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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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umgab, um herunterfallendes Geröll abzuhalten. Dabei kam ihm Folgendes in den Sinn: Schlechte Erinnerungen kommen und gehen, aber was definitiv bleibt, sind die negativen Gefühle, die sich ihnen anschließen. Sie bleiben bei uns wie schlechte Tätowierungen, und wenn man an die Erlebnisse denkt, die diese Gefühle auslösen, kann man sehen, wie sich alles Bild-für-Bild im Kopf abspielt, als wären sie permanent im eigenen Gehirn aufgezeichnet.
    Die Schmetterlinge in seinem Bauch, die ihn auf der Reise begleitet hatten, verwandelten sich in schlängelnde Würmer, die die weichen, säurebedeckten Wände auffraßen. Tränen stiegen ihm in die Augen, und er musste seinen Körper bewegen, damit niemand sonst im Bus seinen Schmerz mit ansehen würde. Es musste nicht so sein , ging ihm durch den Kopf.
    Oder? Gestern habe ich einen Brief von einem Anwalt bekommen, und ich habe ihn angerufen und wir haben uns eine Weile unterhalten. Er hat mir das Vermögen eines Mannes versprochen, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte, und als ich den Namen dieses Mannes meiner Mutter gegenüber erwähnt habe, ist sie kreidebleich geworden und fast in Ohnmacht gefallen – und dieses Mal war ihre Reaktion nicht psychosomatisch, heilbar mit der Pille des Moments, sie war echt, und jetzt stehe ich am Rand einer zerbröselnden Welt, die nur darauf wartet, mich fertigzumachen.
    Alles fing langsam an, seine Opfer zu fordern; sein Herz schlug schneller und klopfte gegen seine Brust; seine Augenlider hatten Mühe, offen zu bleiben, als er beobachtete, wie die verschwommene Landschaft um den Bus auseinanderbrach. Er schaute auf seine Uhr und sah, dass es bei dem Wetter und der langsamen Geschwindigkeit des Busses weitere drei Stunden dauern würde, um nach Wellfield zu gelangen. Es spielte keine Rolle, trotz der Verspätung. Er würde Andrew Judson ohnehin erst morgen früh treffen.
    Er lehnte den Kopf an die regennasse Glasscheibe, schloss die Augen, dabei kam ihm seine Mutter in den Sinn, wie sie in ihrem Krankenhausbett lag und sich in Gedanken an die mysteriösen Orte treiben ließ, die sie ihr ganzen Leben lang gemieden hatte. Er zitterte und fragte sich, ob sie zu der Auffassung gekommen wäre, dass er Manhattan tatsächlich für das Mysterium, das ihn in New England erwartete, verlassen hätte. Er stellte sie sich mit ihrem bleichen Gesicht vor, das sie auf ein dünnes Tempur-Pedic-Kissen presste, die Augen klebten an der Tür, weil sie darauf wartete, dass ihr Ehemann und Sohn mit einem Lächeln im Gesicht und Blumen in der Hand angetanzt kamen und ihr offenbarten, dass alles nur ein grausamer Traum gewesen wäre und dass alles in Ordnung kommen würde. Und als er einschlief, betete er, dass dies nicht der Fall wäre, denn hier in Johnnys Welt gab es keine bestimmten Träume, die die Wahrheit sagten. Es gab nur Erinnerungen und die entsetzliche Gewissheit, dass man Mary Petrie bald aus dem Krankenhaus entlassen und sie ihren Sohn und Ehemann niemals wiedersehen würde …
    06. September 2005
    21:53 Uhr
    Johnny saß im Wartezimmer des Krankenhauses und starrte auf das Deckblatt der Zeitschrift Cosmopolitan in der Hand einer attraktiven Frau, die ihm gegenüber saß; das jugendliche Mädchen auf dem Deckblatt hatte die weißesten Zähne, die Johnny jemals gesehen hatte. Noch zwei weitere Leute saßen in dem Gehege aus orangefarbenen Vinyl-Sitzen, beide faulenzten, weil sie absolut nichts zu tun hatten: ein ernster, älterer Mann mit einer Herde Pocken im Gesicht, und ein glatzköpfiger Mann um die 40, der ein Taschenbuch von Douglas Preston und Lincoln Child las.
    Eine junge Krankenschwester in rot gestreifter Uniform hetzte herbei, und alle Wartenden vernachlässigten ihre banalen Beschäftigungen und schauten sie an, in der Hoffnung, dass man sie ihre Lieben besuchen lassen würde. Sie lief ohne Zwischenfälle vorbei, und alle widmeten sich wieder ihrer
Wartezimmer-Routine. Johnny nippte an dem Kaffee, den er sich für 50 Cent in der Cafeteria gekauft hatte, nachdem er im St Michaels Presbyterian Krankenhaus angekommen war (trotz seiner anfänglichen Sorgen um Marys Zustand, durfte er im Krankenwagen mitfahren, und das war verdammt cool). Er hatte hier beinahe drei Stunden totgeschlagen, da er auf irgendeine Nachricht von Mary wartete, sein Blick war weiterhin auf den Haupteingang gerichtet, in der Hoffnung, dass sein Vater nach Hause gekommen war und die Notiz gelesen hatte, die er ihm auf dem Küchentisch hinterlassen

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