Dead Souls: Horror (German Edition)
Stufen nach oben, eine nach der anderen, dabei warf er einen Blick nach hinten und sah nichts.
Er erreichte den Treppenabsatz und hörte lautes Fliegensummen.
Er schaute sich um.
Beinahe mutlos blieb er stehen. Auf einmal fühlte er, dass er keine Kraft in den Beinen hatte, um sich zu bewegen. Er umklammerte die Brüstung, kämpfte gegen einen raschen Panikanfall an, sein Kopf taumelte mit der Erkenntnis, dass er unabsichtlich in eine viel größere Sache hineingerutscht war, als sein Verstand aufnehmen konnte.
Auf dem Boden an dem Betonfundament des Hauses lagen ein Junge und sein Hund. Eine Blutlache sickerte unter ihnen wie ein dunkler, regungsloser Schatten hervor. Trotz seiner Wunden war der Hund zwar noch am Leben, aber kaum noch, die Zunge hing nutzlos heraus, den Körper hievte er mühsam hoch. Der Junge lag wiederum schaurig regungslos auf den Vorderpfoten des Hundes, quer über seinen blassen Torso verlief eine tiefe Schnittwunde, aus der immer noch Blut sickerte. Staub und Erde und Grasbüschel bedeckten seinen nackten Oberkörper, ein Beweis dafür, dass er sich einige Zeit am Boden gekrümmt hatte, bevor er seinen Verletzungen erlag.
Hunderte Pferdebremsen bedeckten sie.
Eddie war immer noch wie versteinert und starrte vor sich hin, als sich Panik wie ein bedrohlicher Mantel über ihn legte. Er verspürte das tiefe Bedürfnis zu schreien. Aber nichts kam heraus, als er seinen Mund öffnete.
Aus dem Haus ertönte ein Schreckensschrei einer Frau.
Elizabeth!
Es verging ein kurzer Augenblick, in dem er mit seinen Wahlmöglichkeiten kämpfte: Dem Jungen helfen, Elizabeth helfen, die scheinbar jetzt im Haus von dem Folterer des Jungen bedroht wurde … oder einfach dieses Haus des Terrors meiden und die Polizei ihre Arbeit erledigen lassen. Herrgott – wie lange würde das dauern? Bis dahin wäre Elizabeth genauso tot wie der Junge.
Unter diesen schwerwiegenden Umständen kam es Eddie lächerlich vor, so eine schnelle, kritische Entscheidung zu treffen. Trotzdem konnte er gleichzeitig die vernünftige Logik nicht in Frage stellen, die ihn antrieb: Es gab ein Leben zu retten, und er war der Einzige hier, um dies zu tun.
Ohne sich selbst einen Moment zu gestatten, in dem er es sich anders überlegen könnte, wandte er seinen Blick von dem Bild des Todes am Boden ab, dann riss er die Fliegengittertür auf und stürmte in das Haus, um Elizabeth Conroys Leben zu retten.
Kapitel 24
08. September 2005
09:56 Uhr
»Erstklassige Lage«, sagte Judson und lockerte seine Krawatte. »Der Bürgermeister zusammen mit dem Gemeinderat von Wellfield haben eine Anzahl von reichen Orono-Geschäftsmännern antreten lassen, die Entwürfe für den Bau von mehr als ein Dutzend Geschäftsgebäuden unterschrieben, besiegelt und ausgehändigt haben. Sie planen auch eine bewachte Wohnanlage, die exklusiv auf Leute über 55 abzielt; das ist ihre Art, die Einheimischen zu überzeugen, ihre Sozialleistungen hier anstatt im sonnigen Florida auszugeben, etwas, das ich selbst in wenigen Jahren vorhabe.« Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Johnny, es ist meine Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Land wesentlich mehr wert ist als das, was sie Ihnen anbieten wollen.«
Sie bogen in der Main Street rechts ab und fuhren die Center Street bis zu einem unbebauten ländlichen Gebiet entlang, das mit sehr hohen Gräsern und Büschen zugewuchert war.
»Das gehört alles mir?«, fragte Jonny, als er die grasbedeckte Landschaft betrachtete und dabei sinnierte: Interessant, wie ich mein ganzes Leben eingeschlossen in Manhattan verbracht habe und jetzt der Besitzer von fünf Morgen Ackerland bin .«
»Nicht alles. Einiges davon gehört der Stadt, aber sie können das Land nicht bebauen, bis es ihnen rechtmäßig gehört.«
»Warum?«
»Nun ja, diese Fläche hier«, sagte er und deutete nach rechts, »ist ursprünglich in den Fünfzigern abgegrenzt worden, und muss in Übereinstimmung mit der Bundesgesetzgebung grenzüberschreitend bleiben. Ihr Land und der Besitz der Stadt überschneiden sich zwischen den Geschäfts- und den Wohngebieten.«
»Was bedeutet?«
»Was bedeutet, dass es nicht genug Freifläche für die Stadt gibt, um zu erreichen, was sie will, ohne auf Ihrem Land zu bauen. Und sie können keine Abänderung der Verordnungen beantragen, weil es dann zu einer Ratsabstimmung kommen würde, die dem Bürgermeister seinen Job kosten könnten, falls es befürwortet wird – die stimmberechtigte Öffentlichkeit würde
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