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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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drüben«, sagte er, deutete, schaute.
    Auf der linken Seite durchbrach ein verrosteter Kellerschacht eine dichte Fläche Fingerhirse, die zwei Schritte nach links in einen kleinen Kornkreis mit abgestorbenen Gräsern überging, braun und flachgedrückt entlang des Hausfundaments. Inmitten dieser vier Fuß großen Fläche summte ein Schwarm Pferdebremsen, Hunderte von ihnen, nicht im Flug, sondern genau in dem mit abgestorbenen Gräsern verdichteten Kreis, als versuchten sie, seine Unansehnlichkeit zu verdecken.
    Und in diesem Moment, während Johnny zu den Fliegen schaute, verstand er, warum Ed sich umgebracht hatte, warum Mary vor Verzweiflung ohnmächtig geworden war: weil hier irgendetwas absolut nicht stimmte, eine elende Bösartigkeit, die er riechen konnte, nicht unbedingt mit seiner Nase, aber mit seinem Verstand, seiner Seele. Sie existierte in dem Haus und dessen Umgebung, war fast greifbar, lungerte in den Schatten, auf jemanden wartend, der kommen und ihr wieder Leben einhauchen würde. Ed und Mary, sie hatten über das alles hier Bescheid gewusst – es hatte weiterhin mit der Erinnerung an Benjamin Conroy fortbestanden und höchstwahrscheinlich in ihren persönlichen Erlebnissen in der Vergangenheit. Und mit deren Rückkehr jetzt wollten sie ihr überhaupt nicht ins Auge blicken, waren felsenfest bei ihrer Entscheidung geblieben, ihr den Rücken zuzukehren und davonzulaufen, obwohl ihr einziges Kind ( nicht ihr Kind! ) in ihren Bann gelockt wurde.
    Es weiß, dass ich hier bin . Und es ist … es ist böse .
    Eine Flut des Schreckens überkam Johnny. Seine Beine froren fest. Sein Sehvermögen verschwamm. Seine Narbe brannte glühend heiß. Auf der abgestorbenen Grasfläche flüsterten und summten die Pferdebremsen, ihr erdrückendes, kontinuierliches Surren materialisierte sich zu Wörtern, die er nur in seinem Kopf hören konnte:
    Bryan …
    »Wir gehen lieber hinein oder laufen nach hinten zur Scheune«, meinte Judson und unterbrach Johnnys ängstliches Nachdenken. »Diese Biester stechen. Ich nehme an, Sie haben keine Pferdebremsen in der Stadt.«
    Johnny schüttelte den Kopf, ein Gefühl der Übelkeit machte sich in ihm breit. »Sie sind ekelhaft«, murmelte er. Und mit ihnen stimmt etwas nicht . Er starrte sie immer noch an und fragte: »Warum sind sie alle auf einer Stelle?«
    Irgendwo hinter ihnen krächzte ein Vogel.
    »Vielleicht ist Paarungszeit.« Judson stieg langsam die Verandastufen hinauf, eine nach der anderen, die Geschwindigkeit seinem Alter angepasst. Als er die Veranda erreichte, drehte er sich zu Johnny um. »Kommen Sie, sehen wir uns Ihre neue Bleibe an.« Johnny schaute den Anwalt an; in seinem Gesicht war eine düstere Ungeduld zu erkennen, die vorher noch nicht da war: Die Augen scharf und fordernd, die faltigen Lippen zitternden leicht. Er will, dass ich hineingehe. Warum?
    Johnny wollte gerade protestieren und sagte: »Andrew …« Aber der Anwalt öffnete bereits die alte Tür, seine knochige rechte Hand rüttelte den Schlüssel hin und her. Die Tür quietschte, als sie aufging, und Johnny musste ihm praktisch nach drinnen nachjagen, als er ziemlich eigenartig bemerkte, dass dort einst eine Fliegengittertür an dem Rahmen befestigt gewesen sein musste – sobald er die Küche betrat, konnte er im Geist hören, wie sie zuschlug.
    Als Johnny eintrat, stand Judson auf der linken Seite und leuchtete mit der Taschenlampe wie ein Polizist herum, der in irgendeiner finsteren Gasse nach einem Einbrecher suchte. Das Zimmer war düster, jedoch nicht komplett dunkel, durch die offene Tür hinter ihnen schien etwas Licht herein. Ein verschimmelter Fleischerblock stand verlassen mitten im Zimmer, ein Bein teilweise aus der Fassung gerissen, kaum Halt bietend. Johnny lief vorwärts, der unebene Linoleumboden bewegte sich unter dem Gewicht seiner Schritte auf und ab. Unter dem einzigen Fenster des Zimmers befand sich eine Spüle, der Wasserhahn mit grünen Flecken übersät, beide Griffe fehlten. Er ging um den Tisch. Glasscherben bedeckten das gelbe Porzellan des Spülbeckens. Vier tote Käfer lagen auf dem Rücken in der Nähe des Abflusses, Gliedmaßen nach innen gebogen.
    Johnny konnte hier eine Vielfalt von faulen Düften riechen: Müll, Feuchtigkeit, morsches Holz … und dann noch etwas anderes, schwach, aber deutlich. Wie ein dreckiges, nasses Tier , kam es ihm in den Sinn.
    Judson ging weiter, und Johnny folgte ihm in einen Raum, der wahrscheinlich einst ein Wohnzimmer war. Fast

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