sie die Truhe in die Mitte des Zimmers. Henry klappte die beiden Klammern gleichzeitig auf, öffnete den Deckel und deutete mit dem Kopf auf den Inhalt.
In der Truhe lagen mehrere grob zugesägte Holzbretter in verschiedenen Größen. Sie waren mit dunkelbraunen, Rorschach-ähnlichen Flecken besudelt.
»Was ist das?«, fragte Johnny fast flüsternd, während seine Narbe wieder wie verrückt juckte.
»Das Holz von den Kreuzen, an denen deine Familie gekreuzigt wurde.« Henry wühlte in der Truhe herum und holte einen kleinen Lederbeutel heraus; auch der war alt und abgenutzt. Er zog die Schärpe oben auf. »Und das hier«, sagte er und leerte den Beutelinhalt in seine Hand, »sind die Nägel, mit denen sie gekreuzigt wurden.«
Johnny starrte auf die 15 Zentimeter langen Nägel, jeder so dick wie ein Bleistift, verrostet und blutbeschmiert. »Sieht so aus, als hätte Carl Davies Sie mehr behalten lassen als nur Benjamins Tagebücher.«
»Er hat immer Verständnis für meine Bemühungen gehabt. Er war in dieser Nacht dort. Er hat die Körper an den Kreuzen gesehen.«
Johnny zögerte, er war nicht fähig, seinen Blick von den Blutflecken an den Nägeln abzuwenden. Conroy-Blut. Mein Blut … »Warum zeigen Sie mir das alles, Henry?«
»Weil es uns helfen wird, mit Eddie Carlson Kontakt aufzunehmen.«
Erneut schaute Johnny Henry verwirrt und skeptisch an. »Wie …?«
Henry blickte zum Fenster hinaus. »Irgendwann kommen sie, um uns zu holen, Johnny. Ich halte es für das Beste, wenn wir weitermachen und die Sache hinter uns bringen.« Er schloss die Truhe, verriegelte sie und packte sie an einem Ende. »Hilf mir, das nach unten zu tragen, und ich versuche, es dir zu erklären.«
Johnnys Herz klopfte plötzlich vor Angst. Er griff nach dem abgenutzten Ledergriff am gegenüberliegenden Ende und zusammen mit Henry wuchtete er die Truhe die Treppe hinunter in den Eingangsbereich, wo sie sie auf den Boden neben der Eingangstür abstellten.
Henry ging zur Seite und schaute aus dem Vorderfenster, die Hände an die Scheibe gelegt. Johnny fragte: »Ist Eddie Carlsons Seele auch hier und sucht nach einer Leiche, um darin zu wohnen?«
Henry drehte sich vom Fenster weg und lief ins Esszimmer. »Nein, er ist nie gekreuzigt worden«, antwortete er geistesabwesend. »Seine Seele ruht friedlich.«
»Wie sollen wir dann also mit ihm in Kontakt treten?« Johnny tat sein Bestes, um mit dem umherschreitenden Henry mitzuhalten, der jetzt nervös den Flur hinunterschaute.
»Eine Séance«, antwortete Henry, der plötzlich besorgt die Augenbrauen hochzog. »Eddie Carlson hat dir schon einmal das Leben gerettet, und ich fürchte, er muss es erneut tun.« Er ging in die Küche, wo er wie angewurzelt stehen blieb, sein Gesicht plötzlich weiß und schwitzig.
Johnny, der Henry dicht gefolgt war, lief fast in ihn hinein. Er lehnte sich nach links und schaute an Henrys zitterndem Körper vorbei.
Die Hintertür stand weit offen. An dem freiliegenden Pfosten konnte er Blut sehen … und dann wehte von draußen der Wind herein und zog einen schrecklichen Verwesungsgestank mit sich, der sofort vertraut war. Johnny blickte auf und sah, wie Moskitos, die so groß waren wie kleine Vögel, an der Küchendecke herumtanzen.
»Oh mein Gott!«, brüllte Henry und stürmte vorwärts.
Johnny fiel hinter Henry zurück, als dieser hinausrannte. Es folgte Totenstille … und dann blieb Henry
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