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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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er immer noch das Läuten der Glocken zählte, wartete er, bis sie 30 erreicht hatten, dann öffnete er die Schublade der Kommode und holte ein ledernes Pergament heraus. Er ging zum Kreis zurück und entflammte die vier Kerzen, dann kniete er sich in den Kreis, legte die Hände leicht in seinen Schoß, seine Handflächen waren dabei nach oben gerichtet und hielten das Pergament wie eine Gabe. Er entspannte seine Schultern, den Kopf zum Dreieck gerichtet. Er fing an langsamer zu atmen, tief durch die Nase zu inhalieren, dabei ließ er die Luft so lange in seinen Lungen, bis die Glocke 13 Sekunden später läutete; dann atmete er genauso lange aus. Er wiederholte den Vorgang, bis er einen rhythmischen reflexartigen Atemzustand erreicht hatte.
    Während er sich auf den Geist Osiris konzentrierte, faltete er das Pergament auseinander und legte es flach in das Dreieck hinein. Er las das Siegel, das mit schwarzer Tinte auf das abgenutzte Leder geätzt war; dabei befreite er seinen Verstand von allen unerwünschten Gedanken und Sorgen. Er wiederholte den Namen des Geistes-Gottes für das Läuten der 13 Glocken, seine Stimme sang zusammen mit den Stimmen der Frau, des Mädchens und des Jungen, die in ihren jeweiligen Zimmern das gleiche Ritual durchführten.
    Nach dem Läuten der letzten Glocke, wonach er den Namen Gottes wiederholte, sagte er ein Gebet auf, seine Stimme zog dabei jedes Wort an einem Faden mit monotonen Noten heraus: »Ich flehe dich an, oh Geist Osiris aus der weiten Astralebene, bei der höchsten Majestät Gottes, dem Kind Bryan Conroy eine Verbindung zu unserer Bestimmung zu gestatten, damit auch er von deinem ermächtigenden Geschenk profitieren darf.«
    Als seine Worte endeten, läutete die Glocke erneut.
    Das Conroy-Haus wurde augenblicklich heiß. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er schloss die Augen, und vor seinem verschlossenen Sichtfeld erschien eine wärmeglühende Kugel. Er griff danach, seine Finger verlängerten sich wie winzige Zweige. Das Licht der Kugel sickerte in einer dünnen engen Linie auf ihn zu, als setzte es sich aus Flüssigkeit zusammen. Es ließ sich auf seinen zupackenden Fingern nieder, erfüllte schnell seinen Körper, geborgen und angenehm, seine Beine; sein Körper und sein Kopf saugten dessen flüssige Gabe vollständig auf.
    Kaum hatte das Licht seinen Körper durchtränkt, überkam ihn eine langsame Vibration, sein Körper nahm den mächtigen Rhythmus vollständig an. Er konnte ihn in seinem Kopf hören, in seinen Ohren, dabei nahm jede umfassende Kadenz eine tonale Kontur an, die schließlich einen deutlichen Widerhall bildete. Seine Ohren platzten bei jedem Echo, und er konnte zwei dunkle verschwommene Kugeln sehen, die sich jetzt an dem Platz neben seinem Kopf niederließen.
    Fenster zur Astralebene.
    Die dunklen Kugeln breiteten sich aus, in ihrem Innern erschienen undeutliche graue Löcher. Der Rythmus wurde lauter und klang wie die entfernten Schritte eines mächtigen Riesen, der sich in perfekter Einheit mit den Vibrationen seines Körpers näherte. Die Lippen des Mannes bewegten sich in ihrem eigenen Akkord, seine Stimme lang und flach, als er das Gebet zum Geist Osiris wiederholte.
    Das goldene Licht vor ihm weitete sich aus, wie auch die dunklen Kugeln neben ihm, deren grauer Mittelpunkt sich jetzt vergrößert hatte, um ihre einst schwärzliche Pracht zu verschlingen. Eine Tür enstand aus einem goldenen Licht, darin strahlte auf der metallischen Oberfläche ein glühend blaues Bild. Dieses nahm die Gestalt von geschwungenen Linien über einem hängenden Dreieck an, das von einem verbogenen Pfeil halbiert wurde.
    Langsam öffnete sich die Tür. Die hämmernde Vibration explodierte aus der Dunkelheit darüber hinaus – aus dem Reich der Astralebene in die physische Ebene.
    Der Mann starrte in den schwarzen Strudel, ein Sturm pfeifender Winde, die den langsamen, donnernden Impuls unterstützten. Aus dessen düsteren Tiefen konnte er deutlich die Botschaft des Geistes hören, jedes Wort wurde Silbe für Silbe ausgesprochen, eingebettet in einem einzigen dröhnenden Pulsieren.
    »Benjamin Conroy … fahre mit dem Ritual fort!«

Kapitel 2
    07. September 2005
    12:56 Uhr
    Trotz des ständigen Regens und der schmerzerfüllten Gedanken, die ihm auf der Busfahrt nach New England Gesellschaft geleistet hatten, war Johnny Petrie immer noch in der Lage, in seinem Herzen ein wenig Begeisterung auszugraben – in seinem Bauch flatterten unsichtbare

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