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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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das Bett herum und küsste seine Mutter zärtlich auf die Stirn, dabei kam ihm eine bittere und muffige Duftwolke ihrer Haare entgegen. Er wollte ihr gerade etwas sagen, als ihm bewusst wurde, dass es der gravierendste aller Fehler wäre, sie aufzuwecken, weswegen er seine ehrlichen Bedenken für sich behielt. Er ging an den Fuß des Bettes zurück und war schon halb durch das Zimmer gelaufen, als ihm ein mächtiger Gedanke in den Sinn kam … etwas Instinktives, Zwingendes, und er musste stehenbleiben und dann wieder an den Fuß des Bettes treten.
    Er fühlte sich seltsam unwohl, als er sich die Mappe mit der Krankenakte schnappte, die am Seitenteil des Bettes mit einem Clip befestigt war. Seine Hände zitterten, sein Atem entwich säuerlich seinen Lungen.
    Er öffnete sie.
    Auf der ersten Seite war die Krankheitsgeschichte aufgelistet, die alle persönlichen Informationen zu Mary beinhaltete. Seine Augen überflogen die Angaben, die eingetippt worden waren, die Worte waren so geläufig, aber wirkten doch so fremd, als hätte er gerade das Zimmer eines Fremden betreten.
    Ihr Name.
    Ihr Geburtsdatum.
    Ihre Sozialversicherungsnummer.
    Die Namen ihrer Familienmitglieder – nur zwei Angaben.
    Und dann, ihr … oh mein Gott …
    Und genau in diesem Moment, als Johnny den nächsten Punkt in der Akte las, flüsterte ihm sein Verstand zu, das kann nicht sein , und er war sofort überwältigt, frische Tränen liefen ihm übers Gesicht, als eine neu entdeckte Angst in ihm heranwuchs, dieses Mal um seine Mutter, weil nur Gott wusste, welche schreckliche Wahrheitsaura sie umgab und sie beanspruchte; und als er sie wieder anschaute, wirkte sie sogar noch fremder, ganz und gar nicht wie seine Mutter, sondern wie ein fremdes Individuum, das er noch nie getroffen hatte, und in diesem Moment stellte er fest, dass er von ihr weg musste, nicht nur jetzt, sondern für immer und ewig; denn ein Teil des Geheimnisses, das sie all diese Jahre verborgen hielt, war schließlich durch Zufall und durch das Blatt Papier, das er in seiner zitternden Hand hielt, aufgedeckt worden.
    Er schloss die Mappe und klemmte sie wieder an das Seitenteil des Bettes; an das Bild der »Fünften Zeile« in der Krankenakte würde er sich bis an sein Lebensende erinnern.
    Mädchenname: Conroy .

Kapitel 13

    24. August 1988
    09:17 Uhr
    Benjamin Conroy saß in einem Stuhl vor dem offenen Fenster in seinem Büro und starrte auf den Notizblock in seinem Schoß, als er seine Gedanken bezüglich der Ereignisse am Morgen niederschrieb. Das Baby hatte vor ungefähr einer Stunde zu weinen aufgehört, Gott sei Dank, und jetzt bot der Wind eine wohltuende Kulisse, als er über die Weizenfelder etwa 100 Meter entfernt wehte. In dieser Position verharrte er schon über zwei Stunden, zur moralischen Unterstützung eine Ausgabe des Ägyptischen Totenbuchs auf dem Schreibtisch hinter ihm.
    Egal wie viel er betete, wie viel er niederschrieb – er wusste, dass es den Schlamassel, zu dem das Ritual geworden war, nicht rückgängig machen konnte.
    Erstaunlicherweise war bis zu diesem Zeitpunkt alles nach Plan gelaufen. Aber dann hatte irgendetwas Scheußliches Daniel gepackt, verdammt, weiß er nicht zu schätzen, was ich für ihn tue? , und alles, woran er gearbeitet hatte, war umsonst, als der Geist von Osiris verschwand. Er war noch nie zuvor erschienen! Unzählige Male hatte Benjamin allen erklärt, dass für den Erfolg des Rituals alle Bedingungen perfekt sein mussten , und sie waren perfekt gewesen, und alles hatte fehlerfrei funktioniert, besser, als er jemals erwartet hätte. Sogar das Timing der Glocken stimmte genau! Aber dann hatte der Junge beschlossen, diese Nummer abzuziehen – hatte versucht, seinen kleinen Bruder vor einem Moment der Schmerzen zu bewahren, und damit vielleicht wiederum die lebenslange Arbeit und Planung zerstört. Hat er den Geist nicht gesehen?
    Der Geist muss wütend sein.
    Wütend auf mich, weil ich ihn enttäuscht habe. Wegen meiner Sünden …
    Zwischen seinen Gebeten und Gedanken an sein bevorstehendes Versagen, ging Benjamin die jahrelange Vorbereitung und seine lebenslange Obsession mit der biblischen Geschichte durch den Kopf, die sich auf die Auferstehung Jesu von den Toten bezog; wie er überzeugt war, dass der Sohn Gottes nicht nur auf die unsichtbare Inspiration seines Vaters hätte vertrauen können; wie die Ägypter Mitte des 15. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung etwas zurückgelassen hatten, das später als das Ägyptische

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