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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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sinnierte er verträumt. Osiris ist hier, um mir bei dem Ritual zu helfen.
    Die Fingerspitzen berührten sich.
    Benjamin lächelte, als er die Kraft des Geistes in seinem ganzen Körper spürte, in seiner ganzen Seele. Er atmete schneller. Seine Haut kribbelte mit einer leichten elektrischen Ladung. Die Schmerzen seiner Wunden verwandelten sich zu einem massiven Kraft- und Euphorieschub.
    Beginne mit dem Ritual , flüsterte der Geist, dann verschwand er wie ein mit Wasser gelöschtes Feuer, einen Schatten zurücklassend, der voller verfaulter Federn und herumwirbelnder schwarzer Dinge war.
    Benjamin öffnete seine brennenden Augen. Er wischte sich die Tränen weg, dann schaute er sich schnell um. Luft schoss aus seinen Lungen. Die Haare an seinem Genick standen zu Berge – die, die nicht von Schweiß und Blut plattgedrückt waren. Irgendwo in der Ferne hörte er einen Vogel krächzen.
    Er schaute auf seinen Sohn hinunter.
    Beginne mit dem Ritual …
    Nickend lief er die Verandastufen hinunter, seine Augen auf den Jungen gerichtet. Er fühlte sich seltsam ruhig und furchtlos, auf die Abendbrise reagierte er empfindlich, die kühle Luft blies auf seinen erhitzten Körper. Er spitzte die Ohren und konnte den Wind durch die Äste der Bäume im Wald hinter der Scheune wehen hören.
    Benjamin begab sich zu dem Jungen. Er bemerkte einen Heiligenschein aus toten Pferdebremsen – Hunderte von ihnen –, der den Jungen und den Hund umgab. Ein Geschenk Gottes , überlegte er. Er schaute in Daniels kreidebleiches Gesicht. Die Augenlider des Jungen waren geschlossen, sein Mund mit der Zeit zu einer verprügelten Fratze erstarrt. Benjamin kniete sich hin, berührte Daniels entblößte Narbe. Da sie wie seine eigene verstümmelt war, fragte sich Benjamin, von welchem Schicksal der Junge heimgesucht worden war. Womit hat der Herr Osiris dich unterstützt, mein Sohn?
    Er betete: Danke, mein Herr Osiris für …
    Eine schnelle Bewegung rechts von ihm.
    Er zuckte zusammen und schaute schnell …
    … oh nein, verflucht nochmal …
    … der Hund, seine Augen waren offen, feucht, blickend …
    Wie von einem Blitz getroffen fuhr der Kopf des Hundes herum, verklebte Augen starrten Benjamin mit wilder Aggression an. Der Hund schnappte mit seinem schaumigen Maul nach Benjamins linkem Handgelenk. Er schrie und fing augenblicklich an, mit der rechten Hand auf den Kopf des Hundes einzuschlagen. Der Hund knurrte, er rümpfte die zitternde Schnauze und zeigte seine riesigen Reißzähne. Benjamins Finger packten das verfilzte Fell am Hals. Als er rückwärts taumelte, zog er es aus dem blutigen Kreis, aus den geronnenen Wunden sickerte frisches Blut.
    Staub wirbelte auf, als der Hund mit seinen Pfoten in den Dreck trat. Als Benjamin erkannte, dass der Hund verzweifelt versuchte, sich aufzurichten, sah er keine andere Möglichkeit, als sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf ihn zu werfen.
    »Ahhhrrrggg!« , schrie er und stürzte sich auf ihn. Es folgte ein unmittelbares Knacken – das Geräusch von Pilates Rückgrat, das unter 100 Kilogramm eines rücksichtslosen Pastors entzweibrach. Die klaffende Wunde an der Seite riss auf. Blut und Hundeeingeweide platzten wie Piñata-Süßigkeiten heraus.
    Benjamin fiel von dem Hund herunter, Grasbüschel und Erdbrocken durchsiebten hinten seine Hose. Auf dem Rücken liegend befreite er sein Handgelenk aus dem Maul des Hundes. Rosa Blut und schaumiger Speichel hingen wie Sirup weg. Er übergab sich und würgte, spuckte auf den Boden, dann rollte er sich auf den Bauch und stand auf. Einen Augenblick stand er taumelnd da und untersuchte sein Handgelenk. Er hatte kaum Gefühl darin, es war kalt und taub. Für einen Moment schossen alle Schmerzen und Qualen seiner älteren Verletzung wieder in ihn hinein, machten ihn auf die Tatsache aufmerksam, dass er hier keine Zeit mehr verschwenden konnte – es war jetzt an der Zeit, das Ritual zu Ende zu bringen.
    Er schüttelte die Schmerzexplosion ab, danke, Osiris , bückte er sich, legte seine Arme unter den Körper seines toten Sohnes und hob ihn auf.
    Einen Augenblick stand er da, starrte in das Gesicht des toten Jungen und fühlte eine unerwartete, klar Flut von Vollendung: Der Moment, auf den er die ganzen Jahre gewartet hatte, war endlich gekommen. Die letzten Stationen waren im Begriff, in Bewegung gesetzt zu werden. Osiris ist bei mir. Ich habe ihn berührt, und jetzt beobachtet er mich, führt mich, erlöst mich von meinen Schmerzen und lindert meine

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