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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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hatte.
    Schließlich näherte sich eine Krankenschwester dem Gehege (hielt aber einen Sicherheitsabstand, als wären die Leute im Wartezimmer an irgendeiner entsetzlichen ansteckenden Krankheit erkrankt) und rief Johnnys Namen aus: »John Petrie?« Johnny stand auf und folgte ihr, als sie ihn augenblicklich durch die Lobby hetzte, die Augen seiner Wartezimmerkameraden hafteten an ihm, während er durch die Schwingtür verschwand, die mit großen roten Buchstaben des Wortes Stationär geschmückt waren.
    »Sie sind Mrs. Petries Sohn?«, fragte sie, als er sie eingeholt hatte. Sie war jung und attraktiv, mit schulterlangen blonden Haaren und ziemlich großen Brüsten, die sich an ihre Uniform pressten. Sein ganzes Leben lang hatte Mary Johnny das Böse an Sex eingeträufelt und dass der starke Arm Gottes ihn bestrafen würde, sollte sein Verstand von einem Leben vollständiger Sittlichkeit abschweifen, und er hatte immer derartige laszive Gedanken gemieden. Doch jetzt, ohne das autoritäre Kommando seiner Mutter, fühlte er sich unerwartet befreit. Irgendwie hatte die Frau ihn angezogen – diese wunderschöne Frau – und dies schien natürlicher als schmutzig zu sein. Ohne Zweifel wurde das von einer höheren Macht genehmigt, welche auch immer in diesem Moment auf ihn herunterschauen könnte.
    Seinen Blick immer noch auf ihre Brüste gerichtet (auf ihrem Namensschild stand »Melanie«) nickte er. »Ja, das bin ich.«
    Melanie hielt ein Notizbrett in der Hand, an dem eine Menge Papiere hingen. Sie hob das erste Blatt hoch und las laut vor: »Ihrer Mutter scheint es gut zu gehen. Alle vorläufigen Tests sind durchgeführt worden, Bluttests, Kernspin-Untersuchungen, man hat nichts Ungewöhnliches entdeckt. Kein Herzinfarkt, kein Schlaganfall. Natürlich braucht sie einige Tage Bettruhe, was uns genug Zeit verschafft herauszufinden, was tatsächlich mit ihr passiert ist.«
    Johnny wusste nicht, was er mit den Nachrichten anfangen sollte. Hatte er bei seiner Mutter eine Art seltsamen Nervenzusammenbruch ausgelöst? Oder war es etwas gänzlich Körperliches, das an der Schwelle geschlummert hatte, darauf wartend, dass irgendetwas die Tür eintrat? Sie gingen nach links und liefen einen weiteren Flur mit glänzenden Holztüren entlang, die sich zu einem großen Empfangsbereich mit ungefähr acht Krankenschwestern und Ärzten öffneten, die dort herumschwirrten, in Unterlagen blätterten und auf Computerbildschirme starrten. Den Flur hinunter, in einem der Zimmer hörte Johnny eine Frau leise schluchzen; aus einem anderen trat das Geräusch eines Fernsehers: Jemand sah die Zehn-Uhr-Nachrichten. Ein pausenloses unregelmäßiges Piepen erfüllte das Zimmer.
    »Ihre Mutter liegt in Zimmer 107. Links den Flur hinunter.«
    »Danke«, sagte Johnny und sah Melanie nach, als sie auf Aufforderung einer anderen Schwester davoneilte, die im Empfangsbereich ihre Hilfe brauchte. Langsam ging er den Flur zu Zimmer 107 entlang. Er blickte hinein und sah die nackten Füße seiner Mutter hinter einer Trennwand hervorragen. Er betrat das Zimmer, ging um die Trennwand herum und stand am Fuß des Bettes.
    Der erste Gedanke, der ihm in den Kopf kam, war, wie anders sie aussah als noch Stunden zuvor nach ihrer Rückkehr von der Arbeit. Sie schlief auf dem Rücken, die Bettlaken auf die Seite gelegt, ihre entblößten Beine blass und rüsselartig, der Krankenhauskittel, den sie trug, zog sich um ihre ungewöhnlich glatten Schenkel zusammen. Gewundene Venen, lila und blau, verliefen über ihre Haut, wo sie wie dünne Wurzeln an den Knien schmäler wurden und verschwanden; in diesem Moment stellte Johnny seltsamerweise fest, dass er die Beine seiner Mutter noch nie oberhalb der Waden gesehen hatte. Ihre Hände lagen mit den Handflächen nach oben neben ihr, ein Infusionsschlauch schlängelte sich aus ihrer Armbeuge. Ihr Gesicht war blass, auf der Stirn hatte sie einen merkwürdigen bienenstockähnlichen Fleck. Ihre Haare lagen flach auf einer Seite.
    Als er sie anschaute, spürte Johnny, wie seine Atmung kürzer wurde. Er hatte sie noch nie in so einem schrecklichen Zustand gesehen. Schuldgefühle brachen auf ihn herein, und als er sich bewegte, um etwas zu sagen, konnte er nicht. Seine Kehle war ausgetrocknet.
    In diesem Augenblick kam der Arzt herein, ein wohlbeleibter Mann mit einem Vollbart, der sein Gesicht noch fetter aussehen ließ. Er trug eine Brille, die er sofort abnahm, was zwei rote Stellen an der Nase zum Vorschein brachte. Er streckte

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