Dead Souls: Horror (German Edition)
andere Vorgehensweise zu überlegen.
Der Irre stürmte in die Scheune und blaffte etwas Zusammenhangloses.
»Nein!«, schrie Johnny. »Lass mich in Ruhe!« Er stieg die Leiter hinauf, sein schweres Atmen nahm in der leeren Scheune einen flachen, dumpfen Ton an. Er hatte ungefähr drei Viertel des Weges zurückgelegt, als er spürte, wie die Leiter wackelte. Er schaute über seine Schulter.
Schweiß tropfte von seiner Stirn auf den Irren, der angefangen hatte, ihm hinterherzuklettern. Er humpelte, und es schien ihm schwerzufallen, die Leiter mit irgendeiner Geschwindigkeit hinaufzusteigen. »Oh Gott!«, brüllte Johnny, dann kletterte er in den Speicher hinauf und schaute sich panisch um. Er entdeckte unter dem Giebel ein kleines Loch. Trübes Licht schien hindurch, es leuchtete den Speicher und das Heu-Wirrwarr an, das den Dielenfußboden bedeckte. Auf dem Boden unter dem Loch lagen eine verschimmelte Matratze, ein Friedhof von Zigarettenstummeln und ein Haufen leerer Bierflaschen; irgendwann musste jemand hier eine kleine Party veranstaltet haben.
Johnny torkelte zu den Bierflaschen hinüber und packte eine am Hals.
Die Leiter rutschte leicht von links nach rechts … dann tauchte der Wahnsinnige auf, zuerst seine dreckigen verfilzten Haare und dann sein Gesicht mit der ausgehöhlten Augenhöhle, der ausgehöhlten Stirn und dem Überfluss an Narben und Prellungen.
»Komm her, Junge!«, rief er. »Ich verpasse dir eine von Gott erteilte Lektion!«
Der Irre fasste über das Ende der Leiter und fing an, in den Speicher hinaufzuklettern.
Johnny konnte immer noch nicht glauben, dass das alles gerade passierte. Vor zehn Minuten führte er eine ruhige Unterhaltung mit einem Mann, der ihm ein Vermögen versprach. Jetzt war dieser Mann tot, und Johnny schaute seinem Mörder direkt ins Gesicht.
Mit der Bierflasche im Griff, stürmte er vorwärts und zerschmetterte sie auf dem Kopf des Mannes. Der heulte auf, Hände schnappten nach Johnnys Beinen. Die Leiter neigte sich etwas nach hinten, doch nicht weit genug, um komplett umzukippen. Blut floss von der Stirn des Mannes hinunter und lief in sein gesundes Auge. Er kniff das Auge zusammen.
Jetzt war er blind.
Johnny rammte den gezackten Boden der Bierflasche, den er in der Hand hielt, in das Gesicht des Wahnsinnigen. Dieser riss die Stirn des Mannes auf und bohrte sich in sein geschlossenes Auge.
Der Mann keuchte und kreischte. Er drückte die Hände an sein Gesicht. Blut und klare Flüssigkeit liefen an seinen Fingern herunter. Johnny stieß erneut mit der Bierflasche zu, dabei verlagerte er sein gesamtes Gewicht nach vorn. Die Leiter kippte nach hinten. Der Irre ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten, aber das eignete sich nur für seinen Schwung nach hinten. Dieses Mal fiel die Leiter um und riss den Irren mit.
Johnny sah mit schrecklicher Furcht und Faszination zu, wie Mann und Leiter in die Stirnwand der Scheune krachten. Der Kopf des Mannes schlug mit einem widerlichen Knall auf die Holzwand auf, die oberste Leitersprosse nagelte ihn dort für wenige Sekunden fest, bevor er auf den harten Boden krachte. Er spreizte die Beine, und es war ein Geräusch zu hören, als brach oder riss etwas, das in der leeren Scheune noch verstärkt wurde. Sein Torso fiel nach vorn, sein Kopf knallte auf den Boden. Wie ein erschöpftes Tier lag er da, von einer Rauchwolke umgeben, Beine unter ihm wie in einem yogaähnlichen Spagat ausgebreitet. Wie eine Blutfontäne spritzte es aus seinem Hinterkopf. Angewidert wandte Johnny seinen Blick ab und entdeckte den Blutabdruck an der Wand, wo der Kopf des Irren aufgeschlagen war.
Johnny wartete. Fast rechnete er damit, dass der Wahnsinnige noch am Leben war, aufstand und wieder hinter ihm herjagte. Er lauschte seiner eigenen Atmung, die jetzt nach diesem Terror raste. Die Erde drehte sich. Seine Angst gipfelte in einer allumfassenden Panik, was dazu führte, dass sich das Bild vom Mann auf dem Boden und der neben ihm liegenden Leiter krümmte und schwankte und aufblähte. Er griff sich ans Herz, ertappte sich dabei, wie er wippte, und fiel fast über den Rand, bevor er sich in die staubigen Schlupfwinkel des Speichers zurückzog. Er kauerte sich in die Ecke, war zu ängstlich, um sich zu bewegen, zu ängstlich, um vor der Sicherheit des Speichers zu fliehen. Er blieb dort eine undefinierbare Zeit, stand regungslos da und starrte auf die verschimmelte Matratze und das Sortiment an leeren Bierflaschen.
Fliegen schwirrten
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